Das Sole Uno von unten
10.02.2021 Rheinfelden, WellnessDie verborgene Technik der Wellness-Welt
Wer hat nicht schon einmal eine entspannte Zeit im Sole Uno, der Wellness-Welt des Parkresorts Rheinfelden, genossen? Ganz sicher aber ist, dass kaum jemand einen Blick unter das Sole Uno geworfen hat – dabei befindet sich hier das Herzstück der Badewelt, nämlich die Wasseraufbereitung.
Birke Luu
Normalerweise kommen durchschnittlich 1500 Gäste täglich ins Rheinfelder Sole Uno und geniessen eine entspannte Zeit – derzeit ist es wegen der Pandemie allerdings geschlossen. An das, was den Badegenuss erst ermöglicht, denkt wohl kein Besucher, muss eigentlich auch keiner. Dennoch soll an dieser Stelle ein Blick auf all die Technik geworfen werden, die hinter solch einer Wellness-Welt verborgen ist, allen voran auf die Wasseraufbereitung im Untergeschoss. Ohne diese ginge hier gar nichts.
Andreas Steinbrecher ist seit rund acht Jahren Chefbadmeister des Sole Uno, insgesamt jedoch schon 35 Jahre hier, und kennt jede Leitung, jede Röhre. Das will etwas heissen, denn hinter der unauffälligen Kellertür hat es jede Menge davon. Unzählige Zuleitungen und Abflüsse, Luftschächte und elektrische Kabel bilden auf den ersten Anblick ein wirres Durcheinander. Da übersieht man fast die grossen, zumeist rechteckigen Behälter, in denen die Wasseraufbereitung stattfindet. Andreas Steinbrecher kann sich noch an seine Anfangszeit hier erinnern. «Ich habe immer gestaunt, dass mein Chef alle Leitungen und Pumpen kannte, aber das lernt man mit der Zeit», beruhigt er schmunzelnd.
Prinzip Natur
Abgeschaut hätten sich die Ingenieure das Prinzip der Wasseraufbereitung von der Natur, erklärt der Chef badmeister. «Dreckiges Regenwasser versickert im Boden, wird dort gefiltert und sammelt sich gereinigt wieder als nutzbares Grundwasser an.» Diesen Vorgang simuliere das Sole Uno künstlich. Permanent werde das Badewasser umgewälzt, also nach und nach in die grossen Filterbecken im Keller geleitet, dort gereinigt und wieder nach oben in den Badebereich gepumpt.
Sobald ein Badegast ins wohlig warme Wasser gleitet, schwappt Wasser über, wird an den randlichen Bodenrosten von Blättern und ähnlichem gefiltert und gelangt über Rohre, die einen erstaunlich kleinen Durchmesser haben, eine Etage tiefer ins Ausgleichsbecken. Durch eine Umwälzpumpe wird es in einen zweiten, engmaschigeren Filter geleitet. Diesen leert der zuständige Badmeister wöchentlich von all den hängengebliebenen Haarspangen, Schmuckstücken, aufgeklebten Fingernägeln und vor allem von Haarknäueln. Danach geht’s, natürlich per Rohrleitung, in das nächste grosse Bassin, den Mehrschichtfilter. Wie der Name schon sagt, wird das Wasser nun mittels Sand, Sedimenten und Aktivkohle weiter gefiltert. Letztere baut Chlor und Harnstoff ab. Ein Flockungsmittel bindet zudem die feinsten Härchen sowie Hautschuppen.
Nun ist der Filtervorgang beendet, das Wasser gesäubert und kann wieder nach oben in den Badebereich gepumpt werden. Auf dem Weg dorthin werden an der Messwasserstation Chlorierung, Salzgehalt, Temperatur und pH-Wert gemessen. Was noch fehlt, wird über Pumpen wieder hinzugefügt. Überwacht wird die gesamte Wasseraufbereitung per Computer. «Wir haben eine der modernsten Anlagen», freut sich Andreas Steinbrecher.
