Rheinfelden setzt sich Energieziele bis 2035

  23.12.2021 Rheinfelden

Energie ist weiterhin ein zentrales Thema in Rheinfelden – auch über das Jahr mit dem Motto «Natur und Energie» hinaus: Mit den Energiezielen 2035 definiert der Gemeinderat die energiepolitischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre. Im Blick dabei ist immer das Fernziel, ein klimaneutrales Rheinfelden bis 2050. Die Energieziele 2035 sind auch ein zentrales Dokument für das Energiestadt-ReAudit 2022, das – so die Hoffnung – die goldene Auszeichnung nach Rheinfelden bringen soll.

«Mit den Wärmeverbünden spielt Rheinfelden in der Super League.» Diesen Vergleich zog Reto Rigassi am diesjährigen Energieanlass vom 10. November im Bahnhofsaal. Rigassi ist Präsident der Rheinfelder Energiekommission und eine erfahrene Energiefachperson. Der zuständige Gemeinderat Hans Gloor bestätigt: «Uns erreichen oft Anfragen zu den Wärmeverbünden, sei es für fachliche Unterstützung oder für Vorträge zum Thema.» 2009 hatte sich Rheinfelden das Ziel gesetzt, bis 2020 40 % der Gemeinde mit erneuerbarer Wärme zu versorgen. Mit 40.1 % hat sie dieses Ziel 2019 erreicht – dank der Wärmeverbünde. In Prozentpunkten ist Rheinfelden damit etwa doppelt so weit wie die Gesamtschweiz. «Darauf sind wir zu Recht stolz», ergänzen Gloor und Rigassi unisono.

Klimaneutral bis 2050
Auf diesen Lorbeeren ausruhen will sich Rheinfelden nicht. Denn das Fernziel ist klar, seit der Stadtrat Anfang 2021 die Klima- und Energiecharta für Städte und Gemeinden unterzeichnet hat: Bis 2050 will die Stadt klimaneutral sein – also beim Ausstoss klimawirksamer Gase eine ausgeglichene Bilanz aufweisen. Rheinfelden schliesst sich damit den Zielen des Bundesrates und auch den internationalen Klimazielen von Paris an.

Kein einfaches Unterfangen, bestätigt auch Reto Rigassi: «Netto Null bis 2050 ist ambitioniert, aber Studien des Bundes bestätigen, dass eine klimaneutrale Schweiz bis 2050 möglich und auch zahlbar ist.» Für die Rheinfelder Verwaltung gilt Netto 0 bis 2040. Dazu Hans Gloor: «Als Stadt wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen.»

Die Energieziele 2035 dienen nun als eine Art Richtschnur für die Arbeit hin zu diesem Ziel. Das Zieljahr 2035 ist ein Meilenstein auf halbem Weg bis 2050 und entspricht dem gängigen Vorgehen. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Stadtrates, des Stadtbauamtes und der Energiekommission traf sich 2021 mehrmals, um die Energieziele zu formulieren. Die Entwürfe wurden jeweils der Energiekommission vorgestellt und mit anderen Verwaltungsabteilungen abgestimmt. So entstanden breit abgestützte Ziele, die hohen Ansprüchen genügen: Sie sind sinnvoll, ambitioniert und doch erreichbar.

Zentral sind Wärme, Elektrizität und Mobilität
Energieintensiv sind insbesondere Wärme, Elektrizität und Mobilität. Für die Wärmeversorgung zeigen Berechnungen, dass diese in Rheinfelden bis 2035 zu Dreivierteln erneuerbar sein kann – dank der Wärmeverbünde. Die stadteigenen Gebäude sollen bis 2035 sogar zu 90 % mit erneuerbarer Wärme versorgt sein.

Auch die Elektrizitätsversorgung soll nachhaltig werden. Man will weg von Atom- und Kohlestrom und hin zu Strom aus erneuerbaren Quellen – insbesondere von der Sonne. Dies, obwohl die beiden Laufwasserkraftwerke auf Rheinfelder Boden sehr viel mehr erneuerbaren Strom produzieren als die Stadt verbraucht. Reto Rigassi erklärt: «Durch die Elektrifizierung insbesondere des Verkehrs parallel zum Ausstieg aus der Kernenergie müssen wir in der Schweiz Sonne und auch Wind als Stromquellen viel intensiver nutzen.» Die Stadtverwaltung will bis 2035 90 % ihres Bedarfs mit Solarstrom aus eigenen Anlagen decken. Für ganz Rheinfelden liegt diese Zahl ausser Reichweite – es sollen bis 2035 10 % des Stromes aus PV stammen. Windenergie ist aufgrund der Windverhältnisse in Rheinfelden kein Thema.

Ein weiteres grosses Handlungsfeld ist die Mobilität – der Verkehr verursacht in der Schweiz einen Drittel aller Treibhausgase. Die Stadt will ihr attraktives ÖV-Angebot beibehalten und wo möglich optimieren und gute Voraussetzungen für den Umstieg auf Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb schaffen. So will sie die Menschen motivieren, ihre Mobilität nachhaltig zu gestalten. Selbst will sie bis 2035 weitestgehend ohne fossile Fahrzeuge unterwegs sein.

Gemeinsame Anstrengungen nötig
Am Energieanlass im Bahnhofsaal präsentierte Rego Rigassi den Anwesenden eine eindrückliche Zahl: Der Konsum ist verantwortlich für über die Hälfte des Rheinfelder CO2-Ausstosses, denn bei der Herstellung der meisten Produkte wird CO2 freigesetzt. Auch hier will die Stadt nicht untätig sein und aufzeigen, welchen Einfluss Konsumentscheidungen haben. Hans Gloor stellt klar: «Natürlich schreiben wir niemandem vor, was er oder sie kaufen darf. Doch wir wollen informieren und Möglichkeiten schaffen, klimaverträglich zu konsumieren – so wie wir das zum Beispiel schon mit unserem Wochenmarkt und mehreren Läden tun.» Die Stadt selbst sieht ihren grössten Handlungsspielraum beim Einkauf von Baumaterialien. Diesen will sie ausschöpfen.

In allen Bereichen ist klar: Die Stadt kann das Netto-Null Ziel nicht alleine erreichen. «Wir müssen unseren Handlungsspielraum nutzen, aber auch Gewerbe und Privatpersonen motivieren, sich für eine klimaverträgliche Zukunft einzusetzen», bestätigt Hans Gloor.

Zentral für den Energiestadtprozess
Einzelne, konkrete Massnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden sollen, werden Anfang 2022 definiert. In vielen Bereichen sind Massnahmen schon verankert und werden konkretisiert oder vertieft werden müssen. Denn, so Reto Rigassi: «Die einfacheren Massnahmen haben wir umgesetzt. Jetzt werden die Herausforderungen grösser.»

Das weiss auch das Auditorenteam, das Rheinfelden im Frühling 2022 bewerten wird. Es wird Ziele und Massnahmen genau unter die Lupe nehmen – denn für die goldene Energiestadtauszeichnung, die Rheinfelden anstrebt, sind griffige Ziele und wirksame Massnahmen unabdingbar. Bis zum Bescheid, ob der Ball beim ReAudit wirklich hinter die Torlinie des Goldlabels fällt, braucht es noch etwas Geduld: Den Entscheid der Labelkommission erhält Rheinfelden im Spätherbst 2022.


Kontakt: Christine Arnold
Leitung Stabsstelle Umwelt Energie Mobilität
Geschäftsstelle energieregionFRICKTAL christine.arnold@rheinfelden.ch
061 835 52 99


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