Der Krieg in Russland
04.08.2021 FricktalIn diesem Essay zum 3. Quartal des Jahres 1941 berichten wir über die Ereignisse in Europa aus der Sicht der beiden Zeitungen Neue Rheinfelder Zeitung (NRZ) und dem Frickthaler (FT).
Für das ganze Quartal ist der Krieg in Russland das dominierende Thema mit zahlreichen Berichten, oft zwei Zeitungsseiten stark. Einiges wird in Beiträgen mit eigenem Titel dargestellt, viele Detailinformationen muss sich der heutige Leser jedoch in der oft mehrere Spalten langen Rubrik vom Tage oder in Kürze zusammentragen, um ein Bild der Ereignisse zu erhalten.
Was schon lange vermutet wurde, ist nun eingetreten. Am Sonntag, 22.6.41 hat Deutschland den Russen den Krieg erklärt und gleichentags mit massiven Truppeneinsatz die Grenze überschritten (NRZ 72, 24.6.41). Mit dieser eher lapidaren Feststellung eröffnen die beiden Regionalzeitungen ihre Berichte zum Deutsch-Russischen Krieg. Im Bericht NRZ 72 wird die Erklärung Molotows, des Volkskommisars für Auswärtiges, ausführlich kommentiert. Der Angriff auf die Sowjetunion erfolgte trotz einem bis in Details festgehaltenen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Russland, der von Russland bisher strikte eingehalten sei. Der Kommentator schliesst seinen Bericht: Mit dieser Erklärung hat Molotow selber das Urteil über seine Politik gefällt. Er wollte die Weltrevolution. Nun hat er die Bescherung.
Zuerst die Fakten
Die rund 1500 km lange Front zwischen Ladogasee im Norden und dem Schwarzen Meer im Süden wird auf deutscher Seite in drei Heeresgruppen (HG) aufgeteilt. Die HG Nord sollte sich mit der Eroberung von Leningrad beschäftigen, die HG Mitte mit dem Gros der Panzertruppen hatte die Aufgabe, die Rote Armee aus Weissrussland zu vertreiben und die HG Süd sollte von Rumänien aus in die Ukraine einmarschieren und bis zum Dnjepr vorstossen. Nach Erreichen dieser Ziele wäre dann in der 2. Phase des Planes Barbarossa der Angriff auf Moskau vorgesehen. Aber es kam anders: An der Front Mitte und Süd lieferten sich die Kontrahenten bis zum September mehrere legendäre Kesselschlachten: bis 9.7.41 Minsk; bis 5.8.41 Orscha-Witebzk; 1.-7.8.41 Uman und 21.8.- 27.9.41: Kiew. Den geplanten Angriff auf Leningrad mussten die Deutschen in dieser Phase somit abbrechen und damit blieb auch das Fernziel Moskau unerreicht. Ein Blick auf einige Schlagzeilen mögen genügen um das Geschehen im Osten zu verfolgen
– Panzer- und Vernichtungsschlachten in Russland (NRZ 77, 5.7.41). Die Deutschen melden eine Vernichtungsschlacht von weltgeschichtlichem Ausmass,
160 000 russische Gefangene,
5774 Panzerwagen, 2330 Geschütze und Flakgeschütze, 4725 Flugzeuge von den Deutschen erbeutet oder vernichtet.
– Erbitterte Kämpfe im Osten
(FT 76, 7.7.41).
– Das grösste Morden der Welt
– Grässliche Einzelheiten
(NRZ 78. 8.7.4)1 (Schlacht von Bialystok)
– Schwere Kämpfe an der Stalinlinie – Panzer gegen Panzer
(NRZ 79, 10.7.41) (Schlacht an der Beressina)
– Furchtbarer Kampf im Osten (NRZ 80, 12.7.41)
– Zwanzig Tage schwerster Kämpfe (FT 79, 14.7.41). Dieser Bericht gibt eine gute Zusammenfassung der Vorgänge in drei Phasen.
– Die Schlachten im Osten toben weiter (NRZ 86, 26.7.41)
– Die Leiden Bessarabiens – Kischinew vollständig zerstört, Umherirrende Kinder – Vergiftete Brunnen Zerstampfe Felder (NRZ 87, 29.7.41)
– Kampf in der «Grünen Hölle» (NRZ 87, 29.7.41). Damit ist das Gegenstück zum finnisch-russischen Winterfeldzug gemeint.
– Das blutige Ringen im Osten / das zerstörte Smolensk (FT 92, 14.8.41)
Im August werden die Schlagzeilen weniger laut, oft wird nur noch unter dem Titel Von den Kriegschauplätzen über einzelne Aktionen berichtet.
Kein ideologischer Kreuzzug
Auf die Frage Warum Krieg mit Russland? (NRZ 80, 12.7.41) gibt der Kommentator die von englischer Seite vorgelegte Version wieder. Hitlers Krieg gegen Russland ist nicht ein ideologischer Kreuzzug, sondern eine militärische Notwendigkeit... welche darauf beruht, dass Deutschland den Endkampf mit Grossbritannien nicht aufnehmen könne, solange es sich im Rücken durch eine intakte russische Armee gefährdet fühle. Diese Sichtweise beruht auf den Ideen von Maxim Litwinow, der bis Mai 1939 Volkskommisar für Auswärtige Angelegenheiten war und sich vor allem dafür einsetzte, eine europäische Koalition gegen Hitler zu bilden. Litwinows Absetzung bildete wohl den Hintergrund für den Titel Litwinow taucht auf (FT 78 11.7.41). In einer englischen Ansprache erwähnt Litwinow, Hitler habe zuerst einen raschen Feldzug im Osten geplant, um danach mit voller Wucht sich auf England zu stürzen. Die aktuelle Lage entlastet England, das sich damit besser auf die zu erwartenden Angriffe vorbereiten könne. Und vor allem solle England wo es nur gehe, deutsche Gebiete angreifen. In der Folge werden in beiden Zeitungen fast täglich britische Luftangriffe auf deutsche Städte gemeldet. Litwinow wurde übrigens im November 1941 sowjetischer Botschafter in den USA.
Überraschender Widerstand
In den Berichten der Wilhelmstrasse (rhetorische Stilfigur für Deutsche Reichsregierung) wird immer wieder ein Element erwähnt: die Überraschung über die Hartnäckigkeit des Widerstandes der Roten Armee. Gingen die westeuropäischen Parteien, allen voran die Briten und Deutschen, von einer eher desolaten russischen Armee aus, so waren sie überrascht, dass sich die Deutschen und Russen regelrecht ineinander verkeilten.
Dass auch abgesprengte und eingeschlossene russische Elemente sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ein Aufgeben wehren, führt zu einer Situation, die von Deutscher Seite so charakterisiert werde, dass niemand mehr weiss, wer den andern umfasst und wer umfasst sei. Die verwickeltsten Situationen ergeben sich nachts, wo es immer wieder vorkommt, dass z.B. russische Panzer sich an deutsche Kolonnen anhängen, um plötzlich das Feuer zu eröffnen. Oder ein mit der Strassenregelung betrauter deutscher Soldat hält eine aus einer Seitenstrasse kommende Kolonne auf, bis die Hauptstrasse frei ist. Erst beim Weitermarschieren bemerkte er, dass er russische Truppen aufgehalten habe. Im Besonderen wird die Kampfesweise der Russen ... als besonders hartnäckig und auch hinterlistig geschildert (FT 82, 22.7.41: Die Kampftaktik der Russen).
Diese Überraschung hält in den Berichten bis in den September 41 an: Die ausserordentliche Hartnäckigkeit des Widerstandes, den die sowjetrussischen Truppen in dem nun seit drei Wochen vollständig eingeschlossenen Petersburg leisten, hat hier manchen Beobachter überrascht (Die Belagerung Petersburgs,
FT 110, 26.9.41).
Die kleinen Zementbunker
In der Stalinlinie treffen die deutschen Truppen auf eine Reihe von starken Bunkern, die nach neuzeitlichen kriegstechnischen Erfahrungen angelegt waren. Die grossen massiven Betonklötze waren der umgebenden Landschaft so gut angepasst, dass sie bis auf wenige Meter Entfernung überhaupt nicht im Gelände zu erkennen waren (Angriffe auf Bunker, NRZ 79, 10.7.41). Im Bericht des Fricktalers 81 (18.7.41) werden diese Bunker als Kleine Zementfestungen bezeichnet, die in ganz hervorragender Weise als Häuser oder Heuschober getarnt wurden, sodass es absolut unmöglich sei, diese Befestigungswerke als solche zu erkennen.
Grosser Widerstand der Roten Armee
Kriegsführung ohne Seele
Die Wilhelmstrasse berichtet, dass das Verhalten der russischen Soldaten als Kriegsführung ohne Seele bezeichnet wird. Die deutsche Heerführung ist überrascht, dass sich eingeschlossene sowjetische Truppen mit aller Hartnäckigkeit gegen ein Aufgeben wehren, auch wenn sie nach den Regeln der europäischen Strategie geschlagen waren. Begründet wird dieses Verhalten damit, dass der Masse des sowjetischen Soldaten jede Voraussetzung eines seelischen Zusammenbruchs fehle. Das hänge damit zusammen, dass der Bolschewismus die Seele der Menschen getötet habe. Somit werde der Krieg im Osten für die Deutschen zu einem Gemetzel im endlosen Raum, weil die Russen einfach nicht zugeben wollten, dass der Kampf aussichtslos sei.
So wird den auch die Schlacht um Smolensk (bis 5.8.41) als eine der grössten Vernichtungsschlachten der Weltgeschichte bezeichnet. Und trotzdem ist für die Deutschen nicht sicher, ob sie diese für sich entscheiden können. Denn die Russen setzen mit ihrer Guerillataktik (Fallschirmjäger mit Radiosender) den Kampf hinter den deutschen Linien fort (Der grosse Vernichtungskrieg FT 89. 1.8.41).
Kiew von den Deutschen besetzt
Seit Beginn des deutsch-russischen Krieges ist ein Vierteljahr vergangen. Die deutsche Heeresleitung, die dafür bekannt ist, nichts dem Zufall zu überlassen, muss über die Hartnäckigkeit und Wirksamkeit des russischen Widerstandes überrascht gewesen sein.
In Sonderberichten aus Berlin werden immer wieder Aktionen und Entscheidungen angekündigt, die immer noch auf sich warten lassen (FT 108, 22.9.41).
Eine Entscheidung ist allerdings nun gefallen: die erste Grossstadt der Sowjetunion und Hauptstadt der Ukraine ist in deutscher Hand . Obwohl bereits Anfangs Juli der Sturm auf Kiew angekündigt war, dauerte es doch zwei Monate bis zur Eroberung.
Die Einnahme von Kiew, der Mutter der russischen Städte, bedeutet für die Deutschen sicher einen Prestigegewinn und für die Russen eine bittere Pille. Vom rein militärischen
Gesichtspunkt ist jedoch der Fall von Kiew nur eine Episode in diesem Russenkrieg.
Die 13. Kriegswoche im Osten
Unter diesem Titel gibt FT 109, 24.9.41 einen guten Überblick über das bisherige Geschehen. Dabei wird aber auch deutlich, dass nun der Winter näher rückt und die von der deutschen Heeresleitung gesetzten Ziele (Durchbruch in Zentralsektor in Richtung Moskau, die Eroberung von Leningrad) sich nicht mehr erreichen lassen. Für die Deutschen nachteilig sei die Politik der verbrannten Erde, so dass der Nachschub von Westen her an die Front immer grössere Distanzen zurücklegen müsse. Dabei werden die Nachschublinien häufig von Guerillakräften der Russen gestört.
Verbrannte Erde
Ein wesentlicher Grund für die Verzögerungen der Deutschen Armee liegt in der Schwierigkeit, Nachschub für die Truppen zu erhalten. Denn bereits wenige Tage nach Beginn des Feldzuges richtete Stalin in einer Rundfunkrede den Aufruf an die Rote Armee, konsequent das Prinzip der verbrannten Erde anzuwenden, also alles abzutransportieren oder zu zerstören, was den Deutschen nützlich sein könnte (Ein Aufruf Stalins NRZ 77, 5.7.41). Die deutsche Heeresleitung war (einmal mehr) überrascht, mit welch brutaler Konsequenz die zurückweichenden Truppen der Roten Armee alles zerstörten. Für die vorrückenden nationalsozialistischen Truppen blieben wirklich nur noch Schutt und Asche übrig.
Der Krieg in aller Welt
In den Regionalzeitungen wird aber auch von anderen Brennpunkten und Brandherden berichtet. In der Rubrik vom Tage und Neues in Kürze gibt es viele Details zu entdecken. Dazu gehören die Kampf handlungen rund ums Mittelmeer und im deutsch besetzten Balkan. Erwähnt sei die verworrene Situation in Syrien, wo der französische Hochkommissär in Syrien, General Dentz, die Briten um Waffenstillstand ersuchte (FT 78, 11.7.41: Die Lage in Syrien, darin auch die Erklärungen Churchills; oder FT 80, 16.7.41: Die Einstellung der Feindseligkeiten in Syrien). Wegen der deutschen Gefahr beschlossen Russland und England eine gemeinsame Aktion zur Besetzung von Iran, die dazu bestimmt ist, den Achsenmächten jede neue Gelegenheit zu nehmen, die Sicherheit Russlands, der Länder im Nahen Osten und Indiens zu bedrohen. Im Grunde geht es darum, die Erdölfelder zu sichern, und den Deutschen jegliche Möglichkeit auf Treibstoff zu nehmen (NRZ 99, 28.8.41: Neuer Kriegsschauplatz: Iran).
Britisch-russisches Bündnis gegen Deutschland
In den britischen Kommentaren wird immer wieder um eine Stellungsnahme gerungen, wie der deutsch-russische Krieg einzuschätzen sei (FT 75, 4.7.41: England und der Krieg). Im Grunde ist es eine Frage, ob die Briten den Teufel mit dem Beelzebub austreiben sollen, und vor allem, wer der Teufel und wer der Beelzebub sei. Auf allfällige Friedensgespräche von Deutschland mit England angesprochen, erwidert dezitiert Aussenminister Eden: Wir sind nicht zu Verhandlungen mit Hitler bereit... Die neue Ordnung Hitlers gibt es nicht... In einer Welt Hitlers würde nur einer der Herr sein, nämlich Hitler... Wir haben gelernt, dass die Grundlagen des Friedens in dauernder Wachsamkeit und in einer genügend grossen Streitmacht zur Beherrschung des Angreifers bestehen. ... hier in London muss und wird die Zukunft der Menschen entschieden werden (Eden hat gesprochen
NRZ 78, 8.7.41).
Offenbar gilt Hitler als der ‚Teufel’, denn wenig später wird bekannt, dass die Briten mit der Sowjetunion (Bolschewisten als Beelzebub?) einen Bündnisvertrag geschlossen haben. England und Russland gewähren sich gegenseitig Hilfe im Kampf gegen Hitler-Deutschland
Beide Vertragspartner schliessen keinen Waffenstillstand mit dem Gegner ohne Rücksprache mit dem Bündnispartner (FT 79, 14.7.41 Englischrussischer Bündnisvertrag).
USA tritt aus der Isolation – Besetzung von Island
Am 9.7.41 besetzen amerikanische Marinestreitkräfte Island, um zu verhindern, dass die Deutschen hier strategische Stützpunkte für einen Luftkrieg gegen die westliche Hemisphäre einrichten können (FT 77, 9.7.41: unter Kurze Mitteilungen; Amerika besetzt Island, NRZ 79, 10.7.41). In NRZ 80, 12.7.41 wird präzisiert, dass Island zunächst ein britischer Stützpunkt sei, der nun durch amerikanische Kräfte verstärkt werde.
Bedeutet die Besetzung Islands Kriegseintritt der Amerikaner? Die Zusammenarbeit mit den Briten im Nordatlantik macht klar, auf welcher Seite die USA in diesem Ringen um die Herrschaft stehen (NRZ 84, 22.7.41). Das sei auch durch die Erklärung des Marinebefehlshabers ersichtlich, der dem Flottenstützpunkt auf Island die Aufgabe zuwies, jeglichen Angriff der Deutschen abzuwehren. Damit stelle sich auch die Frage, wie Japan darauf reagiere, das im Dreibund mit den Achsenmächten Deutschland und Italien verbunden sei; vgl. dazu Island – scharfe italienische Kommentare (FT 78 11.7.41).
