«Wir arbeiten viel im Hintergrund»

  12.09.2020 Fricktal

Die CVP im Fricktal tritt mit insgesamt 17 Kandidatinnen und Kandidaten zu den Grossratswahlen an. Im Bezirk Laufenburg will sie den zweiten Sitz zurückerobern; im Bezirk Rheinfelden den Sitz klar halten.

Bernadette Zaniolo

Für Alfons Paul Kaufmann, diplomierter Malermeister, Fraktionspräsident und Bezirkspartei-Präsident von Rheinfelden, sind die christlichen Werte wichtig. Das «C» im Parteinamen braucht es aus seiner Sicht jedoch nicht mehr unbedingt. Zu den christlichen Werten gehöre auch die Nächstenliebe. Das beinhalte unter anderem auch einen schonenden Umgang mit der Natur und den Ressourcen. Kaufmann weist in diesem Zusammenhang auf den ehemaligen CVP-Ständerat Julius Binder hin. «Er war massgeblich am Artikel für den Umweltund Naturschutz im Bundesgesetz beteiligt», so Kaufmann. Obwohl die CVP kein Grün im Parteinamen habe, sei der Klimaschutz für die CVP keine Farce. «Die Mitte» brauche es immer mehr. Auch im Privatleben müssen Kompromisse gemacht werden.

«Wir arbeiten viel im Hintergrund und verzichten auf das Polarisieren», hält Kaufmann fest. Er unterstreicht, dass die CVP immer wieder die Vermittlerrolle unter den Fraktionen übernommen habe. So etwa beim neuen Energiegesetz, welches vom Grossen Rat «grossmehrheitlich» gutgeheissen wurde. Es brauche ein «sehr starkes Umdenken», so der Fraktionspräsident. Und er betont: «Es ist in vielen Bereichen später als 5 vor 12 Uhr.»

«Der Schweizer ist mittig und nicht polarisierend. Dort ist unser Potenzial», hält Daniele Mezzi, Bezirkspartei-Präsident von Laufenburg, fest. Der in der Altersberatung und -betreuung tätige Unternehmer und Dozent an der kaufmännischen Schule ist überzeugt, dass der zweite Sitz, den die Partei 2016 an die SP verlor (aufgrund des doppelten Pukelsheim/Sitzverteilung nach Bezirk aufgrund des kantonalen Wähleranteils) zurückgewonnen werden kann. Dies zeigte sich bei den letzten Nationalratswahlen 2019, wo die CVP im Bezirk Laufenburg über zwei Prozentpunkte zulegen konnte. «Deshalb haben wir Anspruch darauf und eine Liste mit breit vernetzten Personen», so Mezzi. Die Bäuerin Petra Schmid bezeichnet er «als grossen Gewinn für unsere Partei. Wir sind nicht nur eine Partei für ältere Menschen, sondern auch für die Jungen. Ich danke der Partei, dass ich als 27-Jähriger die Chance erhielt, die Bezirkspartei leiten zu können», so Mezzi. Der Laufenburger hat bereits bei den Wahlen 2012 und 2016 für den Grossen Rat kandidiert.

Alfons Paul Kaufmann aus Wallbach, der 2016 die Nachfolge von Regula Bachmann im Grossen Rat übernahm, ist «glücklich über die ausgeglichene Liste». Heisst fünf Frauen und fünf Männer. Mit Aline Spuhler, die just zu den Wahlen 18 Jahre alt wird, habe man die jüngste Kandidatin im Portfolio, das ein Spektrum bis zum 69-Jährigen aufweist. Kaufmann freut sich besonders, dass diese Personen nicht nur aus urbanen Ortschaften kommen, sondern auch ländliche Gebiete vertreten.

Sowohl Kaufmann als auch Mezzi freuen sich, dass die Mittelschule Fricktal «endlich» Realität wird. Aus Sicht von Mezzi ist Frick der beste von den drei Standorten, die im Gespräch sind und über den der Regierungsrat befinden wird. Die beiden Bezirkspartei-Präsidenten setzen sich für ein starkes Berufsbildungszentrum in Rheinfelden ein sowie für das Gesundheitswesen mit dem Gesundheitszentrum Fricktal (GZF). Kaufmann plädiert gar für ein zweites Kompetenzzentrum im Fricktal. Einerseits bestünden grosse Ressourcen durch die neue Ausbildungsstätte in Rheinfelden für Pf legerinnen und Pfleger und andererseits könne so auch eine gute Verbindung zu bewährten Institutionen wie Reha-, Spitex und Alterszentren geschaffen werden.

