Gipf-Oberfricker Gemeinderat lehnt eine Ausladung von 1.-Augustredner Roger Köppel ab
19.07.2022 Gemeinden, Oberes Fricktal, Gipf-Oberfrick, PolitikDer Gipf-Oberfricker Männerchor, der für die Durchführung der Bundesfeier 2022 verantwortlich zeichnet, hat bereits Ende 2021 den SVP-Nationalrat Roger Köppel als Festredner eingeladen. Da Köppel im Ukraine-Krieg oft als Putin-freundlich bezeichnet wird, haben seine geplanten Auftritte an gleich drei 1.-Augustfeiern im Kanton Aargau medial einige Wellen geschlagen. Nun nimmt der Gipf-Oberfricker Gemeinderat in einer Medienmitteilung Stellung.
Darin heisst es: «Die Bundesfeier in Gipf-Oberfrick wird seit bald 20 Jahren durch die Dorfvereine organisiert. Sie haben dabei freie Hand bezüglich Organisation, Durchführungsort, Wahl der Festrednerin oder des Festredners und der Unterhaltung. Die Gemeinde «subventioniert» die Feier mit einem Beitrag. Es gab schon Bundesfeiern im Rebberg «Gruhalde», auf einem Bauernhof oder wie dieses Jahr im gedeckten Teil des Werkhofs. Die Rednerinnen und Redner waren bunt gestreut. Aus der Politik und verschiedenen Parteien, aus dem Dorf, Jugendliche sowie ältere Personen. Der Gemeinderat hat die von den Vereinen gewählten Festrednerinnen und Festredner jeweils nicht in Frage gestellt. Die Organisation der Bundesfeier 2022 hat der Männerchor übernommen. Für die Feier hat er bereits Ende 2021 SVP-Nationalrat Roger Köppel verpflichtet. Der Gemeinderat ist darüber erst im Juni dieses Jahres, kurz vor der Drucklegung der Einladung, informiert worden.»
Dazu hält der Gipf-Oberfricker Gemeinderat fest, dass er mit dem Männerchor Kontakt aufgenommen habe, weil man sich der Problematik bewusst war. Trotzdem: «Eine Ausladung des Festredners forderte der Gipf-Oberfricker Gemeinderat indessen nicht. Die drei Bundesfeier-Reden von Nationalrat Roger Köppel im Aargau sind in der Zwischenzeit von den Medien prominent aufgenommen worden. Dabei wird in Frage gestellt, ob man ihn als Festredner an einer 1. August-Feier zulassen soll oder nicht.»
In Gipf-Oberfrick wünscht sich der Gemeinderat eine Bundesfeier für das Dorf und für seine Einwohnerinnen und Einwohner. «Möglichst ohne extreme Haltungen und Meinungen. Zudem soll es keine Parteiveranstaltung sein. Der Gemeinderat möchte andererseits die in unserem Land hochgehaltene Meinungsfreiheit nicht einschränken. Ob die Meinungen nun von links oder rechts kommen.» Roger Köppel sei als Nationalrat vom Volk gewählt. Deshalb ist der Gipf-Oberfricker Gemeinderat überzeugt: «Für eine in unserer Demokratie gewählte Person sollte es in der Regel kein Auftrittsverbot geben. Die Situation ist, durch die Medien angeheizt, heikel.»
Wie auch immer der Gemeinderat entscheide, ob er den Festredner auslädt oder zulässt, wird er aus Sicht der einen oder anderen Seite falsch entscheiden. Der Gemeinderat in Gipf-Oberfrick hat beschlossen, die Meinungsfreiheit wie bis anhin hoch zu gewichten. Deshalb lehnt er eine Ausladung oder ein Redeverbot von Roger Köppel ab. (mgt/nfz)