Mit harter Arbeit zum Erfolg

  29.08.2020 Frick, Persönlich

Franz Binkert, vielen als «Bäbeli-Binkert» bekannt, ist noch voller Tatendrang

Aus einfachsten Verhältnissen stammend, arbeitete sich Franz Binkert zum Inhaber des bekannten Binkert Spielwarenhauses in Frick hoch.

Karin Pfister

Noch immer steht der ehemalige Chef – er hat die Firma Binkert 1997 an seine Tochter und ihren Mann übergeben – jeden Tag im Laden. Er hilft im Hintergrund beim Auspacken von Waren, beim Entsorgen von Packmaterial oder da, wo es ihn gerade braucht. Jeden Samstag fährt er nach Gelterkinden in die Filiale. Und das sehr gerne, wie er erzählt.

Autos sind eine Leidenschaft vom «Bäbeli-Binkert», wie er in Frick auch genannt wird. Geprägt wurde sein Leben nebst seiner Familie und seinem Flair für Autos, Velos und Motorräder vor allem von Arbeit. Franz Binkert wurde im September 1932 in Stein geboren und wuchs zusammen mit sieben Geschwistern am Rhein auf. Seine Brüder und Schwestern sind inzwischen alle verstorben. Dass Franz Binkert heute in Frick in seiner gemütlichen Stube sitzen und von seinem Leben erzählen kann, hat er auch dem «Rohrer Franz» zu verdanken. Franz Binkert: «Ich habe, als ich rund sieben Jahre alt war, versucht, selber schwimmen zu lernen. Die Schwimmversuche habe ich bei einer geschützten Stelle der Rheinpegelmessung in Stein unternommen. Da kamen ein paar 20-jährige Burschen, haben mich gepackt und in den Rhein hinausgeworfen. Franz Rohrer hat das zum Glück gesehen und mich wieder ans Ufer geholt.»

Vom Postverteiler zum Fahrzeugmechaniker
Der erfolgreiche Geschäftsmann – der seit 1956 die Fricktaler Zeitung abonniert hat – stammt aus einfachsten Verhältnissen; sein Vater war ein Müllers Sohn aus Leibstadt und als Bauarbeiter tätig. Nach der obligatorischen Schulzeit war Franz Binkert unter anderem als Postverteiler in Münchwilen, als Schreiner-Lehrling und als Ausläufer in Winterthur tätig. 1949 fand er in Laufenburg eine Lehrstelle als Fahrzeugmechaniker. Als der Vater sechs Jahre lang krank war und 1954 starb, gab Franz Binkert seinen gesamten Arbeiterlohn von 300 Franken zuhause ab. Er wechselte deshalb nach der Lehrzeit als Schichtarbeiter in die Firestone-Pneufabrik, da er dort mehr Geld verdiente. Daneben betrieb er in Stein eine kleine Werkstatt für Velound Töffreparaturen.

Zu den Spielwaren kam er zufällig
Mit grosser Freude erinnert sich Franz Binkert noch heute an den 4. Februar 1956. Damals konnte er die Werkstatt seines ehemaligen Chefs in Laufenburg übernehmen. «Ich brauchte dafür fünf Bürgen, um die Übernahme finanziell stemmen zu können.» Vier Jahre lang arbeitete Franz Binkert von morgens um sechs Uhr bis gegen Mitternacht. «Dann konnte ich die Bürgen entlassen und das Geschäft gehörte mir allein.» Nebst Velos- und Motorrädern verkaufte Franz Binkert schon damals auch Nähmaschinen und Kinderwagen. «Meine Frau und ich fuhren oft nach Feierabend, wenn wir die Kinder ins Bett gebracht hatten, noch zu Kunden, um sie am gekauften Modell anzulernen.» Zu den Spielwaren kam Franz Binkert eher zufällig. «Als ich meine erste Weihnachtsausstellung in Stein vorbereitete, 1957 war das, dachte ich, dass ich für die Kinder auch etwas im Sortiment haben muss.» Dies lief so gut, dass die Spielwaren ein eigener Geschäftszweig wurden. 1963 musste er aus gesundheitlichen Gründen die Fahrzeuge aus dem Sortiment nehmen. Ein grosser Höhepunkt folgte 1983 mit dem Umzug nach Frick an den immer noch aktuellen Standort des Geschäftes. Verkauft wurden und werden Spielwaren, Kinderkleider, Bébéartikel, Stoffe und Zubehör sowie Nähmaschinen, inklusive Reparaturen.

Seine Frau Brigitte, die aus Ittenthal stammt, lernte Franz Binkert «beim Tanz» kennen. Seit 1959 sind die beiden verheiratet und haben zwei Töchter, acht Enkelkinder und fünf Urenkelkinder. Franz Binkert stammt aus der Binkert-Dynastie, die ihren Ursprung in Leibstadt hat und weit verzweigt ist. Franz Binkerts Vater hatte zum Beispiel 13 Geschwister. Regelmässig fanden viele Jahre lang, unter anderm in Leuggern, «Binkert-Treffen» mit über 200 Familienangehörigen statt.

Lieber Südtirol als Riviera
Am Meer war Franz Binkert nur einmal in seinem Leben; der Familie zuliebe fuhr er mit Frau und Kindern nach Italien. Gefallen hat es ihm da nicht. «Vielleicht auch, weil ich nicht gut schwimmen konnte.» Nach dem Erlebnis am Rhein habe ihn seine Mutter nicht mehr ans Wasser gelassen. Ein wenig Schwimmunterricht habe er nur mit der Schule im Schwimmbad Mumpf – dort wo heute der Campingplatz ist – gehabt. Viel wohler als am Meer fühlte sich Franz Binkert im Südtirol, wo er gerne hinfuhr und mit dem Velo schöne Ausf lüge unternahm. Regelmässig ist er auch mit 88 Jahren mit der Pro Senectute-Velogruppe im Fricktal und in der Region Basel unterwegs und macht beim Seniorenturnen in Hornussen mit. «Wenn man im Alter fit sein will, muss man sich sein ganzes Leben lang bewegen», so sein Motto. Und: «Wenn es ohne Schmerzen geht, dann würde ich gerne 100 Jahre alt werden.»


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