Eine Trainerpersönlichkeit

  15.10.2022 Handball, Möhlin, Persönlich

Ein Glücksfall für den TV Möhlin

Zoltan Majeri ist seit Juni 2022 neuer Chef-Trainer der NLB und der Juniorenabteilungen des TV Möhlin. Zuletzt beim TV Endingen unter Vertrag, spielte der 49-jährige Ex-Handballer früher als Goalie in Ungarn, Mazedonien, der Ukraine, in der Schweiz, Deutschland, Dänemark und Island. Beim Inselstaat Island startete Majeri seine Trainer-Laufbahn.

Christine Steck

Das Job-Angebot in Möhlin und damit der Wechsel vom Surbtal ins Fricktal kam für den Familienvater gelegen, denn seine Tochter wechselte in die Oberstufe und auch seine Frau möchte sich hier beruflich integrieren. Stabilität und Sicherheit sind Werte, die Majeri wichtig sind, auch neben dem Handballfeld. Und die Verantwortlichen des TV Möhlin haben in ihm den Wunschkandidaten gefunden, welcher nicht nur die erste Mannschaft trainiert, sondern auch die Junioren weiterbringen und zudem ligaübergreifend Einfluss nehmen soll.

Als Torhüter in diversen Mannschaften
Mit Zaporoschje hatte er einst an der Champions League teilgenommen. Majeri darf mit Stolz auch auf nationale Meistertitel und Cupsiege in diversen Ländern zurückblicken. Eine spannende Zeit, in unterschiedlichen Clubs, habe er erlebt, ehe er die Seiten wechselte und bei Fram Reykiavik im kleinen handballverrückten Island, zuerst im Nachwuchs, anschliessend im Fanionteam als Trainer begann. Zoltan Majeri wurde geprägt durch sportliche Werte, erlebte dramatische Niederlagen und ebenso triumphale Siege. Der 1,92 Meter grosse ehemalige Torwart könnte ein paar Dinge darüber oder auch über Vereinsstrukturen oder das Umfeld erzählen. Aber er möchte nicht wirklich darüber sprechen und bekräftigt mit einem Lächeln: «Was wichtig ist, ist die Zukunft, nicht die Vergangenheit.»

Trainer in Genf, Yverdon und Endingen
Lieber erzählt Zoltan Majeri etwas über seine Trainerfunktion und erläutert, dass er bis jetzt drei grössere Stationen hinter sich hat. Als Trainer verfügt er über die A-Lizenz und ist auch Berufstrainer (von Swiss Olympic anerkannt), zudem weist er zwei Universitäts-Zertifikate aus und hat den Master in Sport absolviert. In Island konnte er erste Erfolge auf nationaler Ebene mit der Teilnahme am Europa-Cup feiern, ehe danach der geografische Wechsel in die Schweiz erfolgte. Majeri baute die Handballakademie in Genf auf, begleitete insbesondere die Entwicklung von jungen Spielern und war tätig für die US Yverdon mit den Herren (Aufstieg 2. Liga in 1. Liga) und den Frauen (3x aufgestiegen von 2. Liga bis SPL1, Quali-Gruppe ab 2011 bis 2017). So wurde man auch in Endingen auf ihn aufmerksam. Majeri coachte dort ab 2018 die erste Mannschaft zweieinhalb Jahre in der NLA, dann zwei Jahre in der NLB, war gleichzeitig bei der HSG Aargau Ost als Nachwuchsförderer angestellt und übte die Funktion als Sportchef beim HC Ehrendingen aus.

Sprachtalent
Man darf den neuen Mann an der Seitenlinie durchaus als Kosmopolit, als Weltenbürger, bezeichnen. In mehreren Ländern viel Zeit in Handballhallen verbracht, kann er sich in acht Sprachen (französisch, ungarisch, englisch, deutsch, serbokroatisch, spanisch, rumänisch und ein bisschen russisch) verständigen. Der Vater war Franzose, die Mutter stammt aus Ungarn, das vermittelte dem jungen Zoltan eine frühe Affinität zu Wörtern und Zugang zu verschiedenen Sprachen. Auf die Frage, welche denn nun seine Muttersprache ist, also wie er denkt, antwortet Zoltan Majeri: «Französisch». Mittlerweile lebt der Trainer bald fünf Jahre in der Deutschschweiz und leitet die Trainings in deutscher Sprache.

Einblick in seine Grundsätze als Trainer
Der charismatische Trainer betont: «Mir ist die langfristige Entwicklung der Mannschaft wichtig, von der Juniorenstufe bis zu den Aktiven, und ich möchte sie Schritt für Schritt begleiten, Fortschritte erzielen und eine ‹Stabilität› erreichen. Wir richten den Fokus auf unsere Ausbildung, alles andere sollten wir ausblenden. Wichtig ist das bewusste Nutzen der ‹unterbewussten› (nicht bewussten) Kraft, dass jeder zuerst auf sich schaut.» Majeri ist überzeugt, dass jeder lernen kann, entscheidend sei die Geschwindigkeit. Also: Wie lange brauche ich? Was investiere ich als Spieler und Mensch dafür. Und glaubt weiter, dass Erfolg nicht planbar, aber steuerbar sei. «Mentalität und Charakter stehen bei mir ganz oben. Positive Aggressivität ist die Basis von allem.» Und auf den Handballsport übertragen: «Eine stabile Deckung kombiniert mit Tempo-Handball. Das hat einen psychologischen Hintergrund. Funktioniert die Abwehr, ist der Angriff nicht permanent unter Druck liefern zu müssen.» Psychologie, also die Lehre, die menschliches Erleben und Verhalten beschreibt, sieht er auch sonst als entscheidenden Faktor, um etwa auf die Art der Gruppendynamik einzuwirken.

Werte, Anforderungsprofil und viel Arbeit
Majeri wird mit dem Spielerkader über Werte sprechen, über Qualität, Leistung, Professionalität, Strategie, Hoffnung etc. Er wird für den TV Möhlin einen eigenen Spielstil kreieren und vermitteln wollen.

Identifikation ist ein weiteres Schlagwort und das Wir. Der Wert der Spieler ist der Wert der Mannschaft oder spiegelt sich zumindest in ihr. Dafür braucht es Sensibilisierung und unermüdliches Arbeiten. Majeri sagt dazu: «Um in dieser ausgeglichenen Liga erfolgreich zu sein, müssen wir stets körperlich und mental ans Limit gehen. Dies verlange ich in jedem einzelnen Spiel und von jedem einzelnen Spieler. Das werden wir uns alle im Team hinter die Ohren schreiben. Wir werden eine Stufe nach der anderen hinaufklettern und kämpfen. Schritt für Schritt. Denn sowohl im Leben als auch im Handball ist die Fehlermarge sehr gering. Ich meine damit, du kommst einen halben Schritt zu spät oder zu früh und du schaffst es nicht ganz. Eine halbe Sekunde zu langsam, zu schnell und die Chance ist weg. Die kleinen Schritte, die wir brauchen, sind überall um uns herum. Gehen wir sie. In diesem Sinne werden wir füreinander kämpfen.» Und betont weiter: «Die Zukunft liegt in unseren Händen und nur gemeinsam werden wir erfolgreich sein. Diese Arbeit erfordert Geduld und leider geht dies auch nicht von heute auf morgen, dafür braucht es Zeit, Unterstützung und Positivität.» Und appelliert zum Schluss an unser aller Vertrauen dafür.


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