Endstation und Aufbruch
10.11.2022 Frick, Gipf-OberfrickVerzicht auf «Norderschliessung» des Fricker Bahnhofs
Neuer Bushof, Verlängerung der Personenunterführung auf die Rückseite, rückwärtige Erschliessung von Gipf-Oberfrick her für den Fuss- und Veloverkehr – nicht aber für den motorisierten Individualverkehr; das sind die Eckpunkte für den künftigen Fricker Bahnhof – erarbeitet mit der Bevölkerung und mit ihr überprüft am Montagabend in der Mehrzweckhalle von Gipf-Oberfrick.
Simone Rufli
Anders als jahrelang angedacht, wird die rückwärtige Erschliessung des Fricker Bahnhofs dem Velo- und Fussverkehr vorbehalten bleiben. Wo der neue Weg auf der Ziegeleiseite durchführen soll, gilt es im Detail noch zu klären. Entlang der Dammstrasse soll die Sicherheit verbessert werden, so der Wunsch der überwiegenden Mehrheit der rund 100 Teilnehmenden an der Ergebniskonferenz vom Montagabend. Auf die nordwestseitige Erschliessung für den Autoverkehr wird vorläufig verzichtet.
Die Umgestaltung des regional bedeutenden Bahnhofs beschäftigt Frick und Gipf-Oberfrick seit 16 Jahren. Die Vorstellungen darüber, wie die Aufwertung erfolgen soll, gingen bisweilen weit auseinander. Ein Rückblick: Zwischen 2006 und 2012 werden in Gipf-Oberfrick diverse Varianten für einen rückwärtigen Anschluss geprüft. Keine vermag restlos zu überzeugen. Es kommt die Variante «Mitte» hinzu, mit der Erschliessung durch das Areal der Betriebe Hinden und Meliofeed AG. Im März 2017 werden die Vorschläge in Gipf-Oberfrick der Öffentlichkeit vorgestellt. Die vom Gemeinderat favorisierte Variante «Mitte» stösst auf starken Widerstand. Der damalige Fricker Baudirektor Thomas Stöckli muss sich gegen die Behauptung wehren, die Norderschliessung diene ausschliesslich den Frickern, und zwar als Dorfumfahrung.
Noch im 2017 beschliesst der Gipf-Oberfricker Gemeinderat aufgrund des Widerstands einen Marschhalt. Während Gipf-Oberfrick einem unabhängigen Fachbüro den Auftrag erteilt, alle Varianten auf den gleichen Stand zu bringen und auf ihre Realisierbarkeit zu überprüfen, konzentriert sich Frick auf das Busbahnhof-Projekt.
Ende März 2019 erklärt das von Gipf-Oberfrick beauftragte Fachbüro alle bisherigen Varianten für unbrauchbar. Die beiden Gemeinderäte reagieren mit Verständnis und bekräftigen ihren Willen, gemeinsam weiterzusuchen. Im November 2020 teilen sie mit, dass sie die Weiterentwicklung fortan in einer interkommunalen Arbeitsgruppe angehen wollen. Die Bevölkerung kann sich ein erstes Mal am 7. Mai 2022 in Frick im Rahmen eines öffentlichen Workshops zu den Vorschlägen der Arbeitsgruppe einbringen, ein zweites Mal an diesem Montag in Gipf-Oberfrick.
Die Empfehlungen dieser Ergebniskonferenz fliessen jetzt in die weitere gemeinsame Planung der beiden Gemeinden ein. Das Tempo soll forciert werden. Der Gemeinderat Frick will einer der nächsten Gemeindeversammlungen einen Projektierungskredit für die konkrete Planung einzelner Meilensteine rund um den Bahnhof beantragen. In Gipf-Oberfrick ist ein Projektierungskredit für die Realisierung der nordwestseitigen Direktanbindung geplant.
«Wir wollen vorwärts machen»
Der Fricker Bahnhof
Der Fricker Bahnhof soll durch die gemeinsame Planung aufgewertet werden. Dem ÖV soll Priorität eingeräumt werden, der Langsamverkehr besser vom motorisierten Verkehr getrennt werden. Verzichtet wird nicht nur auf die «Norderschliessung» für den Autoverkehr, sondern auch auf die Planung in einer ober- und einer unterirdischen Ebene.
