«Die Wiederansiedlung von Störchen ist geglückt»

  10.08.2021 Rheinfelden, Natur

Der Vogelschutz Rheinfelden zieht Bilanz über das Storchenjahr 2021

Trotz viel Nässe und kühler Witterung bekamen die Störche in der Nordwestschweiz auch dieses Jahr viele Junge. In 135 Horsten wurden erfolgreich rund zweihundert Jungtiere aufgezogen. Das erfuhr man am Samstag am Storchen-Pic – der traditionellen «Verabschiedung» der Störche in Rheinfelden.

Edi Strub

Eigentlich waren die Voraussetzungen für ein gutes Storchenjahr schlecht. Es regnete zu viel, was den Jungstörchen in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen nicht gut tut. In den zumeist windausgesetzten Lagen hoch oben auf Dächern, Masten und Bäumen gehen sie unter solchen Umständen oft zugrunde. So erging es dieses Jahr zum Beispiel den Jungstörchen auf dem Rheinfelder Storchennestturm. Sie starben schon nach wenigen Tagen und wurden von den Eltern aus dem Nest geworfen. Auch im zweiten Horst in Rheinfelden überlebte der Nachwuchs dieses Jahr nicht. Ganz anders in Möhlin. Dort seien in 34 Horsten insgesamt 61 Jungtiere aufgezogen worden. Auch dort habe es aber Verluste gegeben, berichtete der Leiter der Storchenstation Möhlin, Bruno Gardelli. Zahlreicher Nachwuchs wird auch aus Basel gemeldet, wo die Störche vor allem im Zoo und in den Langen Erlen ihre Nester bauen.

Beliebt bei den Störchen ist auch Kaiseraugst, erzählt Urs Wullschleger, der sich als «Storchenvater» um die Tiere dort kümmert. Vor allem beim Campingplatz gebe es zahlreiche Horste. In einem einzigen privaten Garten nebenan gleich vier. Der Besitzer hätte das akzeptiert und freue sich darüber. Andere, deren Bäume, Dächer und Kamine von Störchen in Beschlag genommen werden, seien oft etwas kritisch – zumindest anfänglich. Sie befürchteten Dreck und zu viel Geklapper. Im Grossen und Ganzen seien die Störche aber wohlgesehene Gäste in Kaiseraugst. Ein Horst ist seit Jahren oben auf dem Kirchturm, von weither sichtbar. Dieses Jahr überlebte aber von vier Jungvögeln nur einer. Zuviel Wind in dieser ausgesetzten Lage und zuviel Regen waren nach Auffassung von Urs Wullschleger die Ursachen.

Lange storchenlose Zeit
Während sechzig Jahren – von 1931 bis 1991 – hatte es in Kaiseraugst überhaupt keine Störche mehr gegeben. Die Gründe dafür seien nicht ganz klar. In Spanien landeten Störche früher wie Enten oft auf dem Mittagstisch. Andere kommen durch Berühren von elektrischen Leitungen um. Auch Tiefflüge über stark befahrene Strassen führten immer wieder zu Unfällen. So oder so scheint die erst sehr harzig verlaufene Wiederansiedlung von Störchen in der Schweiz nun geglückt. Rund 800 Paare gebe es nun insgesamt, rapportierte Bruno Gardelli am Storchen-Pic in Rheinfelden. Eingeladen zum Info-Treffen beim Storchennestturm hatte der Vogelschutz Rheinfelden (NRV).

Alle «Storchenväter» in der Schweiz führen über «ihre» Störche genau Buch. In der Nordwestschweiz werden auch alle Jungstörche beringt. Sie sind dadurch gut wiedererkennbar. Für das Beringen rücken die Feuerwehren oft mit ihren grossen Leitern aus, denn die Horste können bis 30 Meter über Grund stehen. Manchmal wird auch ein Skylift eingesetzt. Das Beringen ist im Fricktal meist die Aufgabe von Bruno Gardelli, der im Juni oder Anfang Juli zu den Horsten hochsteigt. Die Eltern der Jungstörche nähmen dann erschreckt Reissaus, während die noch flugunfähigen Jungen sich totstellten. Dank der Kunststoffringe wisse man auch recht genau, wo die Tiere überwintern. Meist sei das Spanien. Immer häufiger blieben ältere Störche aber hier, weil sie auch in der Schweiz im Winter genug Futter vorfänden.


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