Überraschender Fund in Sulz
18.02.2022 SulzZeitzeugen aus dem 16. Jahrhundert
Zwei gut erhaltene Gewölbekeller, datiert aus dem Jahre 1574, wurden in einem Abrissgebäude im Laufenburger Ortsteil Sulz entdeckt. Die Liegenschaft ist die zweitälteste in Sulz.
Susanne Hörth
Wenn Neues entsteht, führt der Weg nicht selten auch über Altes: Das trifft sicher auf die Liegenschaft Kleinstadt 4 im Laufenburger Ortsteil Sulz zu. Die Stadt Laufenburg hat die grosse, schon lange nicht mehr bewohnte Liegenschaft im Rahmen des Investitionskonzept erworben; mit dem Ziel, auch hier wieder einen Ort zum Wohnen und Leben zu schaffen. Angesichts des maroden Zustands des Gebäudes wurde eine Sanierung ausgeschlossen. Nächste Woche beginnen die Abrissarbeiten, um Platz für ein neues Mehrfamilienhaus zu schaffen. Der Grund, weshalb sich am späten Mittwochnachmittag eine kleine Gruppe für eine geführte Begehung durch die alten Gemäuer eingefunden hatte, liegt weit in der Vergangenheit. Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für den Abbruch wurden im südwestlichen Teil des Gebäudes zwei Gewölbekeller entdeckt.
Bevor Reto Bucher, Grabungsleiter bei der Mittelalter-Archäologie beim Kanton Aargau, am Mittwoch die Anwesenden mit entsprechenden Vorsichtshinweisen durch das Haus und die Keller führte, gab er einige Erklärungen zur gesamten Liegenschaft ab. Man gehe aufgrund der gemachten Untersuchungen davon aus, dass die Kleinstadt 4 das zweitälteste Gebäude in Sulz sei. Das älteste ist die Mühle. Bei den beiden gemauerten Gewölbekellern spricht der Fachmann vom Baujahr 1574. «Sie sind typisch für Speicherbauten, wie wir sie auch aus der Region kennen». Welche Waren im Sulzer Speicher gelagert wurden, ist nicht bekannt. Die Teilnehmenden der Führung stellten Überlegungen an, ob es sich um Getreide, Salz oder Eisen gehandelt haben könnte.
Funktionswechsel
Ab dem Jahr 1719 wurde das erstgebaute Speicherhaus durch eine Erweiterung zu einem Bauernhof. Mit einem zusätzlichen Anbau versehen fand dann 1826 eine Teilung der Liegenschaft statt. Es gab nun Platz für zwei Familien. Die letzten Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte, wurde das Haus nicht mehr bewohnt. Entsprechend gross ist auch der Zerfall. Der Zahn der Zeit hat aber nicht überall genagt. So staunte die Gruppe, über die teils jahrhundertealten Eichenbalken, die sich in einem sehr guten Zustand befinden. Mit Blick auf den grossen, bestens erhaltenen Dachstuhl, datiert aus dem Jahr 1719, meinte Stadtammann Herbert Weiss bewundernd: «Was da an Handwerkkunst in früheren Zeiten geleistet wurde, ist einfach sensationell.»
Zum Staunen Anlass gaben natürlich die komplett erhaltenen Gewölbekeller. Dass sie im Zuge der Abrissarbeiten nun bald definitiv der Vergangenheit angehören werden, wurde vielfach bedauert. Sie als Teil des geplanten Neubauprojekts zu erhalten, ist nicht möglich. Da, wo sich die Keller befinden, wird in absehbarer Zeit die gesamte Gebäudetechnik der neuen Liegenschaft zu stehen kommen. Für den ebenfalls anwesenden Hannes Burger, Präsident des Laufenburger Museumsvereins, ist es sehr wichtig, zumindest die gesamte Dokumentation von der Kantonsarchäologie zu erhalten. Zudem sorgte er am Mittwochnachmittag auch noch dafür, dass ein Teil der Kacheln des grossen Ofens vorsichtig gelöst und ins Museumsarchiv gebracht wurden.