Eine Frau voller Tatendrang

  19.03.2022 Laufenburg, Tourismus, Persönlich

Andrea Baumann engagiert sich in Laufenburg für wertschöpfenden Tourismus

Seit einem Jahr leitet Andrea Baumann die Tourist-Info in Laufenburg. Heute sagt sie aus vollem Herzen: «Ich bin angekommen.» Mehr noch: In diesem Job möchte die 55-Jährige einmal in Rente gehen und bis dahin ihr ganzes fachliches Wissen für Laufenburg einbringen.

Hildegard Siebold

Der Blick aus Andrea Baumanns Büro in der Tourist-Info am Laufenplatz direkt am Schweizer Brückenkopf erscheint wie gemalt: Unter dem tiefblauen Himmel ragen das Schlössle und die Heilig-Geist-Kirche auf der badischen Seite des Städtchens in die Höhe, der Blick abwärts fängt die bunten Fassaden der Altstadthäuser und den ruhig dahin fliessenden Rhein ein. Das Bild weckt Urlaubslust. Und genau das ist das Metier von Andrea Baumann: Menschen, sprich Besucher und Touristen ins Städtchen zu locken. Dass Laufenburg und die Region einiges zu bieten haben, weiss die Marketing-Fachfrau nur zu genau. Schliesslich hat sie fast ihr ganzes Leben hier verbracht. Zwar erblickte sie das Licht der Welt im Ruhrpott, genauer gesagt in Dortmund, aber gross geworden ist sie in der ländlichen Idylle von Albbruck-Buch auf badischer Seite, als berufliche Gründe ihre Eltern an den Hochrhein zogen.

Liebe am Arbeitsplatz
Nach dem Abi studierte sie Französisch und Englisch in Gengenbach und schnupperte nach dem Studium ein Jahr lang britische Luft in London. «Englisch war meine grosse Leidenschaft», erzählt sie. Ihr Ziel war ein Job im kaufmännischen Bereich einer internationalen Firma, auch um dadurch andere Kulturen kennenzulernen. Fündig wurde sie 1986 bei der ABB in Baden, wo sie auch in Berührung mit dem Bereich Marketing kam, als sie das internationale Jubiläum «100 Jahre ABB und 700 Jahre Schweiz» mitorganisieren durfte. Das war ihr Sprungbrett und ausschlaggebend, berufsbegleitend Kommunikationswissenschaften in Zürich zu studieren. Ganz klassisch begegnete sie in dieser Zeit auch ihrem Mann Jean-Marc. Der aus Genf stammende Schweizer war ein Arbeitskollege.

Damals lebte sie noch in Deutschland, war Grenzgängerin. Nach der Heirat 1996 zogen sie nach Zürich. Ihr Mann liebte das städtische Flair und den See. Nach der Geburt ihrer Tochter Céline zügelte die junge Familie aber bald in die ländliche Gegend von Würenlingen. Andrea Baumann arbeitete damals reduziert weiter, sie konnte selbst mitbestimmen, wie viel Zeit sie einbrachte. Das sei ganz praktisch gewesen, aber irgendwann zog es sie doch in ein neues Metier.

Zehn Jahre Zahlenwelt
Eine reine Zahlenwelt erwartete sie nach einer Job-Pause bei der KPMG, einem Wirtschaftsprüfungsund Beratungsunternehmen mit Sitz in Zürich. Reizvoll war der Job für sie, weil sie dort im Bereich Eventmanagement tätig werden konnte. Sie traf auf einen sehr visionären Chef und blieb zehn Jahre. Als 2004 ihr Sohn Nicolas zur Welt kam, erhielt sie als erste Frau im Unternehmen einen Teilzeitvertrag, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Sie verliess die Firma auf eigenen Wunsch, als 2010 im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise Einsparungen im Personalbereich anstanden und arbeitete fortan selbständig als Troubleshooter beziehungsweise Projektmanagerin für verschiedenste Firmen in Zürich und im Aargau. Bis die Schweizer Post an sie herantrat. «Aus drei Wochen wurden drei Jahre; drei Tage in der Woche pendelte ich nach Bern», erzählt sie. Das funktionierte immer gut dank der Unterstützung ihrer Familie.

Neben dem Engagement in Bern widmete sich Andrea Baumann lange Jahre dem Aufbau einer schulergänzenden Tagesstruktur in Oberrohrdorf, wo sie mit ihrer Familie bis heute zu Hause ist. Auf Vereinsbasis wurden Kinder der Primar- oder Sekundarschule ergänzend zum Unterricht begleitet, betreut und gefördert. Als der Verein die Trägerschaft in die Hände der Gemeinde legte, suchte Andrea Baumann getreu dem Motto: «Jetzt oder nie» noch einmal nach einem festen Job, in dem sie sich engagieren und Dinge entwickeln konnte.

Ein Stück Heimat
So kam sie zur Tourist-Info in Laufenburg. «Es war wie ein Stück Heimat», beschreibt sie ihr Ankommen hier. Laufenburg kannte sie längst vom Pendeln oder wann immer sie ihre inzwischen verstorbenen Eltern besucht hatte. Ein wenig erstaunt sei sie gewesen, als sie sah, wie viele Restaurants und Geschäfte nicht mehr da waren. «Ich empfand das Städtchen als wahnsinnig ruhig», sagt sie und wusste gleich: «Tourismus beleben, ja, das kann ich und das will ich.»

Nach einem Jahr in Laufenburg habe sie zusammen mit ihrer Kollegin schon einiges bewegen können. So sei etwa der Adventszauber als Ersatz für die beliebte Altstadt-Weihnacht in Corona-Zeiten auf allen Seiten auf grosse Resonanz gestossen und habe Türen geöffnet. Noch vieles gibt es zu tun: So schwebt ihr vor, das Städtchen mit Erdgeschoss-Bewirtschaftung zu beleben, kulturelle und gastronomische Bereiche miteinander zu verbinden, Pakete zu schnüren, die besonderen Attraktivitäten der Region miteinander zu verzahnen und ganz gezielt Kunden anzuwerben. Tourismus, so Andrea Baumann, müsse wertschöpfend sein, ein Gewinn für Gäste, das heimische Gewerbe und die ansässigen Kulturschaffenden. Langweilig wird es ihr in ihrem Job wohl nicht werden.

Raum fürs Privatleben bleibt dennoch. «Ich lese und schreibe sehr gerne», verrät sie. Dazu gesellen sich Hobbys wie Skifahren im Winter und Wandern im Sommer. Eine ganz grosse Leidenschaft, die sie mit ihrem Sohn teilt, ist der Fussball. Ihre Liebe gehört Borussia Dortmund, wie könnte es auch anders sein, als Kind des Ruhrpotts. Sieben Jahre lang spielte sie selbst Fussball beim SC Lauchringen und jetzt kann sie es kaum erwarten, endlich wieder Stadion-Luft in Dortmund zu atmen. Und natürlich reist Andrea Baumann gerne: Eine Reise nach China mit Blick hinter die Kulissen ist ihr in Erinnerung geblieben, Südafrika steht fest im Fokus der Elefanten-Liebhaberin. Zuvor jedoch geht es im Dezember zum Studienabschluss ihrer Tochter für die ganze Familie nach Finnisch-Lappland zum Polarlichter-Zauber.


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