Contact Tracing im Alterszentrum

  05.11.2020 Fricktal

Keine Abschottung: Angehörige sind wichtiger Teil der Hausgemeinschaft

Eine Uhr, welche die Kontakte der Bewohnerinnen und Bewohner, des Personals und der Angehörigen aufzeigt, soll den Alterszentren Freiheiten erhalten und zurückgeben.

Dieter Deiss

Bewohnerinnen und Bewohner und sämtliche Angestellten in den Alterszentren Klostermatte in Laufenburg und Bruggbach in Frick tragen neuerdings eine spezielle, einheitliche Uhr am Arm. Freilich kann diese Uhr mehr, als nur das Datum und die exakte Zeit anzuzeigen. Sie registriert insbesondere sämtliche Begegnungen mit anderen Uhrenträgern. Sobald man sich näher als zwei Meter kommt, meldet dies die Uhr dem zentralen Server. Gemeldet werden die genaue Zeit, die Dauer der Begegnung und die dazu gehörende Person. Um die Angehörigen über diese Neuerungen zu informieren, luden die beiden Alterszentren zu Infoanlässen ein.

«Corona ist keine Erfindung, es ist eine Situation in der wir stehen und damit umgehen müssen», meinte André Rotzetter, Geschäftsführer beim Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal, bei der Begrüssung an einer der sieben Informationsveranstaltungen im Alterszentrum Klostermatte in Laufenburg. Es gebe im Moment leider etliche Beispiele, was Covid 19 in einem Altersund Pf legeheim anrichten könne. Der Ausbruch der Infektion sei für die Bewohnenden lebensbedrohlich, müsse man doch mit einer Sterberate von 30 bis 50 Prozent rechnen. Trotzdem sei eine Schliessung der Häuser für den VAOF keine Lösung. «Die Angehörigen sind ein wichtiger Teil der Gemeinschaft», betonte Rotzetter.

Kontakte werden registriert
Um den Besuch der Angehörigen zu erleichtern, geben die Alterszentren pro Bewohnenden neu Schlüsselkarten ab, welche den Zutritt von 10 Uhr bis 16.30 Uhr ermöglichen. Im Gegensatz zu den Bewohnerinnen und Bewohnern ist das Tragen der Maske für sämtliche Besuche, wie übrigens auch für das Personal, obligatorisch. Nach dem Eintritt entnimmt man einer Station eine der Uhren und gibt darauf den persönlichen Code ein. Ab sofort werden Begegnungen unter zwei Meter registriert. Die Uhr ist während des gesamten Aufenthalts im Alterszentrum, aber auch bei Spaziergängen oder anderen Anlässen ausserhalb des Alterszentrums zu tragen. Nach dem Besuch legt man die Uhr wieder zurück und wird automatisch abgemeldet. Dieses Contact Tracing in den Alterszentren, das übrigens gemäss Rotzetter genauer ist als die App des Bundes, kommt aber nur dann zum Tragen, wenn man im Haus oder bei Besuchenden einen Coronafall hat. Dann lässt sich anhand der Aufzeichnungen der Uhren exakt feststellen, wer Kontakte zu der infizierten Person hatte, und zwar unabhängig davon, ob dies Bewohner, Besucher oder Angestellte sind. Je nach Situation müssten dann diese Leute in Quarantäne gehen. Hätte man aber dieses Contact Tracing nicht, so müssten schlimmstenfalls sämtliche Bewohnende, zumindest aber eine ganze Abteilung, in den Zimmern in Quarantäne gesetzt werden. Eine Situation, die gemäss Rotzetter unerträglich wäre. Am Infoanlass wurde ein Datenschutzkonzept präsentiert, das einen Datenmissbrauch verhindern soll.

Die Neuerung findet Anklang
Das Corona-Schutzkonzept gibt klare Regeln vor: So ist die Maske obligatorisch. Man muss sich gesund fühlen. Die Anzahl Besucher pro Bewohnenden ist auf zwei beschränkt. Strikte verboten ist die Weitergabe der Zutrittskarte an Dritte. Die Schlüsselempfänger mussten zudem bestätigen, dass sie das Schutzkonzept der Alterszentren einhalten. Bei einer Verletzung der Vorschriften droht den Betroffenen ein sofortiger Entzug der Schlüsselkarte. Bei Besuchen oder Ausflügen mit Angehörigen ist man zudem gegenüber diesen auch ausserhalb der Alterszentren verantwortlich für die Einhaltung der verlangten Schutzmassnahmen.

Rotzetter betonte abschliessend, dass die Zustimmung zu diesem Vorgehen grundsätzlich freiwillig ist. Wer aber nicht zustimmen will, muss massive Einschränkungen bei den Besuchsmöglichkeiten seiner Angehörigen in Kauf nehmen. «Die Kontrolle über die Wege der Einzelnen ist nötig, damit wir allen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Freiheiten gewähren können», meinte Rotzettern abschliessend. Am Infoanlass durfte man rundum feststellen, dass diese Neuerungen in den beiden Alterszentren sehr begrüsst werden. Das neuartige System wurde vom VAOF zusammen mit den Firmen OOQI und Samsung entwickelt.


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