Er erklärt auch, warum hier im Untergeschoss so ein scheinbares Chaos an verzweigten Räumen, Gängen und Leitungen herrscht. «Die Wasseraufbereitung findet für jedes Badebecken separat statt, so dass sich die dazugehörenden Einrichtungen x-fach wiederholen.» Dies sei nötig, da einige Becken Salz-, andere Süsswasser enthielten. Zudem sei das Sole Uno etappenweise entstanden, was sich im Untergrund widerspiegle: erst das «Sole Uno» als Freibad mit Saunalandschaft, dann als «Sole Due» der Intensivsolebereich und schliesslich als «Sole Tre» das modernisierte Hallenbad. Hängengeblieben sei bei den Gästen jedoch «Sole Uno» für die gesamte Wellness-Welt.
Sole statt Thermalwasser
Die beschriebene Wasseraufbereitung sei umwelt- und kostentechnisch sinnvoll, allerdings bedürfe es doch laufend eines gewissen Kontingents an Frischwasser, um die Qualität des Badewassers dauerhaft zu gewährleisten. So werden etwa täglich zehn Prozent des Badewassers erneuert. Das Frischwasser setzt sich dabei aus Leitungswasser und Natursole der Saline Rheinfelden-Riburg zusammen. «Die gesättigte Sole gelangt via Pipeline ins Parkresort, wo der gewünschte niedrigere Salzgehalt vor Ort gemischt wird.» Übrigens, betont der Chefbadmeister, seien sowohl Leitungswasser als auch Sole kalt, weshalb das Sole Uno kein Thermalbad sei. Die angenehme Wärme von 33- 36 Grad entstehe allein durch künstliche Aufwärmung. Dies geschehe grossenteils mit Hilfe des alten, zu ersetzenden Badewassers, welches per Wärmerückgewinnungsprozess seine eigene Wärme an das Frischwasser abgebe.
Andreas Steinbrecher geht in den ältesten Teil des Untergeschosses. Hier sehe man am besten die Nachteile der Sole. «Wir müssen arg aufpassen, dass alles aus rostfreiem Material ist, sonst können wir nach zwei Wochen alles ersetzen», erklärt er. Die Sole erzeuge einen höheren Verschleiss und erfordere eine höhere Materialqualität. Da ist es nicht verwunderlich, dass ungefähr 50 Prozent der Kosten und Investitionen im Untergeschoss des Sole Uno anfallen – natürlich auch für all die weitere Technik, die unterhalb der Wellness-Welt verborgen ist.
Verdichter und Verdampfer
An zusätzlicher Technik gibt es so einiges. Wie schon bei der Wasserauf bereitung existieren auch mehrere Elektrozentralen und Lüftungsanlagen, sprich für jeden oberirdischen Bereich eine separate. Dies mache beispielsweise die Fehlersuche für ihn einfacher, lacht Andreas Steinbrecher, der während seines Dienstes stündlich hier unten nach dem Rechten sieht. Er läuft weiter, zeigt den grossen Salzsäuretank, der zur Regulierung des pH-Wertes dient, und führt zu den Verdichtern, die Luft zu allen sprudelnden Attraktionen pressen. «Diese Verdichter sind es, die hier unten den grossen Lärm erzeugen.» Zum Schluss geht es zu den Verdampfern, die die drei Aromadampf bäder klickend mit deren jeweiligem Aroma beliefern. Auch das wird also hier unten gemacht.
Eine Orientierung, worunter man genau ist, hat man keineswegs. Einzig unterhalb – jawohl unterhalb! – des Intensivsolebeckens erkennt man seinen Standort. Hier beträgt die Raumhöhe in den meisten Bereichen ungefähr einen Meter, was für den grossgewachsenen Chef badmeister Grund genug ist, dort nicht allzu gern zu arbeiten. Die geringe Raumhöhe liege an dem besonders harten Untergrund, der nur die nötigsten Tiefbauarbeiten zugelassen habe.
Durch all die Technik ist es im Keller ungefähr gleich heiss wie im Gästebereich. Das ermüdet und verlangt nach frischer Luft. Auf dem Weg hinaus kommt man noch an der hauseigenen Werkstatt und der ehemaligen Wäscherei vorbei, vor der Wagenladungen an frisch angelieferten Handtüchern die Flure säumen. Alles ist verborgen, aber parat, um den Gästen einen schönen Aufenthalt im Sole Uno zu ermöglichen – wenn es denn wieder möglich ist.