Mehr als nur eine Arbeitszone

  01.02.2022 Fricktal

Auch ein Treffpunkt Sisslerfeld ist vorstellbar

Zur Gebietsentwicklung Sisslerfeld gehören verschiedene Themenfelder. Dazu zählt auch das konkrete Projekt eines Blaulicht-Kompetenzzentrums. An diesem sind nicht nur die Betriebsfeuerwehren der bereits vorhandenen Firmen interessiert, sondern auch das Gesundheitszentrum Fricktal.

Susanne Hörth

«Es geht nicht in Richtung einer Industriebrache» und «Wir wollen keine Glasglocke über das Sisslerfeld stülpen», betonte Kantonsplaner Daniel Kolb an der Online-Veranstaltung «Perspektive Sisslerfeld». Zusammen mit dem Gesamtprojektleiter Roland Zickermann, Verkehrsplanerin Katrin Schönenberger sowie den vier Gemeindeammännern Rainer Schaub, Beat Käser, Stefan Grunder und Bruno Tüscher hatte der Kanton am Donnerstagabend zu dieser Veranstaltung eingeladen. Rund 60 Personen nahmen daran teil.

Thematisiert wurde an diesem Abend auch ein Blaulicht-Kompetenzzentrum im Sisslerfeld. Es handle sich dabei um ein konkretes Projekt, hält Kantonsplaner Daniel Kolb auf Nachfrage der NFZ fest. Insbesondere die Betriebsfeuerwehren der grossen Firmen im Sisslerfeld seien am Bezug eines gemeinsamen Standortes interessiert, um damit Synergien nutzen zu können. «Der Standort bei der Südspange (neue Strasse), nahe an der Autobahneinfahrt, ist ideal. Sehr interessiert ist auch das Gesundheitszentrum Fricktal, das dort Rettungswagen stationieren möchte», führt Kolb weiter aus. «Das Blaulicht-Kompetenzzentrum ist auch sinnvoll, wenn nun die Feuerwehren der Gemeinden nicht, beziehungsweise noch nicht mitmachen», sagte er weiter und geht damit auf die Ende vergangenen Jahres nicht zustande gekommene Feuerwehrfusion der Sisslerfeld-Gemeinden ein. Wenn auch die Gemeinde-Feuerwehren vorläufig nicht im Blaulichtkompetenzzentrum mitmachen so würden die Gemeindebehörden das Projekt Blaulichtkompetenzzentrum nach wie vor unterstützen.

Treffpunkt Sisslerfeld
In all die Überlegungen zur Entwicklung des Gebietes fügt sich auch die Idee vom Sisslerfeld als Treffpunkt an. Am Donnerstagabend wurde hierzu als Beispiel etwa ein provisorischer Aussichtsturm aus Containern, die Durchführung von Open-Air-Konzerten oder Kunstausstellungen genannt. «Ansprechen möchten wir damit Vereine der Gemeinden aus den Bereichen Sport, Kultur, Freizeit, Jugend und andere. Wir sind gespannt, ob Ideen gemeldet werden», so Daniel Kolb. Er erklärt den Gedanken hinter dieser Treffpunkt-Idee: «Bis jetzt ist das Sisslerfeld ein Gebiet, das wie abseits von den Gemeinden liegt. Nah am Arbeitsplatzgebiet Sisslerfeld liegen eigentlich nur Stein und noch teilweise Münchwilen mit verschiedenen KMU auf seinem Gebiet, aber auch wie abgekoppelt vom eigentlichen Dorf.» Die Dörfer Eiken und Sisseln hätten gar keine direkten Berührungspunkte. Mit zusätzlichen Arbeitsplätzen im Sisslerfeld sei es wichtig, dass an verschiedenen zentralen Orten Begegnungsmöglichkeiten für die Menschen geschaffen werden. «Es ist damit zu rechnen, dass sich auch Dienstleistungen wie etwa Gastrobetriebe ansiedeln, wenn die Frequenzen zunehmen. Diese Angebote können und sollen auch von den Einwohnerinnen und Einwohnern und nicht nur von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern genutzt werden können.» Deshalb sollen auch die ÖV-Verbindungen, Fuss- und Veloverkehrsanknüpfungen mit den umliegenden Dörfern und insbesondere den Bahnhöfen verbessert werden. «Um das Sisslerfeld als spannendes Entwicklungsgebiet den Einwohnerinnen und Einwohnern stärker ins Bewusstsein zu rücken, kann es sinnvoll sein, mit temporär befristeten Projekten die Leute ins Gebiet zu holen. So können sie es von einer anderen Seite kennenlernen und nicht nur vom Durchfahren.»


