«Rheinfelden ist schöner als München und Düsseldorf»

  22.01.2023 Rheinfelden

Eder, Schonhardt und Maunz sind Stadtführerinnen in Badisch Rheinfelden

Nach dem erfolgreichen, aber anstrengenden Jubiläumsjahr blickt das Team der drei Stadtführerinnen von Badisch Rheinfelden positiv in die Zukunft. Wie viele in der jungen Geschichte Rheinfeldens sind sie Zugezogene, welche die Stadt auf ihre Art lieben lernten. Etwas neidisch auf die Schweizer Schwesterstadt sind sie aber trotzdem.

Boris Burkhardt

Ulrike Maunz (53) ist Architektin und weiss viel Verstecktes an den Rheinfelder Gebäuden seiner Gründungszeit zu offenbaren; Manuela Eder (56) recherchiert und erzählt am liebsten Geschichten starker Frauen in Badisch Rheinfelden; Gerlinde Schonhardt (80) hat sich auf die Führungen in den Kirchen spezialisiert. Zusammen bilden die drei Frauen im Jahr 2023 das Team der Stadtführerinnen in Badisch Rheinfelden und ergänzen das Angebot an allgemeinen und thematischen Führungen mit ihren unterschiedlichen Interessen. 2022 haben die drei ein Mammutprogramm anlässlich des 100-Jahr-Stadtjubiläums absolviert, auf das sie mit Stolz zurückblicken, das aber wegen seines Aufwands einmalig bleiben soll.

Angebot wie in einer Grossstadt
In der Stadt, über die sie soviel erzählen können und die jede auf ihre Art in ihr Herz geschlossen hat, ist keine der drei Frauen geboren. Gerlinde Schonhardt hat schon in München und Düsseldorf gelebt; aber «am allerschönsten» findet sie es in Badisch Rheinfelden «mitten in Europa»: «In unserer Region habe ich ein Angebot wie in einer Grossstadt: In der Zeit, in der ich von Perlach (München) oder Benrath (Düsseldorf) in die Innenstadt brauche, bin ich auch von Rheinfelden in Basel, Freiburg oder gar in Zürich.» Schonhardt ist ein Flüchtlingskind, 1942 im Sudetenland geboren. Die Einschulung erlebt sie noch in Bad Pyrmont bei Hannover; 1950 zieht die Familie aber bereits nach Badisch Rheinfelden. In der Jubiläumschronik schrieb Schonhardt über das Thema Flüchtlinge in Badisch Rheinfelden.

Schonhardt geht in jener Zeit einen selbstbewussten Weg als Frau, arbeitet nach der Handelsschule in Säckingen in der Dynamit Nobel AG in Badisch Rheinfelden in der wissenschaftlichen Bibliothek, später in München als Hausangestellte und Kindermädchen und in Düsseldorf bei Henkel als Laborsekretärin. 1968 heiratet sie den Rheinfelder Heiner Schonhardt, das Paar hat zwei Kinder. Schonhardt wohnt in Warmbach direkt am Rhein, in dem sie in der warmen Jahreszeit jeden Morgen baden geht. Zehn Jahre arbeitet sie im St. Josefshaus für Menschen mit Behinderungen im Stadtteil Herten und sie spielt Theater auf der Rheinfelder Volkskunstbühne. Schonhardt wurde im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2007 Stadtführerin. Die drei Frauen kennen sich seit der gemeinsamen Stadtführerfortbildung 2012 an der Volkshochschule.

«Die Stadt als solches hat mich schon immer interessiert», sagt Schonhardt: «Geschichte war in der Schule mein Lieblingsfach.» Dennoch ist sie überzeugt: «Seit ich mit Ulrike und Manuela zusammenarbeite, hat sich mein Stadtbild komplett verändert.» Maunz gibt das Kompliment zurück: «Gerlinde ist für uns unglaublich wichtig: Sie kennt so viele Leute und weiss von jedem Haus, wer darin gewohnt hat.»

Das Stadtbild Rheinfeldens ist nicht überall schön
Ulrike Maunz interessierte schon immer an einer Siedlung, «warum sie entstand», und an einem Haus, «warum es dasteht, wie es dasteht, und warum es aussieht, wie es aussieht». Seit neun Jahren arbeitet sie im Rheinfelder Architekturbüro Knöpfel. Gebürtig aus Ehingen bei Ulm, lebte auch sie in München, von wo sie 2000 zunächst ungern ihrem Mann aus der gemeinsamen Heimat ins Schweizer Rheinfelden folgt. Maunz pendelt bis zur Geburt der beiden Kinder noch als Architektin nach Stuttgart. 2005 zieht die Familie nach Badisch Rheinfelden.

«Das Stadtbild Badisch Rheinfeldens ist nicht überall schön», sagt Maunz: «Aber wenn man die Geschichte kennt, findet man es toll, was in 100 Jahren alles geschafft wurde.» Rheinfelden habe eine «so bunte Stadtgemeinschaft: Ich wohne total gerne hier.» Aufgrund zahlreicher anderer Verpflichtungen habe sie immer wieder überlegt, als Stadtführerin aufzuhören: «Aber wir sind ein solch tolles Team, dass ich lieber andere Aktivitäten gestrichen habe.» Über Eder sagt Maunz: «Ihr fortwährendes Interesse, Neues zu entdecken, steckt uns alle an.»

Auch Stadtführerin in Lörrach
Manuela Eder fand es von Anfang an «faszinierend, in einer Grenzregion zu leben». Dabei war die gebürtige Westberlinerin auch in ihrer Heimat Grenzen gewöhnt, aber eben ganz andere: «Es macht viel von der Lebensqualität des Dreiländerecks aus, dass man einfach über die Grenze gehen kann.»

Als Reiseverkehrskauffrau zieht es Eder noch vor der Wende mit ihrem Berliner Mann nach Freiburg und in den Schwarzwald, nicht zuletzt, weil sie bis heute eine begeisterte Skifahrerin ist. Sie lebte auch in London und Wien, zieht 1998 endgültig aber nach Badisch Rheinfelden, wo ihre beiden Kinder auf die Welt kommen.

Eder begann wie Schonhardt 2007 mit Stadtführungen in Badisch Rheinfelden, war aber schon einige Jahre davor als Stadtführerin in Lörrach tätig, wo sie zuvor wohnte, und ist es noch heute. Laut eigener Aussage hat sie ein grosses geschichtliches Interesse an der gesamten trinationalen Region, blickt aber auch «neidisch» auf das Schweizer Rheinfelden, wo «grosse zeitliche Bögen gespannt werden können». Es passiere aber auch immer wieder, dass die badischen Stadtführerinnen die Gäste aus der Schwesterstadt mit «spannenden und ungeahnten Fakten überraschen können».


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote