«Morn goht s’Rössli uff»

  15.10.2020 Gastronomie, Obermumpf

Als in Obermumpf die letzte verbleibende Beiz nach über drei Jahren wieder öffnet, ist der Andrang gross und für eine Familie geht ein Traum in Erfüllung.

Ronny Wittenwiler

Es hat ein bisschen länger gedauert. Viel, viel länger. Der Chef lächelt und sagt: «Herbst 2016.» Es ist der Zeitpunkt, als er, Ljubomir Klincov, zusammen mit seiner Familie das Restaurant Rössli in Obermumpf kauft. Nach der Austrinkete des vorgängigen Pächters Ende April 2017 zeigt sich: Das Gebäude braucht eine Kernsanierung. Und so bleibt das Rössli, das letzte Restaurant im Dorf, vorerst geschlossen. Die Monate vergehen. Und über drei Jahre.

Kaum wiederzuerkennen
Dann, im August 2020, setzt sich Klincovs Sohn Milos vor den Computer, lässt eine Rundmail an Personen und Vereine in Obermumpf raus. «Morn goht s Rössli wieder uff», habe er ihnen geschrieben. Die Nachricht machte im Dorf die Runde, «wie ein Lauffeuer», sagt Milos und steht neben Vater Ljubomir am Buffet. Und dann war es also am 22. August, einem Samstag, soweit. Als das Rössli wieder öffnet, ist der Andrang gross und für die Klincovs geht ein Wunsch in Erfüllung. Seit er vor dreissig Jahren aus Serbien in die Schweiz kam, träumte Ljubomir immer wieder davon, einmal im Leben ein Restaurant zu führen. Seine Frau, Schwager und Schwägerin, sie alle arbeiteten zu dieser Zeit in der Gastronomie, die Selbstständigkeit war immer wieder ein Thema. Mit dem Erwerb des Restaurants in Obermumpf machten die Klincovs dann Nägel mit Köpfen – auch wenn es abgesehen von diesen Nägeln noch einiges an Aufwand brauchte, damit das Rössli seine Tore wieder öffnen konnte. Und die Beiz ist in der Tat kaum wiederzuerkennen. Weggepustet ist der Staub der Baustelle, zum Vorschein kommt ein komplett sanierter Saal mit einer Kapazität für 120 Gäste sowie ein Restaurantteil mit Stammtisch, wo man «ein Bierchen trinkt», daneben befindet sich ein zusätzlich abgetrennter Restaurantbereich für Gäste, die beim Essen etwas Privatsphäre geniessen wollen.

Aus Sicht der Gastgeberfamilie ist ihr Start in Obermumpf geglückt. Abends nach dem Training, nach der Probe, kehren die Vereine wieder ein. Es ist genau das, was sich die Klincovs so sehr wünschen: Dass das Rössli zu einem Treffpunkt der Menschen im Dorf wird. «Die vielen positiven Reaktionen nach dem Start haben uns sehr gefreut», sagt Milos Klincov. Und Vater Ljubomir, der sich nach all den Jahren hier in der Schweiz endlich seinen Traum erfüllt, er sagt: «Ich habe dieses Restaurant aus den Neunzigerjahren gekannt.» Dass er Jahrzehnte später über ein Inserat stolpern würde, in dem das Rössli zum Verkauf stehen würde – Sachen gibt’s. Obermumpf ist nicht mehr länger ein Dorf ohne Restaurant.


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