Spazieren im Nachbarsdorf

  27.09.2020 Rheinfelden


Die zweite Heimat im Nachbarsdorf

Ein Spaziergang mit zwei jungen Menschen durch Frick

Frick ist auf eine Art auch ihr Zuhause, obschon sie in den Nachbarsdörfern wohnen. Maj Geisenhainer aus Oeschgen und Julian Knecht aus Gipf-Oberfrick zeigen der NFZ das Dorf, in dem sie einen grossen Teil ihrer Freizeit verbringen.

Janine Tschopp

Üblicherweise sind es Ortsansässige, welche die NFZ mit auf einen Spaziergang durch ihr Dorf nehmen. Heute sind es zwei Menschen, die zwar nicht in Frick wohnen, aber hier schon sehr viel Zeit verbracht und auch eine spezielle Beziehung zu Frick haben.

«Heute habe ich erfahren, dass ich ein halbes Jahr in Frick wohnte», lacht Maj Geisenhainer. Sie war damals noch sehr klein und erinnert sich nicht mehr daran. Aufgewachsen ist die heute 23-Jährige in Gipf-Oberfrick. Vor einem Jahr ist sie nach Oeschgen gezogen. Julian Knecht (20) ist ebenfalls in Gipf-Oberfrick aufgewachsen und lebt dort noch immer.

Dass beide in Gipf-Oberfrick aufgewachsen sind, ist eine von mehreren Gemeinsamkeiten. Was die beiden seit einiger Zeit verbindet, ist die Jubla Frick. Maj und Julian sind dort Scharleiter und für 70 bis 80 Kinder sowie 27 Leiterinnen und Leiter zuständig. Die Jubla ist einer der Gründe, warum sie einen grossen Teil ihrer Freizeit in Frick verbringen und das Dorf mindestens so gut kennen wie ihr eigenes.

Sissle oder Bruggbach?
Für den Spaziergang treffen wir uns vor dem Coop und begeben uns schon bald auf den Weg zu unserem ersten Zwischenziel. Die beiden jungen Menschen führen die Journalistin zu einem kleinen Bach hinter dem Coop. «Hier sind wir oft mit den Jubla-Kindern», erklärt Maj. Für beide ist dies ein sehr vertrauter Ort. «Als Kinder haben wir hier viele Bachwanderungen gemacht», sind sich Maj und Julian einig. Wir diskutieren, ob dieser Teil des Bachs noch Bruggbach oder schon Sissle heisst. Jedenfalls ist es ein Ort, an welchen Maj und Julian sehr schöne Erinnerungen haben.

Dann laufen wir der Hauptstrasse entlang, sie ist an diesem Montagabend ziemlich stark befahren, überqueren sie und biegen in eine Seitenstrasse, die uns am Gemeindehaus vorbeiführt. Nach einer gewissen Zeit kommen wir an einen weiteren Ort, der für Julian und Maj von Bedeutung ist. Wir befinden uns nun vor dem Kulturhaus Meck. «Hier ging mein Mami früher ab und zu an den Bio-Märt», erzählt Maj. Für beide ist das Meck ein wichtiger kultureller Treffpunkt. Sie haben hier bereits einige Konzerte besucht, und Julian hat im Kulturhaus schon im Service geholfen. Maj berichtet freudig, dass nach der langen Corona-Pause vor kurzem wieder ein Konzert im Meck gegeben wurde.

«Rampi», die zweite Heimat
Beim Meck steigen wir die Treppe hinauf und kommen dort an, wo Julian und Maj seit Jahren einen grossen Teil ihrer Freizeit verbringen. «Rampi» nennen sie die Räumlichkeiten neben der katholischen Kirche und dem Pfarreizentrum Rampart liebevoll. Maj schliesst die Türe auf, und wir betreten die Lokalität, wo regelmässig Anlässe der Jubla durchgeführt werden. Julian geht hier ein und aus seit er zirka zwölf Jahre alt ist; Maj war ungefähr sieben Jahre alt, als sie zum ersten Mal in die Jubla ging.

Im Laufe der Zeit haben beide immer mehr Verantwortung übernommen und heute sind sie Scharleiter der Jubla Frick. Eine wichtige Aufgabe, die sie in dieser Funktion haben, ist das Koordinieren und Organisieren von Sitzungen mit den rund 27 Jubla-Leitern. Julian und Maj leiten auch selbst Jubla-Gruppen und bilden das Verbindungsglied zur Kirche.

Beide investieren sehr viel Zeit und Herzblut in die Jubla. «Es ist für uns wie eine Familie», sind sie sich einig. «Manchmal ist es auch ziemlich streng», sagt Julian. Im Laufe unserer Gespräche auf dem Spaziergang wird deutlich, dass Julian und Maj zwei sehr engagierte junge Menschen sind, die gerne und oft Verantwortung übernehmen. Wir schauen uns die Räume im «Rampi» an. Hier wird mit der Jubla gebastelt, gehämmert, gemalt, diskutiert, gesungen, gegessen, getrunken und gechillt. Das «Rampi» ist nicht nur für die Leiter, sondern auch für viele Kinder wie ein zweites Zuhause.