Simone Rufli
«Wir wollen uns nicht verlieren im grossen Ganzen, sondern vorwärts machen.» Wie bereits im Mai in Frick, begrüssten Verena Buol Lüscher, Frau Gemeindeammann von Gipf-Oberfrick und Daniel Suter, Gemeindeammann von Frick, die rund 100 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer aus den beiden Gemeinden auch am Montagabend wieder gemeinsam. Viele Personen hatten sich bereits im Mai mit der Weiterentwicklung des Fricker Bahnhofs beschäftigt, andere waren das erste Mal dabei. Darunter auch solche, die sich aufgrund des Veranstaltungs-Titels «Ergebniskonferenz» mehr erhofft hatten, insbesondere konkrete Ergebnisse. Effektiv ging es am Montag aber darum, aufzuzeigen, wie die in der ersten Konferenz erarbeiteten Empfehlungen in der Zwischenzeit von den Mitgliedern der interkommunalen Arbeitsgruppe geprüft und
ins Zielbild integriert worden sind. Der Arbeitsgruppe gehören Gemeinderäte, Verwaltungsvertreter und Planer an. Moderiert wurde auch diese zweite Veranstaltung von Paul Krummenacher (Frischer Wind AG). Auch Gäste aus umliegenden Gemeinden waren eingeladen. Anwesend waren Gemeinderäte aus Oeschgen, Oberhof und Ueken.
Wie bereits vor einem halben Jahr in Frick wurden die Vorschläge der Arbeitsgruppe auch am Montag wieder an Tischen in gemischten und mehrmals wechselnden Gruppen zu je sechs Personen diskutiert. Allen Gruppen war dabei wichtig, dass für den Fuss- und Veloverkehr von Gipf-Oberfrick her rasch ein neuer und sicherer Zugang auf der Ziegeleiseite realisiert wird. Abweichend von den bisherigen Plänen sprachen sich die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer zusätzlich für eine Verlängerung der aktuellen Bahn-Unterführung in Richtung Dörrmatt (Ebene Alterszentrum Bruggbach) aus. Und weil die Umsteigewege vom Postauto zur Bahn und umgekehrt mit der Verlegung des Bushofes zum heutigen Holzverlad länger werden, wird die Realisierung einer zweiten Personenunterführung empfohlen.
Gesamtverkehrsplanung
Bevor jedoch der Bushof verlegt werden kann, ist der Freiverlad aufzuheben. Dieses Ziel verfolgt Frick gemeinsam mit den zuständigen kantonalen Stellen und den SBB. Eine Beschleunigung in dieser Angelegenheit erhofft sich Frick von den jüngsten Bewegungen im Sisslerfeld, insbesondere vom geplanten Zuzug der Firma Bachem. Auch zur Finanzierung gab es am Montag Vorschläge aus der Bevölkerung. So wurde angeregt, dass sich die Region an der Finanzierung der Bahnhofbauten beteiligen soll.
Götz Timcke, Leiter der strategischen Planung im kantonalen Baudepartement, sprach über regionale Gesamtverkehrskonzepte. Der Kanton erarbeite derzeit eine Gesamtverkehrsplanung Hochrhein, die auch die Region rund um Frick beinhalte. Aus kantonaler Sicht bestünden rund um den Fricker Bahnhof durchaus verkehrstechnische Herausforderungen, so Timcke. Im kantonalen Quervergleich würden diese Probleme jedoch als gering eingeschätzt. Angesichts von langen Umsetzungszeiten und sehr hohen Kosten für regionale Planungen und Umfahrungsprojekte empfahl Timcke Frick und Gipf-Oberfrick, den Fokus auf die von den Gemeinden beeinflussbaren Bereiche – wie zum Beispiel Verbesserungen beim Langsamverkehr – zu richten.
Im besten Fall kann mit der Umsetzung der ersten Massnahmen im Zeitraum 2026 bis 2028 angefangen werden.