Potenzial im Fricktal ausschöpfen
Der weisse Kittel sowie der kleine Korb im grossen Korb, den Daniele Mezzi und Alfons Paul Kaufmann zum Gespräch mit der NFZ mitgebracht haben, stehen für eine starke Wirtschaft im Fricktal, zu welcher die KMU’s, die Landwirtschaft, die Pharma- und Chemieindustrie und die Gesundheitsinstitutionen gehören. Der kleine Korb im Grossen zeige auch, dass es sehr viel Potenzial gebe, wie eben im Gesundheitswesen mit Pharma/Chemie, GZF, Reha, Altersheimen. «Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass wir zusammenarbeiten müssen. Die grössten Herausforderungen stehen uns jedoch noch bevor», betont Kaufmann. Denn die Arbeitslosenzahlen und die Zahl der Konkurse würden steigen. «Für diese Menschen braucht es Lösungen», so Kaufmann und Mezzi. Ebenso klar sei auch, dass es für das Pf legepersonal bessere Anstellungsbedingungen brauche.

Die Chancen, dass die «CVP Die Mitte» im Fricktal beim Wähleranteil zulegen könne, schätzen beide als «sehr gut» ein. Einerseits, ist Kaufmann überzeugt, habe die CVP im Aargau die Talsohle 2016 erreicht. Zudem hätten im April bereits zwei bisherige Grossräte von der BDP zur CVP gewechselt und bei den Nationalratswahlen im letzten Jahr hätte die Partei zulegen können. «Es ist nicht immer sexy, Kompromisse zu machen, aber so ist das Leben», sagt Kaufmann und unterstreicht damit, dass es für gute Lösungen eine starke Mitte brauche. Mezzi und Kaufmann setzen sich dafür ein, dass die Region stark aus der Corona-Pandemie geht und vermehrt das Bekenntnis zu «regional» entsteht.


Stich-Worte

Die Meinung der CVP zu vier Themen

• Gesundheit/Krankenkasse/Ergänzungsleistungen
Das sind wichtige Themen. Die Schwächeren in der Gesellschaft müssen unterstützt werden. 2021 sind im Aargau 365 Millionen Franken für Krankenkassen-Prämienverbilligung und Ergänzungsleistungen vorgesehen. Nicht nur ältere Menschen brauchen Unterstützung, auch Familien und Alleinerziehende sollen entlastet werden.
• Zölibat
1:1-Situation; Daniele Mezzi als bekennender Katholik ist klar für die Beibehaltung, wünscht sich jedoch Reformen und mehr Toleranz. Alfons Paul Kaufmann findet, dass es ein alter Zopf ist. Er ist für die Abschaffung.
• Heiratsstrafe (Rente)
… muss ganz klar abgeschafft werden. Es ist eine klare Ungerechtigkeit im Steuersystem und führt dazu, dass sich Ehepaare im Alter scheiden lassen. Auch im Fricktal.
• Das «C» im Parteinamen
befürwortet Mezzi klar. Unter dem Dach «CVP Die Mitte Union». Für Kaufmann hat das «C» zweite Priorität. Massgebend seien weiterhin das Bekenntnis zu den christlichen Werten wie Ethik, Moral, Nächstenliebe und weitere.


Grossratswahlen 18. Oktober

Am 18. Oktober wählt der Aargau sein neues 140-köpfiges Kantonsparlament. Der Bezirk Laufenburg kann sieben, der Bezirk Rheinfelden zehn Grossrätinnen und Grossräte nach Aarau schicken. Im Bezirk Laufenburg treten zehn Parteien mit 56 Kandidierenden an, im Bezirk Rheinfelden sind es acht Parteien mit 70 Kandidierenden. Die NFZ stellt die Parteien vor und zeigte die Gesichter auf den Listen. (nfz)


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