Kochen vor Freude
28.08.2022 Essen und Trinken, FrickEs gibt die Leute, die kochen vor Wut, andere vor purer Freude. Auf die vier Küchenteams des ökumenischen Mittagstischs in Frick trifft zweifellos Letzteres zu. Seit 25 Jahren bitten sie die Bevölkerung jeweils am Donnerstag um 12 Uhr an einen reich gedeckten Mittagstisch.
Wer am letzten Donnerstag bei den Vorbereitungen in der Küche des Rampart seinen Senf dazugegeben hat und ob die Hobby-Köche tatsächlich nur mit Wasser kochen, lesen Sie auf Seite 5 (sir).
Sie richten mit Humor und der grossen Kelle an
In der Küche des ökumenischen Mittagstischs
Seit 25 Jahren kommen in Frick jeden Donnerstag punkt 12 Uhr Familien, Geschäftsleute, Seniorinnen und Alleinstehende in den Genuss eines viergängigen Menüs, das eine Gruppe von Freiwilligen den Morgen über zubereitet. Gekocht und gegessen wird das eine Jahr im reformierten Kirchgemeindehaus, das andere Jahr im Rampartsaal. Die NFZ schaute einem der insgesamt vier Küchenteams in die Töpfe.
Simone Rufli
Um 9 Uhr legt das Team los, habe ich mir sagen lassen. Ich bin vor 9 im Rampartsaal und doch die Letzte. Die Schürze umgebunden, die grossen Töpfe, das Arbeitswerkzeug und die am Mittwoch eingekauften Zutaten vor sich, nehmen Käthi und Franz Steffen, Rita Leubin und Marc Luginbühl in der Küche bereits die letzten Regieanweisungen von Team-Chef Hansjörg Schraner entgegen. Im Saal stapelt Anneliese Schraner die überzähligen Stühle, rückt die Tische zurück, faltet Servietten und deckt die Tische.
50 Personen werden an diesem Donnerstag zum Mittagessen erwartet. «Nach der Sommerpause braucht es immer eine gewisse Zeit, bis wir wieder bei den sonst üblichen rund 70 Anmeldungen sind», erklärt Sozialdiakonin Ute Baldinger. Sie schaut nur kurz herein, bringt die Kasse vorbei und kommt später wieder zum Essen.
Zurück in der Küche, wo gerade frische Eier aus Wölflinswil angeliefert worden sind. Was sie denn gerne kochen, will ich von der Gruppe wissen. «Weil wir alle auch zu Hause gerne und oft kochen und immer wieder Sachen ausprobieren, machen wir am liebsten jedes Mal etwas Anderes. Gerne auch aufwändige Menüs.» Und wie ist es mit dem Gelingen? Sie lachen. «In der Regel schon.» Wie masslos sie untertreiben, wird sich Stunden später zeigen. Das Küchenteam wird von den Gästen mit Lob überhäuft.
Salat, Suppe, Hauptspeise, Dessert. Vier Gänge, das ist Standard. Der Preis: zehn Franken. Für Kinder fünf Franken, Vorschulkinder 2.50. «Man kann auch Geschenk-Gutscheine bei uns kaufen», werfen sie ein und bitten darum, dass in der Zeitung steht, dass es wichtig ist, sich an- beziehungsweise als Stammgast im Verhinderungsfall abzumelden (bis Dienstagabend 17 Uhr). «Wir müssen doch wissen, für wie viele Personen wir einkaufen und kochen.» Sind Vegetarier angemeldet, wird für sie ein separater, f leischloser Hauptgang kreiert.
Es ist zehn nach zehn. Das Team gönnt sich eine Kaffeepause. «Normale Kochbücher sind uns keine Hilfe», sagen sie. Lager-Kochbücher seien für so grosse Mengen besser. Noch besser, Tipps vom Profi-Koch.
Zeit, in die Küche zurückzukehren. Auf dem Herd kocht die Suppe – noch ohne Ribeli. Die Béchamelsauce gewinnt durch stete Bearbeitung an Dicke und die Fleisch-Rüebli-Tomaten-Füllung wartet nur darauf, sich zwischen den Teigblättern ausbreiten zu dürfen. Wer am Ende den Käse dazugeben wird? Die Dessert-Zwetschgen werden aufgekocht, die Vanille-Glacé liegt im Kühlschrank. Der Blick zur Uhr erhöht den Druck.
Um fünf vor zwölf treffen die ersten Gäste ein. Hansjörg Schraner macht den letzten Kontrollgang durch die Küche. Die Ribeli schwimmen tapfer in der Suppe, der Anblick der Lasagne im Ofen lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen und die reich dekorierten Salatteller bringen Farbe ins Spiel. Alles bestens, alles bereit.
Eine Bitte hat Team-Chef Schraner, es soll kein falscher Eindruck und kein Zweifel an seiner Arbeitshaltung auf kommen: «Unbedingt im Bericht erwähnen, dass ich normalerweise gar keine Zeit für eine Kaffeepause habe.» Die andern hören mit, lachen laut.
Erst als alle Gäste bedient und viele schon wieder gegangen sind – es ist gerade 13 Uhr – kommt auch die Küchencrew zum Essen. Mit einem Glas Wein stossen sie auf die gelungene Teamarbeit an.
25 Jahre ökumenischer Mittagstisch in Frick
Mit dem Ziel, das Kirchgemeindehaus zu beleben, fingen im Mai 1996 vier Küchenteams an, abwechselnd jeweils am Donnerstag für Gäste zu kochen. Kamen zu Beginn hauptsächlich Mütter mit ihren Kindern, sind es seit Einführung des Schülermittagstisches eher ältere Personen, aber auch Geschäftsleute, die den Service, die abwechslungsreiche Küche und die Gastfreundschaft des ökumenischen Mittagstisches schätzen. Die Verantwortung für den Einkauf und das Menü wechselt von Woche zu Woche, so dass jedes der vier Küchen-Teams einmal im Monat zum Einsatz kommt. In diesem Jahr ist der Mittagstisch im Rampartsaal, im nächsten Jahr dann wieder im reformierten Kirchgemeindehaus.
An- bzw. Abmeldung jeweils bis Dienstagabend 17 Uhr bei Ute Baldinger: Telefon 062 871 11 58, ute.baldinger@ref-frick.ch (sir)