Toll, ein anderer machts?
22.01.2022 Kultur, MöhlinDas erste Jahr war von durchschlagendem Erfolg gekrönt: Unter neuer Führung kehrten im und ums Dorfmuseum Leben und Betriebsamkeit zurück. Die Kadenz hochzuhalten, bleibt eine Herausforderung, die ohne breitere Unterstützung auf Dauer scheitern wird.
Ronny Wittenwiler
2020 ging gar nichts mehr. Das Dorfmuseum, ohnehin von Personalmangel gebeutelt, blieb wegen Corona gleich ganz geschlossen. 2021 dann erhielt der Ort den dringend benötigten Booster: Unter dem Co-Präsidium von Patrizia Tufilli Chautems und Charlotte Sprüngli startete ein neuer Vorstand durch. «Wir schauen auf eine erfolgreiche, schöne und bereichernde Saison zurück», sagt Tufilli Chautems. Das Feedback aus der Bevölkerung? Ähnlich einem Paukenschlag. «Mit welcher Freude all die Leute hierhergekommen sind und sich bedankt haben, das hat uns zusätzlich motiviert», sagt Sprüngli. Ende gut, alles gut? Natürlich nicht, und schon gar nicht für eine Geschichte, die doch erst beginnen sollte.
Mehr als «bloss» ein Museum
Gestartet im vergangenen Jahr war die neue Führung mit dem Anspruch, aus dem Ort mittel- und langfristig eine Art Zentrum zu machen, eine Begegnungsstätte für alle. Dieser Anspruch, gerade nach diesem sauber hingelegten Start, ist geblieben. Die beiden Co-Präsidentinnen wissen allerdings: Für eine dauerhafte Etablierung braucht es einen ungleich längeren Atem als den, der nötig gewesen war, um den angesetzten Staub im Museum überhaupt erst wegzupusten. Es brauche künftig Zugeständnisse von verschiedenen Seiten, finden Patrizia Tufilli Chautems und Charlotte Sprüngli.
Helfer gesucht, aber nicht gefunden
Der neue Vorstand habe sich etabliert und er funktioniert, erklären die beiden. «Es ist anstrengend», sagt allerdings Patrizia Tufilli Chautems und meint damit all die Arbeit an vorderster Front. Zuviel bleibt auf zu wenigen Schultern verteilt. Deshalb sucht die Crew dringend nach Verstärkung für die verschiedenen Veranstaltungen im laufenden Jahresprogramm. Auch im Bereich von Museumsführungen hapert es. «Wir haben über die sozialen Medien nach kommunikativen Personen gesucht, die solche Führungen machen würden – es gab null Resonanz.»
Es sind solche Engpässe, die sich nach wie vor bemerkbar machen und so hat die Rückschau auf dieses grundsätzlich so erfolgreiche erste Jahr auch etwas Ambivalentes: Komplimente hatte es geregnet für die Macherinnen, kaum einer, der nicht irgendwann bei einem Besuch gesagt hätte, wie wichtig es sei, dass es mit dem Dorfmuseum nun doch weitergehe. Doch als man Verstärkung mit ins Boot zu holen versuchte, wurde es kompliziert. «Oft hat es geheissen: Ich kann mir eine Mitarbeit vorstellen und ich werde mich melden.» Gehört hat man dann aber doch nichts mehr. «Das geht für mich nicht auf», sagt Tufilli Chautems. Ja, es habe etwas von diesem Motto: Toll, ein anderer machts.
Das zarte Pflänzchen
Insofern ist diese Geschichte, die noch lange weitergeschrieben werden soll, auch eine Art Appell. «Je mehr Personen mitmachen, desto einfacher wird es», sagt Charlotte Sprüngli. «Der Pfuus ist nicht draussen bei uns», beteuert Patrizia Tufilli Chautems, ohne Frage werde man diesen Elan und die Begeisterung ins zweite Jahr mitnehmen. Aber dennoch, so dünkt es: stellt sich auch bei neuen Batterien die Frage nach der Lebensdauer.
Es ist ein Klartext, den die zwei Frauen stellvertretend für den Vorstand reden – gerade auch, um dieses zarte Pf länzchen des wieder neu spriessenden Dorfmuseums weiter gedeihen zu lassen. Doch dazu brauche es künftig ein Umfeld breiter Unterstützung, das sich neben gutgemeinten Worten auch durch Tatendrang bemerkbar macht.
Interessiert an einzelnen Projekten?
Die Macherinnen suchen für die Mithilfe beim Dorfmuseum Personen, die sich auch vorstellen können, «bloss» an einzelnen Veranstaltungen und Projekten innerhalb des Jahresprogramms mitzuwirken – zum Beispiel bei der Mithilfe am Herbstmarkt. Gesucht werden zudem kommunikative Personen, die Führungen durchs Museum anbieten würden.