In den Räumen haben die Scharleiter an vielen Stellen Hand angelegt und ihre Spuren hinterlassen. «Das hat Julian gezeichnet», sagt Maj und zeigt auf ein farbiges Kunstwerk direkt beim Eingang. Später setzen wir uns in den Garten. «Hier gibt es sehr schöne Sonnenuntergänge. Das ist mein Lieblingsplatz», sagt Maj. Genau dort machen wir ein Foto, obschon es an diesem Abend zu bedeckt ist, um einen schönen Sonnenuntergang zu sehen.

Ein Lieblingsplatz von beiden ist die schöne, grosse Wiese vor der Kirche. Julian erzählt, dass sie mit der Jubla nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch die ganze «Rampi»-Umgebung nützen dürfen. «Hier auf der Wiese zeigten wir am letzten Wochenende eine Dia-Show und grillierten», erzählt Julian. Es ist wirklich sehr schön auf dieser grossen Wiese vor der Kirche, und man kann sich vorstellen, dass hier die Kinder und ihre Leiter schon viele schöne Stunden ihrer Freizeit verbracht haben und auch zukünftig verbringen werden.

Badi – wo man sich trifft
Der nächste Ort, den Maj und Julian für den Spaziergang vorgesehen haben, ist die Badi. «Ich war früher im Sommer jeden Tag hier. Man traf sich und dieser Ort war für mich sehr wichtig. Ohne Badi hätte die Bez-Zeit für mich ganz anders ausgesehen», bemerkt Julian. Maj ging nicht so oft in die Badi wie Julian. «Am liebsten ging ich nachts, wenn die Badi geschlossen und sonst niemand da war», schmunzelt Maj. Auch an diesem Abend hätten wir über die Gitter klettern müssen, um uns ein Bad im kühlen Nass zu gönnen. «Heute bade ich lieber in Seen oder in Bächen», ergänzt Maj. «Ja, das ist bei mir mittlerweile auch so», meint Julian.

Das Schulgelände
Von der Badi spazieren wir weiter. Maj erinnert sich an spezielle Momente ihrer Kindheit. Sie zeigt Richtung Bahnhof und erklärt: «Mit meinem Papi waren wir fast jeden Samstag auf dem Klopfplatz bei der Tongrube und suchten Fossilien.» Dann kommen wir zu einer Sitzbank und geniessen eine sehr schöne Sicht auf den Fussballplatz und das Schulgelände. Es ist gerade ein Fussballspiel im Gang. Julian spielte früher beim FC Frick.

Hier im «Ebnet» besuchten Julian und Maj die Bezirksschule. «Ich war nur ein halbes Jahr in Frick», berichtet Maj. Anschliessend besuchte sie das sozialwissenschaftliche Gymnasium in Bad-Säckingen.

Heute studiert sie an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, um später Schüler und Schülerinnen vom Kindergarten bis zur dritten Klasse zu unterrichten. Parallel zu ihrer Ausbildung absolviert sie ein Praktikum in einem Kindergarten in Unterentfelden und unterrichtet an der Primarschule in Hellikon Fünft- und Sechstklässler.

Julian besuchte nach der Bezirksschule in Frick das Gymnasium in Aarau und studiert nun Biologie in Zürich. Wie Maj möchte auch er Lehrer werden.

Das Arbeiten mit Kindern macht den beiden jungen Menschen sowohl in der Freizeit als auch im Beruf Spass.

Welche weiteren Hobbys haben sie? Neben dem Studium und der Jubla bleibt Julian nicht sehr viel Zeit. Wenn er einmal ein bisschen davon übrig hat, geht er gerne wandern. Zudem ist er Mitglied beim TV Gipf-Oberfrick, kann aber die Stunden aus Zeitgründen nur sporadisch besuchen. Maj wandert ebenfalls sehr gerne. Auch gehört Fotografieren zu ihren Hobbys und das Nähen von Babykleidern für das Kleidergeschäft, welches ihre Mutter in Basel führt. Zudem reist Maj sehr gerne. «Im Moment halt in der Schweiz. Aber hier ist es auch sehr schön.»

Nachdem wir auf dem Bänkli oberhalb des Fussballsplatzes und des Schulgeländes noch ein Bild geschossen haben, neigt sich unser Spaziergang schon dem Ende zu.

Maj hat ein Online-Seminar im Rahmen ihrer Ausbildung auf dem Programm und Julian leitet an diesem Montagabend eine Jubla-Gruppe. Er begibt sich ins «Rampi» und trifft die letzten Vorbereitungen.

Wir verabschieden uns und die beiden engagierten jungen Menschen gehen wieder ihren Pflichten nach. Zwei Junge, die zwar nicht in Frick leben, aber zu ihrem Nachbarsdorf eine sehr enge Verbindung haben und sich dort auch wohlfühlen. Das spürte man im Laufe der interessanten Gespräche, die sich auf dem Spaziergang ergaben, sehr gut.

 

 


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