Für die Region und die Wirtschaft
09.09.2020 Fricktal, PolitikHauptziel der wählerstärksten Partei in beiden Fricktaler Bezirken ist es an den kommenden Grossratswahlen die bisherigen Sitze halten zu können.
Susanne Hörth
Vor vier Jahren hat die SVP des Bezirks Rheinfelden 2,18 Prozentpunkte zulegen können und kam damit neu auf 30,06 Prozent Wähleranteil. Die Chancen, auch bei den diesjährigen Grossratswahlen an Wählerstimmen zu gewinnen, stehen laut Désirée Stutz, Präsidentin der SVP Bezirk Rheinfelden, weniger gut. Das Niveau zu halten und weiterhin mit drei Sitzen im Grossen Rat vertreten zu sein, sei das Ziel bei den Wahlen 2020. Ein Jahr, in dem alles anders ist. Diesem «anders» gibt die amtierende SVP-Fraktionspräsidentin mit Corona auch einen Namen. «Für die Leute steht zurzeit weniger die Politik als vielmehr der Joberhalt und Fragen um die Existenz im Vordergrund.» Nichtsdestotrotz hat die SVP als wählerstärkste Partei im unteren Fricktal eine gute Ausgangslage für die Wahlen vom 18. Oktober.
Noch etwas komfortabler sieht die Startposition für die SVP des Bezirks Laufenburg aus. Vor vier Jahren brachte sie es mit einer Steigerung von 0,06 Prozentpunkten auf 33,79 Prozent. Soll dieses Resultat nochmals gesteigert werden? Christoph Riner, lacht: «Vielleicht die 34 Prozent wieder überschreiten.» Der Präsident der SVP Bezirk Laufenburg betont aber auch: «Wir sind uns bewusst, dass wir uns bereits auf einem sehr hohen Niveau befinden.» Wie zuvor Désirée Stutz sagt auch er, dass in diesem von Covid 19 geprägten Wahljahr alles etwas schwieriger sein wird. Deshalb habe für die SVP Bezirk Laufenburg ebenfalls der Erhalt der beiden bisherigen Sitze oberste Priorität. Christoph Riner tritt als einziger Bisheriger an. Seine Parteikollegin Tanja Primault-Suter hat sich aus familiären Gründen für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung gestellt. Riner verweist auf die gute Kandidatenliste und ist überzeugt, dass hier fähige Leute nachfolgen werden.
Eine Liste mit ausgewiesenen Kandidaten kann auch die SVP des Bezirks Rheinfelden vorzeigen. Angeführt von den drei Bisherigen Kathrin Hasler, Désirée Stutz (amtierende Fraktionspräsidentin), und Andy Steinacher. Letzterer ist für Daniel Vulliamy nachgerutscht, der nach 14 Jahren Grossratstätigkeit Ende 2019 seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte.
Leute zum Wählen motivieren
«Das untere Fricktal ist mittlerweile eine sehr städtisch geprägte Region», macht Désirée Stutz auf einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Fricktaler Bezirken aufmerksam. Erkennbar auch in Bezug auf die Wahlbeteiligung. Diese lag im Bezirk Rheinfelden vor vier Jahren mit 25,5 Prozent deutlich unter derjenigen des Bezirks Laufenburg mit 34,5 Prozent. «Wir haben zudem viele Städter, die hierhergezogen sind. Ihre Bedürfnisse sind anders als von jenen Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind. Dadurch hat sich die Wählerklientel bei uns geändert.» Viele würden sich gar nicht mehr dafür interessieren, was hier läuft. «Naherholungsgebiet steht bei ihnen mehr im Zentrum als der Erhalt der Freiheit und der Selbstbestimmung.»
«In den ländlichen Gemeinden», ist sich Christoph Riner bewusst, «kennt man sich sicher noch besser. Aber auch wir müssen etwas tun, um die Leute für unsere Themen zu interessieren.»
Für eine starke Region
Freiheit, Unabhängigkeit, weniger Staat, Kontrolle der Zuwanderung – an diesen SVP-Grundwerten orientieren sich auch die beiden Fricktaler Bezirksparteien. Die regionalen Anliegen aufgreifen und auf Kantonsebene dafür einstehen, haben sie sich zudem auf die Fahnen geschrieben. «Für uns stehen regional insbesondere die Wirtschaft und der Verkehr im Fokus», betont Désirée Stutz. Weiter setze sich die SVP des Bezirk Rheinfelden für die Zukunft des Berufsbildungszentrum wie auch des Gesundheitszentrums Fricktal ein.
«Unsere Themen sind nicht unbedingt identisch mit denen des unteren Fricktals», erklärt Christoph Riner. Er spricht das, wie er sagt, Dauerthema Region an. «Es ist einfach nötig, und die Leute erwarten, dass sich die grösste Partei für die Region einsetzt. Der ländliche Raum muss wahr und ernst genommen werden. Er hat meiner Meinung eine Zukunft.» Einfacher werde es aber sicherlich nicht. Das Gesundheitszentrum Fricktal und das Berufsbildungszentrum in Rheinfelden seien auch im oberen Fricktal sehr wichtige Themen. Riner unterstreicht mit einer Handbewegung seine weitere Bemerkung: «Es geht dabei wiederum um die Berücksichtigung der Region.»
Eine Region, damit spricht Désirée Stutz das ganze Fricktal an, die über sehr viel Potenzial verfüge. Sie führt unter anderem den «starken Standort im Gesundheitsbereich im Fricktal» an. Weiter hält sie fest: «Das Fricktal ist das wirtschaftliche Rückgrat des Kantons.» Die grosse Industrie mit ihren vielen Berufsfeldern, den durch die Covid 19-Situation zusätzlichen entstehenden Berufsfeldern seien grosse Chancen für die Region, für den Wirtschafts-, wie ebenso für den Bildungsstandort Fricktal, ist sie überzeugt.
Einen Wahlkampf wie in früheren Wahljahren zu führen, ist aufgrund der Corona-Situation nicht möglich. Das wissen die beiden Bezirksparteipräsidenten. Christoph Riner betont gleichwohl: «Wir müssen trotzdem präsent sein. Es gibt den interessierten Bürger auf jeden Fall.» Hier fügt Désirée Stutz überzeugt an: «Wir müssen als Politiker als Vorbild vorangehen. Zeigen, dass das Leben weitergeht.»
Das sieht Riner ebenso: «Wir werden auf jeden Fall zur Bevölkerung gehen. Ich bin auch gespannt, wie die Leute reagieren. Ich finde es wichtig, dass wir vor Ort sind.» Stutz nickt zustimmend: «Wir führen Anlässe mit Anmeldungen sowie Wählerwandern, bei dem der Abstand problemlos eingehalten werden kann durch. Wir tragen die Verantwortung, dem Wähler aufzuzeigen, dass es weiter geht. Wir haben das Virus, müssen mit entsprechenden Anpassungen lernen, damit zu leben.»
«Nichts machen, geht nicht», sind die beiden SVP-Politiker überzeugt und freuen sich trotz aller Widrigkeiten auf einen spannenden Wahlkampf aus der Region für die Region und den ganzen Kanton.
Grossratswahlen 18. Oktober
Am 18. Oktober wählt der Aargau sein neues 140-köpfiges Kantonsparlament. Der Bezirk Laufenburg kann sieben, der Bezirk Rheinfelden zehn Grossrätinnen und Grossräte nach Aarau schicken. Im Bezirk Laufenburg treten zehn Parteien mit 56 Kandidierenden an, im Bezirk Rheinfelden sind es acht Parteien mit 70 Kandidierenden. Die NFZ stellt die Parteien vor und zeigte die Gesichter auf den Listen. (nfz)
Stich-Worte
Die Meinung der SVP zu vier Themen
• Grenzen
«Wir stehen ein für Freiheit und Unabhängigkeit, dazu gehört auch die von der Schweiz kontrollierte Zuwanderung sowie sichere Grenzen durch verstärkte Grenzkontrollen.»
• Landwirtschaft
«Wir stehen ein für eine produzierende Landwirtschaft. Unsere Bauern liefern gesunde und hochwertige Lebensmittel. Die Landwirtschaft darf nicht durch unnötige und unnütze Vorschriften aus Bern und/oder Aarau behindert werden.»
• Verkehr
«Wir stehen ein für unsere Mobilität. Sie gilt als Motor von Wirtschaft und Handel und ist Wohlstandsgarantin. Wir setzen uns für die Gleichbehandlung aller Verkehrsträger ein und lehnen neue und höhere Gebühren und Steuern für den Individualverkehr ab.»
• Klimawandel
«Wir stehen ein für einen verantwortungsbewussten und verhältnismässigen Umgang mit Natur und Umwelt. Wir setzen uns ein für eigenverantwortliches Handeln – ohne neue Verbote, Zwang, Steuern und Abgaben – sowie die Anwendung der in der Praxis erprobten Erkenntnisse und Errungenschaften von Wissenschaft, Technik und Industrie.»