Von den «Blue Boys» zu den Rhybuebe
29.12.2021 Musik, Sulz, PersönlichMusik spielt im Leben von Peter Weiss eine grosse Rolle
Als junger Mann war er mit drei Sulzer Kollegen zusammen als Tanzmusiker an den Parties in der Region unterwegs; heute spielt er bei der Blaskapelle Rhybuebe in Stein. Die Musik begleitet den ehemaligen Bauern Peter Weiss, der heute in Bözen wohnt, schon sein ganzes Leben lang.
Karin Pfister
«Die Musik zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben», sagt Peter Weiss. Ab der 6. Schulklasse besuchte er einen Jungbläserkurs der Musikgesellschaft Sulz, da lernte er das Posaunenspiel. Er spielt und spielte unter anderem Euphonium, Bariton, Posaune, Schlagzeug, Klarinette und seit dem ersten Lockdown auch Keyboard; ein Instrument, welches er schon seit seiner Jugend lernen wollte. «Ich bringe mir die meisten Instrumente selber bei», sagt er und erinnert sich an die Klarinette, die er inzwischen längst wieder verkauft hat.
«Ich spielte als junger Mann bei der Musikband «The Blue Boys» und wir brauchten einen Klarinettisten.» So habe er das Instrument und das Büchlein mit den Erklärungen zu den verschiedenen Griffen gekauft und gelernt. «Nachdem ich die Klarinette für die Tanzmusik nicht mehr brauchte, habe ich sie quasi im Köfferli vergessen.»
Bauer in Sulz
Er habe wohl ein gutes Musikgehör, sagt Peter Weiss. Neben Talent brauche es aber auch Fleiss und Erfahrung. Seit drei Jahren wohnt der Musikant, der auch sehr gerne singt, zusammen mit seiner Frau Agatha in Bözen. Den Bauernhof in Sulz haben sie verkauft, da von den drei Töchtern niemand den Hof übernehmen wollte.
«Diese Wahl hatte ich als junger Mann nicht»; erinnert sich Peter Weiss. Er sei klar gewesen, dass er Zuhause einsteigen müsse – obwohl er als Bub immer gesagt habe, er wolle nie Bauer werden – und so habe er Landwirt gelernt. «Bereut habe ich das allerdings nie. Es ist ein sehr vielseitiger und interessanter Beruf, der uns auch als Familie viel Freude bereitete.»
53 Jahre sind kein Rekord
Peter Weiss ist seit 53 Jahren ein treues Mitglied der Sulzer Musikgesellschaft. Die Länge der Mitgliedschaft sei allerdings kein Rekord im Dorf; sein Kollege sei noch länger mit dabei. Seit elf Jahren spielt er ausserdem bei den Steiner Rhybuebe und seit einigen Jahren aushilfsweise ennet der Grenze, bei den Dinkelberger Musikanten.
Mit seinen Töchtern zusammen ist er eine Zeitlang als Familienband an Geburtstagsfesten im kleinen Rahmen aufgetreten. Viele gute Erinnerungen hat Peter Weiss an die Zeit bei den «The Blue Boys», «Es war in den 70ern. Wir waren vier Kollegen aus der MG Sulz und hatten nach einem Musikkonzert die Idee eine eigene Band zu gründen, mit viel Fleiss und Freude haben wir das umgesetzt. Da wir nicht nur beim Proben, sondern auch im Ausgang zusammen waren, hatten wir immer unsere Instrumente im Kofferraum und spielten da und dort spontan auf.»
Die Musik sei zwar ein Hobby; aber wenn er etwas mache, dann wolle er es gut machen, so Peter Weiss. Er übe darum fast jeden Tag. Manchmal nur eine halbe Stunde, oft auch zwei Stunden. «Wenn man zu lange nicht übt, verliert man die Kraft in der Mundmuskulatur», so der Musikant. Ausserdem mache ihm die Musik einfach Freude.
Harmonien sind ihm nicht nur im musikalischen Bereich wichtig, sondern auch im Zwischenmenschlichen. «Ich könnte nicht mit Musikanten zusammenspielen, wenn es menschlich nicht stimmt.» Wenn es in einer Gruppe musikalisch gut laufe, könne man immer davon ausgehen, dass auch die Kameradschaft stimme. «Die Harmonien beeinf lussen sich gegenseitig.»
Aktiv im Gemeinderat und Radfahrverein
Peter Weiss ist ein aktiver Mensch und hat und hatte zahlreiche Engagements, unter anderem war er zwölf Jahre Gemeinderat in Sulz und arbeitet heute auch im Vorstand der Rhybuebe mit. Als Sulzer ist er auch im Radfahrverein Helvetia aktiv; auf und neben dem Velo. «Ohne meine Frau wäre vieles nicht möglich gewesen; sie hat mich immer unterstützt.»
Dass in den vergangenen anderthalb Jahren wegen Corona viel weniger Auftritte möglich gewesen waren, fand er schon schwierig. «Irgendwann verliert man an Motivation, wenn man immer nur übt und übt und nicht vor Publikum spielen kann.» Umso mehr freue er sich auf den Frühling; dann seien Tonaufnahmen der Rhybuebe geplant.
Ein spezielles Lieblingsstück hat er nicht, aber er mag den Rhythmus und das Zusammenspiel in der Gruppe. «Wenn Musik gut gespielt wird, ist der Stil zweitrangig.» Je nach Stimmung geniesse er es, auch mal ein Klavierstück von Chopin zu hören. «Ich kann nicht genau sagen, was mir Musik bedeutet. Ich lebe sie einfach», sagt Peter Weiss und man glaubt es ihm aufs Wort.