Das Ende einer langen Tradition

  21.12.2021 Brennpunkt, Schule, Fricktal

Für Colette Basler, Zeiher Schulpflegepräsidentin und Vizepräsidentin des Verbands Aargauischer Schulpflegepräsidenten, ist ein Austausch über die Gemeindegrenzen nach wie vor sehr wichtig. «Das Gärtlidenken hat keine Zukunft.»

Susanne Hörth

Am 27. September 2020 hat das Aargauer Stimmvolk mit 58 Prozent der Abschaffung der Schulpflegen per Ende dieses Jahres zugestimmt. In zwei Wochen endet somit eine fast 200-jährige Tradition in der Geschichte der Aargauer Volksschule. Unzählige Frauen und Männer haben sich in dieser Zeit auch im Fricktal für ein Schulpflegeamt zur Verfügung gestellt. Sie waren unter anderem Schnittstellen zu der Lehrerschaft wie auch zu den Eltern. Haben beim Kanton für mehr Pensen, weitere Abteilungen oder Zusatzangebote gekämpft. Für Colette Basler ist es ein Abschied voller Gefühle. Die SP-Grossrätin ist Präsidentin der Schulpflege in Zeihen und hatte bisher im Verband Aargauischer Schulpflegepräsidenten (VASP) das Amt der Vizepräsidentin inne. Die Auf lösung des Verbands wurde am 29. Oktober in Aarau beschlossen. Die Zeiherin ist zudem Präsidentin der Schulpflegen im Bezirk Laufenburg.

Für sie, die lange und intensiv an vorderster Front für die Beibehaltung der Schulpf legen gekämpft hat, ist es Zeit, nochmals kurz zurückzublicken und ganz besonders zu danken. «Mein Dank gilt allen Schulpf legerinnen und Schulpf legern, welchen sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten für die Schule eingesetzt haben. Die sich mit viel Engagement und Herzblut zum Wohle der Kinder und einer guten Bildung im Kanton Aargau engagiert haben.»

Alle wollen mitreden
Sie weiss, kaum etwas beschäftigt die Leute so sehr wie die Schule. «Die Schule haben alle mal selbst besucht und während der Schulkarriere positive oder negative Erfahrungen gemacht. Deshalb wohl auch das Bedürfnis mitzureden. Es wichtig, dass Leute mitreden und ihre Ideen, Ängste und Bedürfnisse einbringen. Ein Aussenblick auf die Schule ist wichtig. Nur so ist Weiterentwicklung möglich.» Sie selbst habe diesen diskussionsreichen Bereich immer als sehr wertvoll empfunden und als Chance betrachtet.

Die bisherigen Aufgaben der Schulpflegen werden ab 1. Januar 2022 von den Gemeinderäten geregelt. «Auf keinen Fall war alles Bisherige schlecht. Das Gelingen der neuen Struktur steht und fällt auch nachher mit den Menschen, welche an der Spitze stehen. Herzblut, Motivation, Empathiefähigkeit und Mut sind hierbei wichtige Attribute», geht Colette Basler auf eine entsprechende Frage ein. Zum Wissensaustausch zwischen ehemaligen Schulpflegern und neuen Verantwortlichen meint sie: «Meiner Meinung nach muss es das Ziel sein, dass das grosse Wissen und der langjährige Erfahrungsschatz der Schulpf legen weitergegeben werden.»


«Es ist Zeit, nochmals Danke zu sagen»

Schulpflegerin Colette Basler blickt kurz zurück

Am 31. Dezember 2021 endet die fast 200-jährige Geschichte der Schulpflegen. Der Einsatz für die Schule, für die Lehrerschaft und die Schüler lag SP-Grossrätin Colette Basler aus Zeihen, Schulpflegerin in regionalen und kantonalen Gremien, immer sehr am Herzen.

