Kunstfund auf dem Estrich
12.06.2020 RheinfeldenAuf dem Estrich des reformierten Kirchgemeindehauses in Rheinfelden ist ein Bild des bekannten Malers Jakob Strasser entdeckt worden. Nach der Restaurierung wird es jetzt der Öffentlichkeit in neuem Glanz präsentiert.
Valentin Zumsteg
Davon träumen wohl viele Menschen: Beim Aufräumen des Estrichs kommt ein Bild eines renommierten Künstlers zum Vorschein. Genau dies haben die Verantwortlichen der reformierten Kirche in Rheinfelden erlebt. Bei einer Aufräumaktion auf dem Dachboden des Kirchgemeindehauses an der Roberstenstrasse ist vor rund drei Jahren ein Werk des bekannten Rheinfelder Künstlers Jakob Strasser (1896 – 1978) entdeckt worden. «Es war in einem furchtbaren Zustand, vollgestaubt und unansehnlich», erklärt Pfarrer Klaus-Christian Hirte.
«Maria unterm Kreuz»
Wie das Ölbild in den Besitz der Kirchgemeinde und auf den Estrich gelangt ist, lässt sich heute nicht mehr im Detail eruieren. «Im Kirchenarchiv habe ich dazu nichts gefunden», schildert Hirte. «Mein Vorgänger Pfarrer Jörg Bell vermutete, es könnte sich beim Bild um einen Entwurf für das Kirchenfenster handeln, das dann 1941 von Felix Hoffmann gestaltet wurde», führt Hirte weiter aus. Belegen lässt sich dies allerdings bislang noch nicht.
Auf der Rückseite des Bildes hat der Künstler Folgendes notiert: «Entwurf zu einem Kirchenfenster. Christus am Kreuz. Detail: Maria unterm Kreuz.» Es könnte sich damit um einen von drei Teilen für das Kirchenfenster gehandelt haben – von den möglichen anderen zwei Teilen fehlt aber jede Spur.
Das Bild ist im Zuge der grossen Strasser-Retrospektive 2018 im Rheinfelder Kurbrunnensaal ein erstes Mal ausgestellt worden – damals aber noch unrestauriert. In der Zwischenzeit hat Rahmenbauerin
und Vergolderin Regula Stindt das Werk aufgefrischt, seit ein paar Wochen ist es fertig. «Strasser hat das Bild sehr schlicht gemalt. Es wirkt heute eigentlich moderner als das Kirchenfenster von Felix Hoffmann. Es gefällt mir sehr gut», sagt Klaus-Christian Hirte, der sich sowohl für Kunst als auch für Geschichte interessiert.
Werk war unbekannt
Beim Jakob Strasser-Verein, der das Schaffen des Künstlers bekannt und zugänglich machen will, hatte man bis zum Fund keine Kenntnis von der Existenz dieses Werkes. «Ich kenne sonst kein Bild von Jakob Strasser mit religiösen Motiven. Es könnte sich um einen Direktauftrag an den Künstler gehandelt haben; er hat relativ wenige Auftragsarbeiten gemacht. Es ist aber auch möglich, dass er aus eigenem Antrieb bei der Kirche einen Entwurf einreichte», erklärt Chris Leemann, der die treibende Kraft hinter der grossen Strasser-Ausstellung war. In der
Zwischenzeit hat der Verein das Werk inventarisiert. Jetzt, da das Bild restauriert ist, soll es der Öffentlichkeit wieder dauerhaft zugänglich gemacht werden. Die Kirchgemeinde will es im Anbau der reformierten Kirche auf hängen, dort trifft man sich jeweils nach dem Gottesdienst zu einem Kaffee. «Es ist schön, dass dieses Bild wertgeschätzt wird», freut sich Chris Leemann. So bekommt der einstmals verstaubte Estrich-Fund also doch noch einen würdigen Platz.