Von der Bücherei zur Mediathek
31.08.2021 RheinfeldenDie Stadtbibliothek Rheinfelden feierte 125-Jahr-Jubiläum
Die Geschichte der Stadtbibliothek begann 1896 im Hugenfeld-Schulhaus. Dies nachdem der Verschönerungs- und Kurverein von Rheinfelden beschloss, eine Bibliothek zu gründen. Mit vielen poetischen Leckerbissen wurde das 125-Jahr-Jubiläum am Samstag im «Salmen» gefeiert.
Janine Tschopp
Die Rheinfelder Stadträtin Susanna Schlittler nahm die Gäste am Samstag mit auf eine persönliche Reise zum Anfang der Buchstaben. Damals, als sie klein war, und Zeit noch keine Rolle spielte. Als sie das Alphabet kennenlernte und irgendwann stolz war, eine Buchstabenkennerin zu sein. Und als der Zeitpunkt kam, von dem an Lesen für sie genau so selbstverständlich war wie Laufen, und sie tief in die Geschichten von «Heidi» und «Pippi Langstrumpf» eintauchte. Dann ging sie im Rahmen ihrer Ansprache zur 125-Jahr-Feier der Stadtbibliothek Rheinfelden auf die wichtige Bedeutung dieser Institution ein und wie diese von einer einfachen Bücherei zu einer Mediathek und einem Ort der Begegnung wurde.
Der Anfang im Hugenfeld-Schulhaus
Es war der Verschönerungs- und Kurverein von Rheinfelden, der 1896 beschloss, eine Bibliothek zu gründen, welche der Einwohnergemeinde zu «unveräusserlichem Eigentum» übergeben wurde. Schon in den Anfangszeiten verfügte die Bibliothek über rund 2000 Bände. Die Besucher durften die Bücher damals lediglich in einem Katalog aussuchen, worauf das gewünschte Werk über einen Schalter gereicht wurde. Nachdem die Bibliothek innerhalb des Schulhauses umzog, fand man sie später an einem dritten Domizil in einem ehemaligen Bauernhaus in der Nähe des Zähringerplatzes. Im Mai 1979 wurde die Stadtbibliothek an der Rindergasse eröffnet, und 2015 bezog sie ihr heutiges Domizil im ehemaligen Restaurant Salmen an der Marktgasse. Die Bibliothek bietet nun 22 000 Medien zum Ausleihen an und verzeichnet monatlich etwa 3800 Besucherinnen und Besucher.
Seit 35 Jahren dabei
Heuer hat nicht nur die Stadtbibliothek ein Jubiläum zu feiern, sondern auch ihre Bibliothekarin. Vor 35 Jahren, im November 1986, begann Barbara Scholer in der Bibliothek an der Rindergasse 6. Im Gespräch mit der NFZ erinnert sie sich an viele Meilensteine und Quantensprünge: von der Musikkassette zur CD, von der Schreibmaschine und den Karteikästen zum Computer und zur Digitalisierung, von der Bücherei zur Mediathek und zum Veranstaltungs- und Begegnungsort.
Viele dieser Meilensteine hat Barbara Scholer in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt und begleitet. Im kommenden Herbst wird sie die Geschicke der Stadtbibliothek in die Hände ihrer Nachfolgerin Isabelle Cladé geben.
Viele poetische Leckerbissen
Zur Feier des 125-Jahr-Jubiläums wurden viele poetische Leckerbissen aufgeführt. Dazu gehörten Vivianne Mösli und Ouelgo Téné, die mit ihrem «Amt für Poesie» nicht nur auf der Salmen-Terrasse auftraten, sondern auch in der Marktgasse unterwegs waren. Zudem gab es Gedichte von und mit Eva Seck und Henri-Michel Yéré. Als Abschluss der Veranstaltung traten Melinda Nadj Abonji und Jurczok 1001 auf. Seit über 20 Jahren schon unterhalten die Musikerin und Autorin und der Rapper ihr Publikum mit literarischmusikalischen Auftritten. Für die kleinen Besucher war der Poetomat der Kinderliteraturküche in Betrieb. Jedes Mal, wenn sie die Maschine mit einem grossen Chip fütterten, erhielten die kleinen Gäste über einen Plastikschlauch ein gesprochenes Gedicht in ihr Ohr. Ob eine Frau in der Kiste hockte, bleibt für einige Kinder noch immer ein Geheimnis.
Barbara Scholer war mit dem Jubiläumstag zufrieden, obschon sie sich gefreut hätte, wenn noch ein paar Leute mehr gekommen wären und die literarischen und poetischen Leckerbissen mit ihr genossen hätten.