Susanne Hörth

«Nichts ist so beständig wie der Wandel». Ein Zitat, das bestens zur Schule passt. Unabhängig davon, dass ab 1. Januar 2022 die Gemeinderäte für den Bereich Schule zuständig sind und damit ein neues Kapitel in der Schulgeschichte beginnt, waren und sind die Schulen ständig in Bewegung. Es fanden Regionalisierungen statt, Strukturen wurden verändert, Einführung von Schulleitungen, Wechsel von fünf Primarschuljahren/vier Oberstufenjahren auf neu sechs Primar/ drei Oberstufen, Einführung neuer Lehrpläne und vieles mehr. Kurz: die Schule erscheint als ein immerwährendes Bauprojekt.

Dürfen die Schulpf legerinnen und Schulpfleger stolz sein auf das, was sie als Baumeister mitgetragen und umgesetzt haben? Dazu Colette Basler, Zeiher Schulpflegepräsidentin und bislang Vizepräsidentin des Verbands Aargauer Schulpflegepräsidenten (VASP): «Ja, unbedingt. Oft mussten sie kontroverse Verhandlungen mit Behörden führen, damit gemeinsam das Beste für die Schule und die Kinder herausgeholt werden konnte. Viele Projekte und Schulreformen wurden von den Schulpflegen als strategische Behörden entscheidend mitgeprägt und gestaltet.» Danach gefragt, was die Schulpf legerinnen und Schulpf leger in diesem steten Veränderungsprozess besonders gefordert habe, nennt sie insbesondere die Umstellung auf 6/3. Hier hätten in gewissen Gemeinden entschieden werden müssen, wer von den Lehrpersonen gehen muss und wer bleiben kann. Weiter zählt sie die Einführung des Lehrplans 21 sowie die Neuressourcierung Volksschule auf.

Kein Gartenhagdenken
Der VASP sei der einzige Verband im Bildungsbereich gewesen, der für sich in Anspruch nehmen konnte, dass er eine 100-prozentige Abdeckung über den ganzen Kanton hätte, sagt sie zum Austausch der Schulpf legen über die Gemeindegrenzen hinaus. «Mit wichtigen Informationen konnten wir so schnell alle erreichen. Darauf waren wir immer stolz. Im VASP waren alle Schulpflegen des Kantons Mitglied. Er organisierte Austausche und vor allem auch Weiterbildungen.» Im oberen Fricktal sei zudem auch der Austausch mit den umliegenden Gemeinden gepflegt worden, betont Colette Basler, die ebenfalls Präsidentin der Schulpf legen des Bezirks Laufenburg ist. «Diese Treffen und Diskussionen waren äusserst wertvoll. Man konnte sich gegenseitig unterstützen, wusste, dass man nicht allein ist mit seinen Problemen, konnte voneinander lernen und Synergien nutzen.» Hier fügt sie an: «Ich finde es wichtig zu erkennen, dass nicht jeder das Rad neu erfinden muss, wenn bestehende und gut funktionierende Strukturen, Konzepte in anderen Gemeinden etabliert sind und man diese für die eigene Schule «nur» anpassen könnte. Zusammenarbeit ist für mich das A und O! Das Gärtlidenken hat keine Zukunft.»

Grosser Einsatz für die Schule
Für Colette Basler ist es wichtig, all den Menschen zu danken, die sich über die Jahre in den Schulpflegen engagiert und sich damit für die Schule, für die Lehrerschaft und ganz besonders für die Schülerinnen und Schüler eingesetzt haben.

«Nicht alles ist messbar»
«Den Lehrpersonen, den Schülerinnen und Schülern wünsche ich Begeisterung für das, was sie tun. Ich wünsche ihnen, dass sie mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, wissbegierig sind, flexibel, dass sie Mut haben Neues zu wagen, dass sie nie aufgeben und vor allem, dass sie immer das halb volle und nie das halb leere Glas sehen», sagt sie, angesprochen auf die Wünsche für die Zukunft der Schule. «Den Verantwortlichen wünsche ich viel Erfolg mit der neuen strategischen Aufgabe, dass auch sie die Schule pflegen und hegen, dass sie die Softskills nicht vergessen und Wertschätzung für die Arbeit und das Engagement ihres Gegenübers zeigen. Die weichen Faktoren sind ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Gelingensfaktor. Nicht alles ist messbar!»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote