Graffiti-sprayender Autor
08.08.2021 Herznach, PersönlichDer 37-jährige Jonas Schmid aus Herznach ist Sekundarlehrer, Vater und Autor. Sein erster Roman spielt unter anderem in Herznach, wo Schmid auch aufgewachsen ist.
Andrea Marti
Viele Bücher spielen in New York oder Paris. Manche spielen in Zürich oder Basel. Nur sehr, sehr wenige spielen in Herznach. Jonas Schmids Debütroman «Die Leiden der jungen Tellianer» ist eines davon. Mit seinem Erstlingswerks hat sich der Sekundarlehrer einen Traum erfüllt: Einmal ein Buch schreiben.
Und genau damit hat er angefangen – und gut drei Jahre später hielt er seinen 111 Seiten langen Roman in den Händen. Dabei war für Jonas Schmid nicht nur das Schreiben an sich die Erfüllung eines Traums: Auch innerhalb der Handlung des Buchs hat er viele seiner Hobbys und Leidenschaften mit einfliessen lassen. Ganz zentral dabei: Die Graffiti-Kunst.
Graffiti beim Hübstel
Jonas Schmid hat mit etwa 18 Jahren angefangen, zu sprayen. Seine ersten Kunstwerke malte er bei der Bauruine auf dem Hübstel. Die Bauruine wurde inzwischen vor allem zum Treffpunkt für Jugendliche. Neben viel Wandf läche zum Sprayen hat es eine Feuerstelle, und, wichtig: Weit und breit sind keine Anwohner. «Hier stören die Jungen niemanden und können sich ausleben. Die Bauruine auf dem Hübstel ist ein wichtiger Ort», findet Schmid. Er selbst hat hier viele Abende verbracht, als er begann, Graffitis zu sprayen.
Heute haben sich zu seinem Hobby sein Job als Sekundarlehrer und seine Familie gesellt. Und natürlich sein neueres Hobby: Das Schreiben.
Inspiration durch wahre Begebenheiten
Wohl weil sich Jonas Schmid schon so lange in der Sprayer-Szene bewegt, hat ein Tagesanzeiger-Bericht über einen gestohlenen besprayten Briefkasten ihn dazu inspiriert, ein Buch zu schreiben. Jonas Schmids Buch handelt vom jungen Joel, dessen Brief kasten gestohlen wird. Joel sucht nach dem Brief kasten, der vom berühmten Graffiti-Künstler C215 besprayt wurde, und erlebt auf der Suche Erstaunliches.
Joel wohnt im Telli-Quartier in Aarau, die Spuren des Briefkastens führen ihn aber ins Fricktal, genauer gesagt nach Herznach. Dabei sind Joels Spuren Jonas Schmids Spuren ziemlich ähnlich. Jonas Schmid hat acht Jahre im Telliquartier und vier Jahre in Rombach gewohnt, bevor er dieses Jahr mit seiner Familie zurück ins Fricktal gezogen ist. Aufgewachsen ist er in Herznach, wo heute noch viele seiner Verwandten und Freunde leben. Schmid sagt, dass sowohl das Fricktal als auch Aarau für ihn Heimat bedeuten. «Wenn man acht Jahre im selben Quartier wohnt, schlägt man da auch Wurzeln», findet der junge Autor.
Joels Spuren enden aber nicht mit dem Buch: Jonas Schmid hat bereits eine fertige Fortsetzung zu «Die Leiden der jungen Tellianer» in der Schublade liegen. Ob sie veröffentlicht wird, weiss er allerdings noch nicht. Er sagt aber: «Falls die Fortsetzung veröffentlicht wird, würde ich mir sogar überlegen, Lesungen durchzuführen». Bisher gab es solche nicht: Jonas Schmid fängt an zu zittern, wenn er nervös ist – und hat deshalb selbst an der Buchvernissage auf eine Lesung verzichtet. Stattdessen wurde ein Rap-Song aufgeführt, welcher eigens zum Buch geschrieben wurde. Auszüge aus dem Buch konnten die Besucher von grossen Plakatbannern lesen – eine Buchpräsentation der anderen Art. Wenn Jonas Schmid von Lesungen und über Werbung für sein Buch spricht, merkt man, dass das nicht der Teil des Autor-Seins ist, von dem er geträumt hat. Er schreibt lieber. Im Moment ist er eher mit Kurzgeschichten beschäftigt, «viel mehr passt neben einer einjährigen Tochter nicht rein», wie er erklärt. Er hat aber auch schon wieder grosse Pläne – vielleicht ein dritter Roman, der dann nichts mehr mit Joel zu tun hat. Die Ideen gehen Jonas Schmid auf jeden Fall nicht aus.