Weihnachtsfest und die heidnischen Ursprünge
25.12.2021 FricktalDas Weihnachtsfest, welches heutzutage meist recht üppig gefeiert wird, kann auf eine lange Tradition zurückblicken.
Robi Conrad
Bereits im Jahre 354, in der Zeit der Spätantike, wurde Weihnachten erstmals am 25. Dezember von Christen in Rom zelebriert. Dieses Datum ist entstanden, weil Jesus gemäss der Bibel nachts geboren wurde. Und so wurden Gottesdienste auf den Vorabend verlegt, also auf den 24. Dezember, den «Heiligen Abend». Ursprünglich gab es damals sogar vier Feiertage. Die wurden dann später auf drei und schliesslich im 18. Jahrhundert auf zwei reduziert.
Allerdings war der Hauptgrund, das Weihnachtsfest zu feiern, ein starkes Bestreben der Kirche, das heidnische Sommerwende-Fest, am 21. Dezember, in ein christliches Fest und damit auch ebensolches Brauchtum umzuwandeln. Die Kelten feierten 3 Tage nach der Wintersonnenwende, also am 24. Dezember, das Jul-Fest. Deshalb heisst Weihnachten noch heute Im Schwedischen, Dänischen und Norwegischen jul, im Isländischen jól, im Finnischen joulu, im Estnischen, das zur gleichen Sprachfamilie wie das Finnische gehört, jõulud.
Zu den Bräuchen gehörte das Schmücken immergrüner Bäume, das Entzünden von Kerzen bzw. Lampen und sich gegenseitig zu beschenken. Die Kelten prägten auch den Mythos des alten Mannes, der umherging und brave Kinder beschenkte. Das war ihr Göttervater Wotan, der später die englische Figur «Father Christmas» prägte, welche die Vorlage für den Weihnachtsmann war. Mit fröhlichem Essen, Trinken, Tanzen und Singen – so wurde die Sonnenwende gefeiert, wobei ein grosses Feuer natürlich nicht fehlen durfte. Der Sinn dieses Brauches bestand darin, dass durch den Lärm der Feierlichkeiten die schlechten Geister vertrieben werden sollten, und damit der Weg so frei für eine gute Ernte sein sollte.
Auch der Weihnachtsbaum hat heidnische Wurzeln
Der Ursprung dieses Brauchtums geht weit in die vorchristliche Zeit zurück. In der frühen Antike verkörperten immergrüne Pf lanzen wie Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Stechpalme, Mistel, Wacholder oder Efeu Lebenskraft – und das Grün gab im dunklen Winter Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings.
Im Christentum versinnbildlichte der Tannenbaum ursprünglich als «Paradiesbaum» – die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Weil viele Menschen zu dieser Zeit weder lesen noch schreiben konnten, stellte die Kirche die Geschichte symbolisch dar. Dafür brauchten sie einen Baum, der auch am 24. Dezember noch grün war.
Die erste Erwähnung eines Weihnachtsbaums, der dem heutigen schon sehr nahekommt, stammt möglicherweise aus dem Jahr 1419. Die Bäcker von Freiburg im Breisgau sollen nach dieser unbelegten Angabe einen Baum mit allerlei Naschwerk, Früchten und Nüssen behängt haben, den die Kinder an Neujahr abernten durften. Zahlreiche gesicherte Quellen aus Ortschaften am Oberrhein berichten im 16. Jahrhundert vom Schmücken der Wohnstube mit grünen Tannenzweigen, den sogenannten «Weihnachtsmeien». Das Elsass und die Gebiete auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins gelten deshalb als Wiege des Christbaums.
Zunächst waren Tannenbäume selten und teuer, und nur die reicheren Bevölkerungsschichten konnten sich einen Weihnachtsbaum leisten. Die Beschaffung der Christbäume, damals hauptsächlich Weisstannen, wurde auch für die Forstleute zu einem Problem. Gegen das «Überhandnehmen der alljährlich wiederkehrenden nachhaltigen Waldverwüstungen durch Aushauen der Christbäume» findet man in alten Forstverordnungen einschränkende Vorschriften oder Verbote mit Strafandrohung. Zum Beispiel sah sich die Stadt Freiburg bereits 1554 gezwungen, gegen das Abhauen einzuschreiten: «Dweil yetz mit den weyhenacht meyen, so abgehawen werden, grosser schad beschieht, so ist erkhannt, uf morgen sollichs zu verbieten und ußzeruefen bei straff 10 Rappen».
Martin Luther verdanken wir die Geschenke an Weihnachten
Martin Luther sprach sich 1535 dafür aus, die Kinder an Weihnachten zu beschenken, statt wie bisher am Nikolaustag, wenn es Äpfel, Nüsse oder Gebäck gab. Das Interesse insbesondere der Kinder sollte somit auf Jesus gelenkt werden statt auf irgendeinen Heiligen. Ausserdem sollten vor allem die Armen beschenkt werden, denn an Weihnachten sollte niemand hungern.
Die Entstehung des Adventskalenders
Die eigentlichen Ursprünge des Adventskalenders lassen sich bis in die 2. Hälfte des19. Jahrhunderts zurückverfolgen und kamen aus dem protestantischen Umfeld in Deutschland. Die vermutlich allererste Erwähnung eines Adventskalenders stammt von 1851 – er war selbstgebastelt; von wem ist leider unbekannt. Zunächst war der Adventskalender vor allem als Zählhilfe und Zeitmesser gedacht. So hängten Familien nach und nach 24 Bilder an die Wand. Einfacher war die Variante mit 24 an die Wand oder Tür gemalten Kreidestrichen, hier durften die Kinder täglich einen Strich wegwischen. In katholischen Haushalten legte man hingegen Strohhalme in eine Krippe – für jeden Tag einen, bis zum Heiligen Abend. Eine weitere Form des Adventskalenders bestand aus einer grossen Adventskerze, die jeden Tag bis zur nächsten Markierung abgebrannt wurde. Diese Variante wurde besonders in den skandinavischen Ländern zur Tradition.
Der gedruckte Adventskalender, so wie wir ihn heute kennen, ist erst anfangs des 20. Jahrhunderts entstanden. Es ist nicht ganz eindeutig, wer der «Erfinder» war. Auf jeden Fall tauchte zwischen 1902 und 1908 der erste gedruckte Adventskalender aus Karton in einer Buchhandlung von Deutschland, der damals noch «Weihnachtskalender» genannt wurde, auf.
Woher stammt der Adventskranz?
Den ersten Adventskranz der Welt hat Johann Hinrich Wichern in seiner Hamburger Reetdach-Kate, dem «Rauhen Haus», einem Haus für Kinder in Not, aufgehängt. Es war ein Wagenrad, das von der Decke hing. Es wurde nach seinem Erfinder «Wichernkranz» genannt. Mit vier grossen weissen und 20 kleinen roten Kerzen erleuchtete es erstmals am 1. Advent im Jahre 1839 den Betsaal des Rauhen Hauses in Hamburg-Horn.
Die Kreisform symbolisierte häufig die Ewigkeit des Lebens, welche Jesus Christus mit seiner Auferstehung zeigte. Grün ist die Farbe der Hoffnung und des Lebens. Die Kerzen stehen für das Licht, welches in der Weihnachtszeit die Welt erleuchtet.