Unkrautbekämpfung ohne Herbizide
04.07.2020 FricktalZwei Fricktaler entwickelten zusammen mit anderen einen Jät-Roboter
Was ist zu machen, wenn man Unkraut nicht mit Herbiziden bekämpfen will? – Jäten und hacken natürlich! Aber nicht mit gebeugten Rücken und von Hand, dachten sich zwölf Studierende und konstruierten einen Roboter dafür. Zwei dieser smarten jungen Leute kommen aus Gipf-Oberfrick.
Edi Strub
Der Roboter sieht vom Design her aus wie ein Fahrzeug für den Mars. Dafür sorgte Silvan Häseli, der an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel studiert. Manuel Knecht von der ETH Zürich kümmerte sich zusammen mit anderen Maschinenbauern um die mechanischen Teile. Insgesamt waren elf Studenten und eine Studentin am Projekt beteiligt. Ziel war es zu zeigen, dass das Entfernen von Unkraut auch von Robotern erledigt werden kann – vollautomatisch und ohne Einsatz von giftigen Herbiziden.
«Mehr erreicht»
«Wir haben mehr erreicht als wir anstrebten», sagen die beiden Fricktaler. «Der Roboter funktioniert und ist imstande, acht Stunden völlig selbsttätig zu jäten.» Zentimetergenau fährt er den Zuckerrüben entlang und reisst mit seinen Hacken oder Gänsefussscharen das dazwischen spriessende Unkraut aus. Dort verdorrt es dann und vermodert. Ist der Roboter am Ende einer Furche angelangt, wendet er automatisch und beginnt die nächste Zeile zu bearbeiten. Selbst mittelgrosse Steine bringen ihn nicht aus dem Konzept, eine raffinierte Einzelradsteuerung lässt ihn wie ein Marsrover darübersteigen.
Dass die zwölf Studierenden den Bau von «Rosie» in neun Monaten hinbekommen haben, grenzt an ein Wunder. Denn während drei Monaten sassen die jungen Konstrukteure wegen Corona zuhause und waren blockiert. Zum Glück stand der Roboter Ende Januar aber bereits mehr oder weniger fertig zusammengeschraubt in der Garage von einem der jungen Leute. So konnten sie weiterarbeiten indem sie begannen, die Software-Codes zu schreiben. Das konnte jeder für sich zu Hause am Computer erledigen. Der zwölfte Mann mit dem Roboter in der Garage hat dann jeweils getestet, ob «Rosie» all die Kunststücke, die die Programme von ihr verlangten, auch wirklich beherrschte. Zum Beispiel um 180 Grad wenden, wenn eine Furche zu Ende ist, um dann wieder zentimetergenau den Furchen entlang zu fahren und zu hacken.
«Immer wieder Neues lernen»
Silvan Häseli und Manuel Knecht kennen sich seit ihrer Kindheit. Sie besuchten in Gipf-Oberfrick und Frick dieselben Schulen und waren in der Jungwacht in der gleichen Gruppe. Nach der gemeinsamen Arbeit an «Rosie» werden sie wieder getrennte Wege gehen. Silvan Häseli will an der Universität Basel Philosophie und Recht studieren. «Ich habe mir vorgenommen, zwischen 20 und 30 immer wieder Neues zu lernen, und so packe ich nun mein Zweitstudium an», sagt Häseli. Ganz ähnlich Manuel Knecht: er sucht gerade einen interessanten Praktikumsplatz im Bereich Bio-Engineering. Alternativ könnte er sich auch ein paar Semester Auslandstudien in Schweden vorstellen.
«Wir hatten nie das Ziel, «Rosie» zur Serienreife zu bringen, wir wollten nur einen Prototypen bauen», sagen die beiden. Sie hoffen, dass andere vielleicht an ihren Ideen anknüpfen. «Rosie» müsste zum Beispiel noch lernen, auch Unkraut zu entfernen, dass sehr nahe rund um die Nutzpflanze spriesst. Und sie müsste auch bei sehr unterschiedlichen Lichtverhältnissen arbeiten können, ohne durch Reflexe verwirrt zu werden. Vielleicht eine Aufgabe für eine neue Gruppe von Bachelor-Studenten?