hesch gwüsst?

  11.03.2021 Kolumne

Das Wasser ist (nicht) nur zum Waschen da…

Robert Conrad

Nachdem nach der Antike das europäische Mittelalter der Körperhygiene nicht mehr sehr wohl gesonnen war, die Hygiene zum Fremdwort mutierte – wurde das Baden zur Seltenheit. Reinlichkeit wurde speziell vom Adel und den Rittern als Verweichlichung angesehen.

Wenn man also ausnahmsweise einen Badezuber mit Wasser füllte, badete darin die ganze Familie, «mit Kind und Kegel». Mit «Kegel» wurden die Kinder bezeichnet, die aus einer früheren Beziehung stammten, bei der die Frau im Kindsbett verstorben war, was leider sehr oft der Fall war. (mangelnde Hygiene/Infektionen). Die Witwer heirateten dann meist eine ledige Schwester der Verstorbenen und zeugten mit dieser ebenfalls Nachwuchs – diese waren dann eben die «Kinder».

Und so badete einer nach dem andern, dem Rang und dem Alter nach, in dem gleichen Wasser. Der letzte, der hatte nicht nur das zweifelhafte Vergnügen, im Schmutzwasser der anderen zu baden, er musste am Schluss noch die Wanne reinigen und «ausbaden» (damaliger Begriff für leeren).

Bei mittelalterlichen Festmahlzeiten und Gelagen war es üblich, dass hinter den Gästen ein Diener mit einem Kessel Wasser stand. Mit diesem sollte er die Wasserschalen auf dem Tisch auffüllen und notfalls den Gästen Wasser über die Hände giessen (man ass ja mit den Händen). Verschüttete der Diener dabei Wasser galt er als dämlich und ungeschickt – er war unfähig und konnte dadurch «einem das Wasser nicht reichen».


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