PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

  20.01.2023 Fricktal

Oink. Grunz. Quiek.

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Peter Schmid*

Kein Schwein wird diese Kolumne lesen. Dabei steht das kluge, zu seinem eigenen Unglück schmackhafte Tier im Zentrum des heutigen Beitrags.

Gerade schneide ich beherzt in eine frisch zubereitete Leberwurst. Nun entweicht das Innere dem Gedärm an der Schnittstelle. Es quillt ein schlabbriger Brei heraus, würzig duftend, sich ausbreitend Richtung Tellerrand. Das lieben nicht alle. Wäh! So gruusig! Ich werde vom Esszimmer in die Küche verbannt. Dabei dachte ich, eine gemütliche Mahlzeit habe immer auch einen geselligen Aspekt. So werde ich mich für meine nächste Metzgete lieber mit Gleichgesinnten in die Landbeiz begeben. Das wird bestimmt lustiger. Das Rössli, der Adler, der Löwen, der Bären: Passend zur Jahreszeit bieten die hiesigen Landgasthöfe Sauereien auf ihren Speisekarten an. Metzgete sind in. Nicht nur Blut- und Leberwürste, wie es sich gehört, mit Apfelschnitzen und Sauerkraut garniert, füllen in schwer verdaulicher Manier Fricktaler Mägen. Gerne gesellen sich das Schnörrli, das Schwänzli, das Gnagi dazu. Hauptsache kein Food Waste.

Vorbei sind die Zeiten der Störmetzger, die, von Hof zu Hof ziehend, gleich vor Ort zu Werke gingen. Das Spektakel hatte für uns Kinder jeweils seinen besonderen Reiz. Das arme Säuli. Aber selber schuld, was hatte es auch so gierig fressen müssen. Jetzt war es fällig. Grunz. Oink. Ein letztes Quiek. Wie genau das Tier verendete, durften wir nicht mitansehen. Dafür bekamen wir danach alles mit: Das Wegschrubben der Borsten im heissen Wasser, das Aufschneiden und Ausnehmen, das Herausquellen der Innereien, das Rühren der Blutsuppe, das Abfüllen und Aufhängen der Würste in der dampfenden Küche. Und der grässliche Saukopf grüsste grinsend vom Fleischerhaken.

Was empfanden wir Schaulustigen? Ekel? Mitleid? Wohliges Schaudern? War der schwitzende Störmetzger ein böser Mann? Argwöhnisch musterten wir ihn. Zufrieden mit seinem Tagewerk wusch er nach getaner Arbeit seine scharfen Messer, ein Liedlein pfeifend, bevor er sich das eine oder andere Bierchen, das eine oder andere Schnäpschen gönnte und sich für nächstes Jahr empfahl. Seit das Gesetz die Hofmetzgete nur noch für den Eigenbedarf zulässt, findet die Arbeit des Fleischfachmannes oder der -fachfrau weitgehend hinter verschlossenen Türen statt. Was die machen, wollen wir ja nicht unbedingt sehen. Oder doch? Vielleicht erinnern Sie sich an die öffentlich zugängliche Schlachterei, die unlängst nicht weit von hier mitten im Dorfzentrum stattfand. Das Spektakel sorgte für grosse Aufregung. Unklar blieb, was genau unzählige Neugierige, Tierschützer und Medienschaffende anlockte. Der Metzger erlebte einen Shitstorm, und sogar ein Selbstgeissler zelebrierte sein Mitleid mit der geschundenen Kreatur vor laufender Kamera.

Schwer zu sagen, wie es mit dem Fleischkonsum weitergeht. Dieser sank zwar seit den achtziger Jahren in der Schweiz kontinuierlich. Er nahm jedoch 2021 gegenüber dem Vorjahr wieder leicht zu. Im Jahresdurchschnitt waren das (pro Kopf) über 50 Kilogramm. Am beliebtesten war – mit Abstand – Schwiinigs. Da türmt sich ein beachtlicher Fleischberg auf, auch wenn vegetarische und vegane Ernährung im Vormarsch sind. Immerhin läuft bei den Fleischtigern der Trend hin zum Konsum regionaler Produkte.

Was heisst das für meine ramponierte Öko-Bilanz? Darf ich die würzige Bratwurst oder das saftige Schnitzel mit weniger Skrupel verspeisen, wenn es sich um ein (gerade noch) glückliches Fricktaler Bio-Säuli handelt? Die moralische Überlegenheit gegenüber dem Verspeiser des argentinischen Rindes oder des neuseeländischen Lammes darf nicht darüber hinwegtäuschen: Wer lokal handelt, begegnet manchem ganz direkt. So hatte ich neulich auf einem nahen Bauernhof eine denkwürdige Begegnung. Ein fröhlich herumspringendes Ferkel blieb abrupt vor mir stehen. Mich traf ein stechender Blick. Dann sagte es mir seine Meinung: Oink! Grunz! Quiek! (Übersetzt: blöder Saufresser!)

Zu den heutigen Wettbewerbsfragen:
Wo befindet sich die abgebildete (Kalbs-) Bratwurst? (Schwiinigs ist wohl schon ausverkauft). Eine der folgenden Internetadressen gibt es tatsächlich. Welche ist es?

www.oinkgrunzquiek.com
(Nordwestschweizer Bioschweinefleischproduzenten)
www.vbl.org
(Verein zur Förderung des Ansehens von Blut- und Leberwürsten)
www.fff.net
(Fricktaler Ferkelfreunde)


Wissen Sie die Lösung?

Schreiben/ mailen Sie uns, wo sich die Bratwurst befindet und welche Internetadresse es tatsächlich gibt. Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert. redaktion@nfz.ch

NEUE FRICKTALER ZEITUNG
Baslerstrasse 10
4310 Rheinfelden


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