«Noch mehr Verkehr! Wie soll das gehen?»

Schon heute ist das Verkehrsaufkommen im Sisslerfeld sehr hoch

Bei der Gebietsentwicklung Sisslerfeld und der damit erhofften Schaffung von bis zu 10 000 neuen Arbeitsplätzen spielt der Verkehr eine zentrale Rolle. Das wurde an der Online-Veranstaltung «Perspektive Sisslerfeld» sehr deutlich. Über 70 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass dies die wichtigste Stossrichtung sei. Susanne Hörth

Mit rund 80 Hektaren befindet sich im Sisslerfeld die grösste, unverbaute Industriezone der Nordwestschweiz. Die vier Sisslerfeld-Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein arbeiten eng mit dem Kanton Aargau, dem Regionalplanungsverband Fricktal Regio und auch mit der deutschen Stadt Bad Säckingen zusammen, um auf dem grossen Areal bis zu 10 000 weitere Arbeitsplätze (heute sind es 5000) entstehen zu lassen. In die Gebietsentwicklung gehören auch Themen wie Verkehr oder Stärkung der Landschaft. Es war geplant, an Bevölkerungsforen in jeder der vier Sisslerfeld-Gemeinden auch den Puls der hier lebenden Menschen zu spüren, ihre Meinungen und Anliegen abzuholen. Aufgrund der Pandemie mussten die Veranstaltungen abgesagt werden. Es ist angedacht, sie im Frühling nachzuholen. Die zahlreich Teilnehmenden an der Online-Veranstaltung «Perspektive Sisslerfeld» von Donnerstagabend verdeutlichten das grosse Interesse an diesem Thema.

Stossrichtung Verkehr
«Noch mehr Verkehr! Wie soll das gehen?» Katrin Schönenberger, Sektionsleiterin Verkehrsplanung beim Kanton Aargau, stieg mit diesem Frageausruf in ihre Ausführungen zum Thema Verkehrskonzept ein. Zuvor hatten Daniel Kolb, Kantonsplaner, und Gesamtprojektleiter Richard Zickermann den Teilnehmenden der Online-Veranstaltung «Perspektive Sisslerfeld» die anvisierten Ziele und die dafür vorgesehenen acht Stossrichtungen skizziert. Eine davon ist die Begrenzung des Verkehrswachstums. Katrin Schönenberger zeigte auf, in welche Richtung sich der Verkehr im Sisslerfeld entwickeln soll, vielmehr muss. Heute würden rund 70 Prozent der Arbeitnehmer mit dem Auto, 30 Prozent zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur ihrem Arbeitsort im Sisslerfeld gelangen. Mit Massnahmen wie dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs, bessere Anbindungen an die Bahnhöfe, Schaffung von Velo- und Fusswegen und soll der Anteil des Autoverkehrs auf 55 Prozent reduziert werden. Auf die Frage eines Teilnehmenden, welche Rolle ein neuer Rheinübergang bei Sisseln spiele, erklärte die Referentin: «Eine solche Brücke wird untersucht.» Vor 2040 sei mit einem Brückenneubau aber nicht zu rechnen. Deshalb finden die aktuellen Planungen ohne dessen Einbezug statt. Was es aber im Sisslerfeld brauche, sei der Bau einer zusätzliche Strasse (Südspange) durch das Areal.

Die gut genutzten Fragerunde wie auch die Auswertung einer Umfrage verdeutlichte, welch hohen Stellenwert das Thema Verkehr hat. «Es muss und wird auch unabhängig von der Entwicklung Sisslerfeld angeschaut werden», wurde am Donnerstagabend denn auch betont.


Kanton als Landeigentümer

Kein Diskussionsthema an der Online-Veranstaltung war der erst kürzlich durch den Grossen Rat genehmigte Landkauf im Sisslerfeld durch den Kanton Aargau. Für rund 26 Millionen Franken kauft und erschliesst er eine etwas mehr als 6 Hektaren grosse Fläche. Damit ist der Kanton einer von rund 40 Landeigentümern auf dem Sisslerfeld. Kantonsplaner Daniel Kolb führt dazu aus: «Der Kanton hat entschieden, gezielt wenige grosse Parzellen zu erwerben, die ihm anlässlich der Grundeigentümer-Gespräche zum Kauf angeboten wurden. Der Kanton will ja nicht eine möglichst grosse Anzahl von Parzellen kaufen, sondern das Gebiet zusammen mit den Grundeigentümern entwickeln. Aber es ist sicher ein Vorteil, wenn der Kanton bei der Festlegung von marktfähigen, verfügbaren Baufeldern eigenes Land in die Arrondierung einbringen kann.» (sh)


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