«Musik machen auf hohem Niveau ist wie Spitzensport»

  25.08.2021 Jugend, Musik, Rheinfelden, Persönlich

Valerian Alfaré ist eines der grossen Talente an der Musikschule Unteres Fricktal. Im Final des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs 2021 gewann er mit seinem Euphonium einen 1. Preis – und zwar mit Auszeichnung, das heisst mit der maximalen Punktezahl.

Edi Strub

Am 12. August durfte er am Preisträgerkonzert des renommierten Lucerne Festivals teilnehmen. Das Konzert wurde von SRF 2 Kultur aufgezeichnet und wird im September ausgestrahlt. Fast vierhundert junge Musiker hatten nach harten regionalen Ausscheidungen am Final dieses Wettbewerbs teilgenommen. Am Ende waren es zwei Dutzend, die in Luzern vor das grosse Publikum treten durften.

Valerian Alfaré ist die Spannung anzumerken, als er in Luzern sein Euphonium an die Lippen setzt und zu den ersten Takten des Pantomime in B-Dur von Philip Sparke ansetzt. «Es ist wichtig, dass man in solchen Momenten trotz der Spannung ruhig bleibt», sagt Alfaré. «Man spielt nicht gut, wenn der Atem flattert und die Finger zittern.» Wegen Corona habe es in letzter Zeit nur wenig Gelegenheiten gegeben, den öffentlichen Vortrag zu üben. Er habe das zu Hause ohne Publikum üben müssen, indem er ein Stück wie im Konzert von Anfang bis Ende durchspiele. Auf den ersten Versuch und ohne Möglichkeit, neu anzusetzen, wenn etwas misslingt. Aber wenn es dann ernst gilt, sei das dennoch eine andere Sache. Das beginne jeweilen schon mit der Anreise, dem ungewohnten Saal, dem Warten auf den Einsatz. Und wenn die Tür aufgehe und er die Jury sehe oder das Publikum, dann geschehe es leicht, dass das Herz schneller zu schlagen beginne, der Atem unruhiger werde, die Hände zittriger. Doch damit müsse man fertig werden. Musik auf hohem Niveau zu machen, sei wie Spitzensport. Es gelte, in diesem einen Augenblick eine Topleistung zu bieten und sich von kleinen Fehlern und Unsauberkeiten nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

Mit sechs Jahren angefangen
Valerian Alfaré schafft das immer besser. Er hat Ambitionen, arbeitet seriös und kann sich konzentrieren. Angefangen hat alles mit dem Trompetenspiel seiner Mutter. Das hat ihm gefallen und so probierte er schon mit sechs Jahren die ersten Trompetenstösse. «Am Anfang war ich nicht sehr zielgerichtet, spielte einfach, wenn ich gerade Lust hatte – oder auch nicht.» Doch der Lehrer an der Musikschule war ihm sympathisch und so hielt er durch. «Ich war talentiert, und das half natürlich.» Aber ab einem gewissen Niveau braucht es mehr. Und da kam noch das mit der Zahnspange dazu. Zumindest anfänglich konnte er mit der Spange keine sauberen Töne mehr spielen auf der Trompete. Und so stellte er auf das Euphonium um, wo das besser geht. «Gleichzeitig spürte ich, dass ich mehr investieren musste, wenn ich zu den besten in meiner Altersklasse aufschliessen wollte. Einige, die ich gehört hatte, spielten einfach besser, übten mehr und hatten dementsprechend mehr Erfolg.» Valerian Alfaré war am Anfang gar nicht sicher, ob er das wirklich wollte. Und auch nachdem er sich entschieden hatte, mehr zu tun und besser zu üben, gab es immer wieder Momente, wo er Zweifel hatte, ob das wirklich sein Weg sei.

Was ist ein Euphonium eigentlich? – Ein «Tiefblech» wie das Es-Horn, die Posaune oder die Tuba, sagt Alfaré. Höher gestimmt als die äusserlich ähnliche Tuba und mit einem schönen, wärmeren Ton. Nicht umsonst heisst Euphonium «die Gut-Klingende» oder die «Liebliche Stimme». Alfaré vergleicht sie mit dem Cello in der Familie der Streichinstrumente. Leider ist es ein relativ neues und bislang wenig gespieltes Instrument, das in Brass-Bands vorkommt, aber in klassischen Orchestern eigentlich überhaupt nicht. Das ist einer der Gründe, warum Valerian Alfaré die Trompete nicht aufgegeben hat. Er spielt heute beides – «etwa gleich gut» wie er meint. Mit der Trompete sei man breiter aufgestellt. In der Klassik vom Barock bis zur Moderne; im Jazz und im Blasorchester ist es eines der Hauptinstrumente.

Jazz oder Klassik – Alfaré will beides
Valerian Alfaré möchte sich möglichst wenig festlegen. Er möchte nicht Jazztrompeter werden oder klassischer Euphonist. Er möchte beides machen und beides können. Aber das sei schwierig. Das fange schon an bei der Ausbildung. Die verschiedenen Genres von Musik würden leider nicht als ein Ganzes behandelt. Man müsse sich an den heutigen Lehrstätten für das eine oder andere entscheiden. Und darum sei er auch unsicher, wie es nach dem Gymnasium in zwei Jahren weitergehen soll. Musikstudium mit Blick auf eine Profi-Karriere? – Sicher, da habe er keine Zweifel. Aber was genau soll er studieren und bei wem? – Das sei noch immer ziemlich unklar.

Es gibt Musiker, die in verschiedenen Genres zu Haus sind oder waren. Sie sind eher selten, aber der Pianist Friedrich Gulda war so einer. Und wohl auch die Akkordeonistin Ksenija Sidorova, die kürzlich in Rheinfelden gastierte. Sie spielt auf einem Video mit ihrem Akkordeon das berühmte d-Moll-Konzert von Bach. Den Orchesterpart spielt eine Big-Band mit unter anderem Saxophonen, die manchmal auch die Führung übernehmen. Dann tönt es sehr jazzig. Das sind Konzepte, die für Musiker wie Valerian Alfaré passen könnten und die bei einem Publikum, das Neues hören will (oder Altes neu) auch ankommen. Ob es Johann Sebastian Bach gefallen hätte? Das weiss man nicht und es spielt für Anhänger solcher Konzepte auch keine Rolle. Hauptsache, es öffnet neue Türen und macht Spass.

Radio SRF 2 Kultur strahlt am 12. September um 16 Uhr das Preisträgerkonzert des Lucerne Festivals aus.


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