«Die Sprache ist das A und O»

  29.08.2021 Rheinfelden

Selma Tschopp aus Rheinfelden liebt Sprachen. Seit vielen Jahren engagiert sie sich als ehrenamtliche Deutschlehrerin für Migrantinnen und Migranten. Sie empfindet ihre Tätigkeit als sehr bereichernd.

Valentin Zumsteg

Sprachen sind die Leidenschaft von Selma Tschopp. Die 74-Jährige spricht neben Deutsch auch Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch. Seit mehreren Jahren lernt sie zudem Tschechisch. «Das Lesen geht gut. Sprechen ist aber schwierig», sagt sie mit einem Lachen. Diese Begeisterung für Sprachen ist es auch, die sie motiviert, anderen dabei zu helfen, Deutsch zu lernen. Seit 2007 engagiert sie sich im Verein «Netzwerk Asyl Aargau, Rheinfelden» und gibt dort Migrantinnen und Migranten ehrenamtlich Deutschunterricht.

«Es gehört zum Menschsein, dass man kommunizieren kann»
«Die Sprache ist das A und O. Ich war selber oft im Ausland. Wenn ich zu Beginn die Sprache noch nicht richtig beherrschte, dann fühlte ich mich behindert. Es gehört zum Menschsein, dass man kommunizieren kann», erklärt Selma Tschopp. Aktuell unterrichtet sie jeweils am Freitagnachmittag nacheinander zwei Klassen. «Ich freue mich auf diesen Tag. Ich bereite mich aber auch gut darauf vor.» Die Bandbreite der Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Klassen ist gross, sie reicht von Analphabeten bis zu Uniabsolventen. Selma Tschopp unterrichtet die Fortgeschrittenen. In ihren Klassen lernen unter anderem Leute aus Eritrea, Syrien und Afghanistan. Es sind vor allem Frauen, die in die Kurse kommen. «Alle sind sehr motiviert, sie kommen ja freiwillig», erzählt Selma Tschopp.

Sie ist überzeugt, dass sie ihren Schülerinnen und Schülern mit dem Deutschunterricht bei der Integration helfen kann. «Vor ein paar Jahren hatte ich einen jungen Syrer, der in seinem Heimatland mit dem Studium begonnen hatte und dann f lüchten musste. Er besuchte unglaublich viele Deutschkurse, nicht nur in Rheinfelden, sondern auch in Aarau. Nach kurzer Zeit beherrschte er die Sprache so gut, dass er sein Biologie-Studium in der Schweiz wieder aufnehmen konnte.»

«Es gibt eine Wand»
Selma Tschopp stellt aber auch fest, dass die Integration in der Schweiz nicht immer ganz einfach ist – egal, wie gut man die Sprache beherrscht. «Es gibt eine Wand zwischen den Schweizern und den Migranten. Es braucht sehr viel, bis wir jemanden zu uns nach Hause einladen. Ich finde, da könnten beide Seiten etwas offener und interessierter sein.»

Sie möchte ihr Engagement so lange weiterführen, wie es ihr möglich ist. «Man soll nicht nur für sich selber leben, sondern etwas zur Gesellschaft beitragen. Ich habe das Glück, dass ich gerne unterrichte und dies andere Menschen brauchen können.»


Ehrenamtliches Engagement – Freiwillige gesucht

FRICKTAL. In der Region Fricktal leisten zahlreiche ehrenamtlich engagierte Personen einen bedeutenden Beitrag zur Integration geflüchteter Menschen. In Form von Einszu-eins-Mentorings, Deutschangeboten, Treffpunkten und vielen weiteren Aktivitäten wird das Zusammenleben gestärkt. Im Fricktal führt die Integrationsfachstelle «mit.dabei-Fricktal» die Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asylbereich (KFA). Sie ist Ansprechstelle für Einzelpersonen, Gruppen, Organisationen sowie Gemeinden und Betreuende in Asylunterkünften bei Fragen und Anliegen rund um die Angebote von Freiwilligen für Asylsuchende. Verschiedene Freiwilligengruppen in der Region suchen zurzeit Verstärkung bei ihren Aktivitäten. Bei Interesse und für weitere Auskünfte melden Sie sich bei: Laura Rehmann, Leiterin Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asylbereich. E-Mail: laura. rehmann@mitdabeifrick tal.ch. Oder: 077 530 03 95. (mgt/nfz)


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