Da Deutschland in diesem Moment den Kreuzzug gegen den Bolschewismus führe wird es nicht auf diese Besetzung reagieren.
Auf ein Angebot der USA an Russland für Lieferung von Kriegsmaterial findet sich die Kurznotiz (NRZ 91, 7.8.41): Das Handelsabkommen zwischen USA und Russland ist bis auf weiteres verlängert worden.
Japan und Indochina
Das zwischen Tokio und Vichy (Freies Rest-Frankreich) abgeschlossene Abkommen bezieht sich zwar nur auf eine gemeinsame Verteidigung Indochinas, mit der Absicht jeder Form einer angelsächsischen Aktion in Indochina entgegenzutreten (Japans Aktion in Indochina FT 85, 28.7.41). Washington und London betrachten diese Bewegung mit Argwohn und lassen auch bereits erste Reaktionen zu: Japanische Guthaben in USA und England werden gesperrt. Ausführlich berichtet der Kommentator in NRZ 88, 29.7.41 über die Politik Japans als Partner der europäischen Achsenmächte und vermutet, dass diese Besetzung bald in einen offenen Konflikt mit den USA münden werde (Vordringen der Japaner in Indochina RNZ 87, 29.7.41). Es wird befürchtet, dass der Handelskrieg von Seiten der USA, England, China und Holland gegen Japan Tokio zu weiteren und möglicherweise verhängnisvollen Unternehmungen veranlassen werde (NRZ 91 7.8.41 Vom Tage).
Die Atlantik-Charta.
Am 14.8.41 treffen sich Churchill und Roosevelt auf hoher See zur Besprechung der Weltlage und vereinbaren die Grundsätze für den kommenden Weltfrieden (RNZ 95, 19.8.41). 1. Ihre Länder streben nicht nach territorialen Erweiterungen. 2. ... keine territoriale Veränderung ohne die Zustimmung der in Frage stehenden Völker. 6. Nach Niederwerfung der nationalsozialistischen Tyrannei wird ein Friede errichtet werden, ...
Am 25.8.41 berichtet Churchill in einer Rede über seine Verhandlungen mit Roosevelt (RNZ 99, 28.8.41: Aus der Rede Churchills). Im Grundsatz geht es darum, der nationalsozialistischen Tyrannei ein Ende zu setzen. Aber... anstatt den deutschen Handel... wie im Jahre 1919 zu ruinieren, , dass es nicht im Weltinteresse und nicht im Interesse unserer beiden grossen Länder liegt, dass die grosse deutsche Nation nicht eines Wohlstandes sich erfreue... Man hat also die Lehre aus dem Friedensschluss vom 1919 gezogen und wird den Deutschen nicht noch einmal massive Reparationen abfordern.
Von der neuen europäischen Ordnung im Sinne Hitlers wollten sie, England und USA nichts wissen... diese bestehe in der Herrschaft des Herrenvolkes, der führenden Rasse... und die strikte und wirksame Disziplin zu geben, die die Gestapo... in einem Dutzend Ländern aufzwingt mit den deutschen Konzentrationslagern und den Hinrichtungsmannschaften im Hintergrund.
Abschliessend sei bemerkt, dass gerade zu den letztgenannten Stichworte Gestapo oder Konzentrationslagern in den beiden Regionalzeitungen im dritten Quartal 1941 nichts zu lesen ist – was auch immer die Gründe für dieses Schweigen sein mögen.
In einem zweiten Essay wird die innenpolitische Stimmung der Eidgenossen dargestellt.
Nachrichten aus einer kriegerischen Zeit
Das Fricktaler Projekt «Kriegsnachrichten» macht die Originalausgaben der «Volksstimme aus dem Frickthal», der «Neuen Rheinfelder Zeitung» und des «Frickthalers» aus den Jahren 1939 bis 1945 im Internet für jedermann zugänglich. Zudem erscheint viermal jährlich ein Essay, basierend auf der Berichterstattung des jeweiligen Quartals, in welchem der Autor das Kriegsgeschehen thematisiert und unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet.
Thomas Bitterli, Autor des hier publizierten Beitrages, ist Historiker und Archäologe, sowie Fachberater armasuise Immobilien Kompetenzzentrum Denkmalschutz, Basel. (nfz)