Rückrufaktion Teil II: der Schwimmbi-Graben

Ronny Wittenwiler

Wir haben uns letzte Woche ja mit einer Rückrufaktion beschäftigt, die in Möhlin seit Generationen anhält. Zur Erinnerung: Jeweils pünktlich um 19.45 Uhr wird jeden Abend über Lautsprecher die bevorstehende Schliessung des Schwimmbads verkündet. Dann reihen sich alle Eltern, die grosse Stücke auf sich halten, vor der Hecke auf und rufen ihren Nachwuchs im Wasser zurück.

Problem 1: Rufst du deine Kinder gleich als Erster aus dem Becken, sind sie sauer und du bist mega peinlich.

Problem 2: Rufst du deine Kinder als Letzter aus dem mittlerweile menschenleeren Becken, fragt sich hingegen der Badmeister, ob bei dir die Sauerstoffversorgung nicht bis um die Kurve des Schnorchels gekommen ist.

Bekanntlich löse ich das Dilemma mit einer leicht modifizierten Rückrufaktion: indem ich mich zwar als Erster vor die Hecke stelle und sofort rufe – allerdings unter Verwendung von mir völlig wildfremden Namen, die hier in Möhlin sowieso niemand trägt. So feiern die Badmeister meine Entschlossenheit und für Brösmeli und Krümel bin ich der Held des Tages.

So. Entschuldigung, dass ich all das von letzter Woche einfach nochmals erzählt habe, aber es gibt da halt jetzt ein Problem. Gleich am Samstag darauf hat mich ein Familienvater aus Rheinfelden angeschrieben und mich gefragt, ob ich eigentlich noch alle Tassen im Schrank hätte. Er habe bei seinen Kindern Lea, Yannik und Noah dieselbe Taktik anzuwenden versucht und gemäss meinen Empfehlungen kurz vor Schluss wie ein Verrückter quer übers ganze Becken der Rheinfelder Badi gerufen: Mareike, Amadeus, Maximilian – kommt raus, Feierabend! Der Papa wartet im Auto. Zwei Minuten später standen zwei Dutzend Kinder bei ihm auf dem Parkplatz.

Der Trick scheint in Gemeinden mit einer International School nicht ganz zu funktionieren.

witte@nfz.ch

Witte's Welt

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