Von Trotten und Trauben
16.10.2022 FricktalSpuren zum Weinanbau sind auch in der Namenlandschaft zu finden
Spätestens im Weinmonat Oktober beginnt die Weinlese, die sogenannte Wümmet-Saison. Die diesjährige Weinlese begann vielerorts früher, teilweise bereits anfangs September. Im Fricktal erinnern mancherorts Gebietsund Wegnamen an den historischen Rebbau.
Beatrice Hofmann-Wiggenhauser
Im Kanton Aargau werden in insgesamt sieben Weinbauregionen rund 400 Hektaren Reben angebaut, unter anderem auch im Fricktal. Sechs Aargauer Winzerbetriebe wurden dabei schon mehrfach an der «Mondial des Pinots» mit Medaillen ausgezeichnet – auch dieses Jahr wieder.
Reb-Namen verweisen auf den Weinanbau
Spuren zum Weinanbau sind auch in der Namenlandschaft auffindbar; zum Teil an Orten, an denen heute die Reben fehlen und somit nur noch auf den historischen Rebbau verweisen. So etwa in Laufenburg der Rebacher oder das Rebmättli, die Neurebe und der Neureberai in Oeschgen, der Rebeplatz in Schwaderloch oder Im Rebland im Mettauertal. In Mumpf gibt es den Rebberg, in Schupfart die Blindrebe, in Hellikon die Rebmatt. Wobei die Blindrebe in Schupfart ihren Namen von der benachbarten Flur Blind hat. Blind steht in der Namengebung jeweils für schattige oder schlecht ertragbare Flurstücke. Kein Wunder also, befindet sich heute dort eine Obstspalieranlage, anstelle der bereist vor dem ersten Weltkrieg entfernten Reben. In Schupfart lag das grosse Rebgebiet so oder so im heute überbauten Gebiet Herrai. Davon zeugen nur noch der Strassenname Rebenweg und die oberhalb gelegene Flur namens Ob de Rebe.
Von alten Trotten
In Kaisten gibt es heute noch den Trottenhof und den Trottenhofweg. Der Trottenhof liegt gleich neben der Rebmatt, die im 19. Jahrhundert noch als Kellerreben bezeichnet wurde.
Eine Trotte bezeichnet eine Trauben- oder auch Obstpresse und verweist in Flurnamen auf eine ehemalige Vorrichtung dieser Art oder auf eine Flur, die dem Trottmeister zur Nutzung freigestellt wurde. In Kaisten gab es ursprünglich sogar fünf Trotten. Die Birristrott, ebenfalls in Kaisten, die sich südöstlich des Heubergs befindet, ist schriftlich seit 1563 belegt. Der Flurname bezeichnet ein ehemaliges Rebgebiet mit einer abgegangenen Trotte. Im Blauen an der Grenze zu Laufenburg gab es um 1600 ebenfalls Reben und eine Trotte, die jedoch um 1604 bereits wieder aufgegeben wurde. Eine weitere stand im äusseren Berg, die sogenannte innere Trotte und die Trotte in der Steig, wurde die alte Trotte genannt.
Von den Familiennamen Räber und Weingärtner
Nebst den Flurnamen weisen auch einige Familiennamen auf den Weinanbau hin. Die Familie Reber oder Räber ist zum mittelhochdeutschen Wort rebe für Rebe zu stellen. Weingärnter bezieht sich auf das Substantiv Weingarten, das ebenfalls eine mit Reben angebaute Fläche meint. Nebst dem Herstellen von Wein, kann damit auch ein Weinhändler oder Wirt gemeint sein. Wer nun aber Weingärtner heisst, hat entweder Vorfahren, die in der Nähe eines Weingartens gelebt oder das entsprechende Land bearbeitet haben.