Als für Rheinfelden ein Stadttheater gebaut wurde
06.12.2022 RheinfeldenVernissage der Neujahrsblätter 2023
Die Stadt Rheinfelden hegt grosse Pläne für den Bahnhofsaal. Wie die Geschichte dieses Gebäudes aussieht, erfährt der Leser in der aktuellen Ausgabe der Rheinfelder Neujahrsblätter.
Valentin Zumsteg
Mit vielen Gästen ist am Donnerstagabend die Vernissage der Rheinfelder Neujahrsblätter 2023 in der Trinkhalle der Kurbrunnen-Anlage gefeiert worden. Alle schienen sich nicht nur auf die neuste Ausgabe dieser Stadtchronik zu freuen, sondern auch auf die öffentliche Präsentation. Wegen Corona musste in den vergangenen zwei Jahren schweren Herzens darauf verzichtet werden. Umso fröhlicher ging es am Donnerstag zu und her: Für den musikalischen Rahmen und Schwung sorgte Viktor Hottinger mit seinen N’Awlins Six. «Endlich können wir wieder eine Vernissage der Neujahrsblätter feiern», sagte Ute W. Gottschall, Präsidentin der Kommission, zur Begrüssung. Rund 100 Geladene hatten sich eingefunden, darunter viele Autorinnen und Autoren, Vertreter der Stadt, von Badisch Rheinfelden sowie Gönnerinnen und Gönner.
Vom Bahnhofsaal zum Adolf-Roniger-Saal?
Die Neujahrsblätter 2023 sind mit ihren über 220 Seiten wieder umfangreich und vielseitig ausgefallen. Ein grosser Artikel ist dem ehemaligen Stadttheater von Rheinfelden gewidmet. Als die Brauerei Feldschlösschen das Hotel Bahnhof erstellen liess, war es für Brauereidirektor Adolf Roniger eine Herzensangelegenheit, seiner Heimatstadt ein Stadttheater zu bauen. 1935 ist der Theatersaal eröffnet worden. Die ursprüngliche Platzkapazität wird mit 500 bis 700 Plätzen angegeben, nach der Renovation 1984 sind es 680 Plätze. Das imposante Gebäude mit eindrucksvoller Fassade, das vom Baubüro Feldschlösschen und von Ernst Schelling geplant worden war, wird heute «Bahnhofsaal» genannt und ist deutlich in die Jahre gekommen. Die Stadt beabsichtigt, diese für Rheinfelden identitätsstiftende Liegenschaft zu kaufen und grundlegend zu sanieren. In seinem Text plädiert Autor Chris Leemann dafür, den Saalbau nach der geplanten Erneuerung umzutaufen. Er schlägt vor: Adolf-Roniger-Saal. Dies als Erinnerung an den grossen Kultursponsor. Ob die Stadt einen Saal mit einem «Adolf» im Namen will, ist eine andere Frage, die noch zu klären sein wird.
Der Rheinfelder Ortsbürgergemeinde ist ein weiterer Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der Neujahrsblätter gewidmet. In verschiedenen Artikeln wird das Wirken dieser Rheinfelder Institution ausführlich beleuchtet. Da geht es unter anderem um den Stadtwald, das Fricktaler Museum und die vielen anderen Aufgaben, welche die Ortsbürgergemeinde übernimmt. Es kommen aber auch jüngere und ältere Ortsbürgerinnen und Ortsbürger selber zu Wort.
Einnahmen aus Herznach für Rheinfelden
Eine spannende Familien- und Unternehmensgeschichte erzählen Johanna Bucheli und Richard Grell in ihrem Artikel über die Mergenthaler AG, die 1902 gegründet worden ist. Diese Baufirma war eine der ersten, die Fertigelemente entwickelte. Das erste Elementhaus steht heute noch in Zeiningen.
Was verbindet die Kirche von Herznach mit Rheinfelden? Auf diese Frage gibt Historiker Linus Hüsser in seinem Text Auskunft. 1396 brach in Rheinfelden ein Brand aus, der 30 Häuser und den Chor der Stiftskirche zerstörte. Zur Behebung der Schäden benötigten die Chorherren zusätzliche Mittel. Aus diesem Grund übertrug Herzog Friedrich von Österreich im Jahr 1406 sein Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Nikolaus in Herznach dem Chorherrenstift Rheinfelden. Dadurch erhielt der Stift zusätzliche Einnahmen, was äusserst willkommen war. Erst 1867 ging dieses Patronatsrecht vom Rheinfelder Chorherrenstift an den Kanton Aargau.
Feuerwehr-Geschichte als Zugabe
Wer den Jahrgang 2023 der Rheinfelder Neujahrsblätter erwirbt, erhält dazu ein zweites separates Buch. Darin wird die Geschichte der Feuerwehr Rheinfelden, die es seit rund 150 Jahren gibt, dargestellt. «Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung», sagte Feuerwehrkommandant Marc Leber an der Vernissage. Ihm ist es ein grosses Anliegen, dass die Feuerwehr nicht nur als Einsatzformation, sondern als wichtige Institution von Rheinfelden wahrgenommen wird. Diese Publikation soll dazu beitragen.
Die Rheinfelder Neujahrsblätter 2023 erscheinen in einer Auflage von 800 Exemplaren. Verkaufsstellen sind: Altstadt-Papeterie, Buchoase am Rhy, Stadtbüro, Städtli-Kiosk, Fricktaler Museum und Herzog Medien AG.
Ute W. Gottschall verabschiedet
Seit 17 Jahren ist Ute W. Gottschall Mitglied der Rheinfelder Neujahrsblatt-Kommission, seit 12 Jahren amtet sie als Präsidentin. Per Ende Jahr gibt sie nun ihren Rücktritt. An der Vernissage hat Kommissionsmitglied Walter Herzog ihr grosses Engagement und ihren langjährigen Einsatz gewürdigt. Neu besteht die Rheinfelder Neujahrsblatt-Kommission aus folgenden Mitgliedern: Susanne Ammann, Silvia Berger, Lotti Berner, Robert Conrad, Richard Grell, Walter Herzog, Anna Tina Heuss, Tom Steiner und Brigitte Wunderlin. (vzu)