Abschied vom Laufenburger Werkhof

  30.12.2020 Laufenburg, Persönlich

Hanspeter Kähr geht im neuen Jahr neue Wege

Fast elf Jahre lang hat er nach dem Rechten gesehen im Werkhof von Laufenburg. Nun, mit 75 Jahren, möchte Hanspeter Kähr mehr Zeit haben zum Wandern und zum Fotografieren.

Regula Laux

«Ich habe schon allerlei gemacht im Leben», erzählt Hanspeter Kähr. «Ich war bei der Feuerwehr, beim Zivilschutz und 34 Jahre lang in der Chemie. Aber das ist alles Vergangenheit. «Nun sei es Zeit, etwas runterzufahren», so Kähr, der im Werkhof wohl schon den Weg fast aller Laufenburgerinnen und Laufenburger gekreuzt hat. «Damals, vor bald elf Jahren haben sie jemanden gesucht, der nach dem Rechten sieht, da habe ich mich beworben.» Bevor er für Ordnung sorgte, hätten die Leute alles Mögliche gemacht, nicht sortiert, zum Teil Müll abgeladen… «Das hat der eine oder andere in meiner Anfangszeit auch noch probiert», was sich aber schnell geändert habe.

Freundlich, hilfsbereit und geduldig
Stets freundlich und hilfsbereit, aber auch bestimmt, so konnte man ihn erleben in seinem kleinen Reich, dem Laufenburger Werkhof. Er erklärte immer geduldig, warum jenes Material nicht in den Behälter des anderen darf, oder warum die Farbtrennung bei den Flaschen Sinn macht. Er wollte es wissen, ging den weiteren Entsorgungswegen nach, aus Wissensdrang, aber auch um besser Auskunft geben zu können. «Wir sind schon eine Wegwerfgesellschaft», sinniert Kähr, «eine Konsumgesellschaft. Aber was soll man denn machen, wenn die Teile fehlen zum Reparieren oder wenn die Reparatur teurer ist als ein neues Gerät?» Manchmal habe es ihm schon weh getan mit anzusehen, was alles weggeworfen wird. Sammeln oder mit nach Hause nehmen sei aber für ihn nie ein Thema gewesen: «Sonst hätte ich die Wohnung voll und meine Frau hätte mir sicher auch was erzählt», so Hanspeter Kähr augenzwinkernd.

Kleine Verletzungen verarztet
Erlebt hat er so einiges in den fast elf Jahren Werkhofbetreuung: «Zum Beispiel Dinge, die aus Versehen weggeworfen wurden und dann eine Suche auslösten.» Am häufigsten seien Schlüsselbunde zwischen die Kartonschachteln geraten oder Handys. «Wenn die auf lautlos gestellt waren, war die Suche schwierig», so Kähr, aber es sei alles wieder gefunden worden. Auch kleine Verletzungen habe er hin und wieder verarztet. Schnittwunden zum Beispiel, die beim Glasentsorgen entstanden.

Fotografieren und wandern
Und die Nach-Werkhofzeit, wie sieht die aus? Hanspeter Kähr möchte sich mehr Zeit nehmen für sich und für die Familie. «Mit meiner Enkelin verbringe ich heute mehr Zeit als mit meinen Kindern damals», erzählt Kähr. Er sei früher beruflich so eingespannt gewesen, dass sich seine Frau überwiegend um die zwei Kinder kümmern musste. «Das war aber auch eine andere Zeit», heute geniesse er das Zusammensein mit seiner Enkelin Gloria sehr. «Sie arbeitet für die Stadt Basel im Sozialdienst», erzählt Hanspeter Kähr stolz. «Genau richtig», meint der Grossvater, denn: «Gloria war schon immer schaurig sozial eingestellt.» Auf die Frage, ob sie da etwas von ihrem Grossvater mitbekommen habe, meint dieser bescheiden: «Aber auch von meiner Frau, die ist auch sehr sozial.»

Fotografieren und Wandern sind die anderen beiden Stichworte, die Kähr einfallen, wenn man ihn nach der Zukunft befragt. «An schönen Tagen möchten meine Frau und ich in die Höhe fahren und wandern gehen. Und Tiffany nehmen wir mit», erklärt er. Und wer ist Tiffany? Seine kleine Pudeldame, verrät er. Sie sei aber schon zwölfjährig und man wisse nie, wie lang sie noch lebe. «Wir nehmen es, wie es kommt», lacht er. Ein Satz, den er sich eigentlich zum Lebensmotto gemacht hat.


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