Frau Holle erzählt keine Märchen

  30.10.2022 Bücher, Zeiningen, Persönlich

Melanie Holle hat ein Kinderbuch zum Thema Hochsensibilität geschrieben

Melanie Holle aus Zeiningen hat das Kinderbuch «Ella und die grosse laute Welt» geschrieben. Mit der Geschichte will sie hochsensiblen Kindern Methoden aufzeigen, mit der intensiveren Wahrnehmung von Reizen besser umzugehen.

Janine Tschopp

Sie ist mit dem Thema aufgewachsen. «Meine Mutter ist hochsensibel. Das hat sich zum Beispiel so geäussert, dass sie es nicht ertragen konnte, wenn mein Bruder und ich verschiedene Musikstile hörten», erklärt Melanie Holle. «Solche Menschen haben dünnere Filter im Gehirn und nehmen daher mehr Reize wahr», beschreibt die junge Frau. «Es ist weder eine Krankheit noch ein Problem.» Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Sowohl negative Reize wie Lärm, Geruch und Schmerzen, aber auch positive Reize werden stärker wahrgenommen. So sind hochsensible Menschen oftmals sehr empathisch. Bei der Untersuchung eines menschlichen Gehirns sei Hochsensibilität feststellbar, trotzdem werde es aufgrund des grossen Aufwands aktuell nicht diagnostiziert.

Im Rahmen ihrer Fachmaturitätsarbeit hat sich Melanie Holle ganz intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Das Ergebnis ihrer Recherchen, wozu auch Interviews mit einer Kinderpsychologin gehörten, hat sie im Kinderbuch «Ella und die grosse laute Welt» festgehalten. «Mein Ziel ist, dass hochsensible Kinder Methoden, die in der Geschichte verpackt sind, anwenden können.» Das Kinderbuch in Ich-Form beschreibt das Leben der kleinen Ella und was sie tut, wenn ihr alles zu viel wird. So geht die Protagonistin zum Beispiel mit ihrem Haustier in die Natur und geniesst dort einen Spaziergang. «Hochsensible Kinder brauchen mehr Rückzugsmöglichkeiten», weiss die junge Autorin.

Praktisch anwenden
Derzeit studiert Melanie Holle Pädagogik an der Fachhochschule Nordwestschweiz im dritten Semester. «Ich möchte Lehrerin werden.» Im Rahmen ihres Praktikums konnte sie ihr grosses theoretisches Wissen zum Thema Hochsensibilität bereits mehrfach anwenden. So hat sie zum Beispiel darauf bestanden, dass die Kinder mit Kopf hörern arbeiten dürfen, um dem Lärm weniger ausgesetzt zu sein. «Auch lege ich grossen Wert darauf, dass in der Klasse über Gefühle gesprochen werden darf.»

Dass der Lehrerberuf sich gegenüber früher stark verändert hat, ist ihr bewusst. «Ganz früher, das war noch, bevor ich in die Schule gegangen bin, standen die Eltern meistens auf der Seite der Lehrer. Heute stehen sie auf der Seite der Schülerinnen und Schüler.» Aber auch in früheren Zeiten sei der Lehrerberuf nicht immer nur einfach gewesen. «Man darf die Herausforderungen sowohl von damals als auch von heute nicht unterschätzen.»

Mit 18 Jahren in die Politik
Vor Herausforderungen hat sich Melanie Holle noch nie gescheut. Sie war noch ganz jung, als sie beschloss, mit 18 Jahren einer Partei beizutreten. «Ein paar Tage nach dem 18. Geburtstag habe ich mich angemeldet.» Seither ist sei ein engagiertes Mitglied bei den Jungen Grünen. Vor zwei Jahren übernahm sie zusammen mit Carole Binder-Meury, Magden, und Françoise Moser, Kaiseraugst, die Organisation der Netzwerkanlässe bei «Frauen und Politik im Fricktal». Im gleichen Jahr kandidierte sie für den Grossen Rat, und seit eineinhalb Jahren ist sie im Vorstand der Jungen Grünen Aargau. Wie kommt es, dass jemand schon so jung in die Politik einsteigt? «Meine Mutter war politisch tätig, als ich ein Kind war», nennt sie einen persönlichen Grund. Generell gibt es nicht viele Menschen in ihrem Alter, die sich politisch engagieren? «Ich habe das Gefühl, dass meine Generation in den letzten zwei Jahren politisiert wurde.» Dies habe einen positiven Aspekt, indem die Jungen nun mehr Interesse an der Politik haben. Negativ ist, dass das Interesse grösser wurde, weil man das Vertrauen in die bisherigen Politikerinnen und Politiker verlor und es besser machen will. Oder weil man bereits resigniert. Dabei spricht sie die beiden Themen Klimawandel und Corona an.

«Die neuen Klimaberichte sind immer frustrierender», sagt sie. Und beim WEF gehe es immer mehr ums Geld als um die Sache. «Was das Klima anbelangt, erwarten wir Jungen, dass die ältere Generation wegen uns auf gewisse Sachen verzichtet. Bei Corona war es umgekehrt, da haben wir für die ältere Generation auf vieles verzichtet.»

Schlechte Aussichten und Frustration gebe es bei den jungen Menschen auch bei finanziellen Themen. «Wir werden eine schlechte oder gar keine Altersvorsorge haben.»

2023: Nationalratskandidatur
Melanie Holle ist froh, dass in den letzten zwei Jahren junge politische Mistreiterinnen und Mitstreiter dazugekommen sind. Sie ist eine, die nicht die Faust im Sack macht, sondern handelt. Eines ihrer nächsten Ziele ist die Nationalratskandidatur im kommenden Jahr. «Es ist unrealistisch, dass ich gewählt werde. Aber Kandidaturen sind auch wertvoll, um Kontakte aufzubauen und die Pläne, Ziele und Strategien, die unsere Partei für die Schweiz hat, unters Volk zu bringen.»

Auch wenn es 2023 nicht klappen würde: Die 21-Jährige hat ohnehin schon einiges bewegt, und sie hat noch viel Zeit für eine politische Karriere. Und wann schreibt Melanie Holle ihr nächstes Buch? «Nicht gerade im kommenden Jahr, da bin ich noch im Studium. Aber wenn ich später die Chance dafür kriege, dann gerne.»

Das Kinderbuch «Ella und die grosse laute Welt», in welchem die Autorin Melanie Holle die Hochsensibilität bei Kindern thematisiert und in eine Geschichte verpackt, ist im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-03830-751-8).


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