Fusion oder nicht?
10.06.2022 WölflinswilWölflinswil und Oberhof könnten diese Frage klären
Mit zwei Ja zu den Kreditanträgen für Fusionsabklärungen an den Gemeindeversammlungen vom 22. (Oberhof) respektive 24. Juni (Wölflinswil) wäre der Weg frei für die Erarbeitung der Entscheidungsgrundlagen. Am Dienstagabend wurde in Wölflinswil informiert.
Simone Rufli
«Wölf linswil und Oberhof machen doch heute schon einen super Job zusammen. Welchen Mehrwert hätten wir durch eine Fusion?» Was ein Versammlungsteilnehmer aussprach, mochten sich am Dienstagabend in der Halle der Herzog Transporte AG nicht wenige der 130 Interessierten gefragt haben. Ausser in den Bereichen Gemeindewerk, Liegenschaftsdienst, Jagdaufsicht, Brunnenmeister und Schulen arbeiten die beiden Gemeinden schon heute meistens zusammen. Das Potenzial für weitere Zusammenarbeit ist nur noch in geringem Mass vorhanden.
«Es ist so», wandte sich Wölflinswils Gemeindeammann Giuliano Sabato an die Versammlung, «unsere beiden Gemeinden sind fest miteinander verflochten. Wir arbeiten eng und gut zusammen.» Weil man aber auch die Sorgen – insbesondere im finanziellen Bereich – teile, so der langjährige Oberhofer Gemeindeammann Roger Fricker, sei es an der Zeit, endlich Klarheit darüber zu schaffen, ob eine Fusion allenfalls eine gewisse Entlastung bringen könnte. An Martin Hitz, Leiter der die Gemeinden begleitenden AWB Comunova AG, war es dann, Zahlen zu präsentieren. Die Finanzanalyse bescheinige den beiden Finanzhaushalten «bescheidene Perspektiven», so Hitz. Die anstehenden hohen Investitionen bedingten eine zunehmende Verschuldung, Gesetzesrevisionen verschärften die Lage, der finanzielle Druck werde weiter steigen. «Die Beiträge aus dem Finanzausgleich sind für beide existenz-sichernd». Der Steuerfuss liegt in beiden Dörfern bei 125 Prozent und damit deutlich über dem durchschnittlichen kantonalen Steuerfuss von 112 %.
Vertiefte Abklärungen
Ob eine Fusion die Situation entscheidend verbessern würde, wurde Hitz gefragt. «Das kann ich heute nicht sagen. Um diese Frage zu klären, brauchen wir genau diese vertieften Abklärungen.» Abklärungen, zu denen es nur kommt, wenn beide Gemeindeversammlungen Ende Juni Ja sagen zum Kredit von gesamthaft 69500 Franken (34750 pro Gemeinde). Bei einer Annahme wird sich der Kanton mit zuerst je 5000 und später weiteren 25000 Franken pro Gemeinde an den Kosten beteiligen.
Im August 2020 war eine Bevölkerungsbefragung durchgeführt worden, an der sich 43 % der Stimmberechtigten beteiligten. 47% konnten sich damals eine Fusion mit der Nachbargemeinde vorstellen, 19% eine Fusion, wenn es zu einer regionalen Lösung kommt. 30% sprachen sich gegen eine Fusion aus. Nach einer ergänzenden Befragung mittels Telefon-Interviews im Februar 2021 befürworteten 74 % eine Fusion mit der Nachbargemeinde. Daraufhin wurde die am Dienstag präsentierte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Kommt der Prozess in Gang, starten Arbeitsgruppen ab September 2022, im Dezember 2023 würden gemäss Fahrplan der Fusionsvertrag und -bericht vorliegen und im Juni 2024 könnten die Gemeindeversammlungen darüber befinden. Zur obligatorischen Urnenabstimmung käme es im August 2024, anschliessend würde das kantonale Genehmigungsverfahren einsetzen. Start der fusionierten Gemeinde wäre dann im Januar 2026. Vor der Fusion würde jede Gemeinde vom Kanton 400000 Franken bekommen, nach der Fusion Oberhof 1,39 Mio. gegenüber 1,95 Mio. für Wölflinswil.
Gemeindeversammlungen Oberhof, Mittwoch, 22. Juni 2022 um 20 Uhr, Mehrzweckhalle Moos. – Wölflinswil, Freitag, 24. Juni 2022 um 20 Uhr, Turnhalle «Huebmet».