Grossverteiler verstecken sich hinter den Subventionen der Landwirtschaft
02.07.2020 LandwirtschaftWie kann es sein, dass die happigen Margen beim Händler hängen bleiben? Jüngst hat der Kassensturz aufgezeigt, dass die Bioprodukte beim Grossverteiler mit dem dreisten Aufschlag von über 100 Prozent beim Konsumenten landen. Ist es wirklich so, dass unsere Bauernschaft gratis produzieren muss, damit die Marge beim Grossdetailhandel stimmt? Penibel ist, dass neben Aldi und Lidl unsere Genossenchaften Fenaco (die Verwertungsanstalt der Bauern), Migros und Coop sich hinter den geprügelten Bauern verstecken. Der ehemalige, bestens bekannte, verstorbene Landwirtschaftskenner, Werner Keller, Frick, geisselte schon vor Jahrzehnten, man möge dem Landwirt einen gerechten und lebensfähigen Preis für seine Produkte gewähren. Es kann doch nicht sein, dass die Lebensmittel im Warenkorb hinter der Sparte «Vergnügen, Reisen» rangieren. Hier müsste der schweizerische Landwirtschaftspapst Markus Ritter anstelle seiner Zahlenpredigten ansetzen. Die Initiative sauberes Trinkwasser wird die Landwirtschaft zwingen, ihre Anbaumethoden samt den grossen Tierbeständen zu überdenken. Die Grossverteiler werden in ihrem eigenen Interesse nicht umhin kommen, diesen Prozess zu begleiten; mit wesentlich verbesserten Preisen an die Produzenten.
Der jüngste Fall in Deutschland mit dem Fleischverwerter Tönnies zeigt auf, wo das Lebensmittel Fleisch gelandet ist: beim nichtswertigen Hungerstiller. Die Verführung der Konsumenten zum Billigstfleisch haben die Grossverteiler angeführt. Ein Kilo Fleisch ist gleich teuer wie ein Kilo Äpfel, das kann’s ja wirklich nicht sein! Damit wieder Klasse statt Masse (Aussage der deutschen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner) einzieht, müssen wir hin zu überblickbaren Produktionsformen von Lebensmitteln zurückfinden. «Geiz ist geil» bei Lebensmitteln ist schlicht fatal. Zurück zum örtlichen Metzger und Bäcker wäre die ehrliche Antwort.
Die Landwirtschaft in der Schweiz hat es in der Hand: Die Kleinräumigkeit verhindert das industrielle Bauern; sie könnte das Geschäftsmodell der heutigen Ernährungsanforderungen für gesunde Lebensmittel problemlos umsetzen. Das hat seinen Preis und an den müssen wir uns gewöhnen. Diese Lebensmittel, unserer Gesundheit zuliebe, würden nicht zuletzt die Krankenkassenprämien entlasten, die Zivilisationskrankheiten – Übergewicht, Diabetes, Herz und Kreislauferkrankungen – könnten deutlich verhindert werden.
HANSPETER JOSS, BÖZEN