Das Leben kehrt zurück ins «Städtli»
08.05.2020 Rheinfelden, WirtschaftDie vergangenen zwei Monate waren schwierig für die Laden- und Restaurantbesitzer. Jetzt ist die Freude gross, dass ab nächster Woche wieder geöffnet werden darf. Doch es gibt auch Vorbehalte. Alle hoffen, dass die Kunden zurückkehren.
Valentin Zumsteg
«Es ist ruhiger geworden im Städtchen», titelte die NFZ am 19. März. Zwei Tage zuvor mussten die Geschäfte und Restaurants wegen den vom Bundesrat verordneten Corona-Massnahmen den Betrieb einstellen. Jetzt, rund acht Wochen später, dürfen Restaurants und alle Verkaufsgeschäfte wieder öffnen.
«Zeit gut genutzt»
Wie geht es den Geschäftsleuten nach dieser langen Zeit des unfreiwilligen Stillstandes? «Ich freue mich, dass ich wieder öffnen kann. Ich habe den Laden umgebaut und neugestaltet. Das hat mich motiviert und belebt», erklärt Doris Weber vom Modegeschäft «Tragbar» in der Marktgasse. Normalerweise ist das Geschäft montags geschlossen, doch am 11. Mai ist sie für die Kundschaft da und zwar von 10 bis 18 Uhr durchgehend. Das machen zahlreiche Geschäfte so. «Ich bin total positiv. Ich glaube, ich habe die Zeit gut genutzt. Nach dem ersten Schock kamen viele neue Ideen», erklärt Doris Weber. Sie habe immer versucht, den Kontakt mit ihren Kundinnen und Kunden zu halten. So konnte sie einiges verkaufen – trotz geschlossenem Laden. «Das waren aber nur fünf bis zehn Prozent des normalen Umsatzes.» Positiv findet sie, dass gleichzeitig die Restaurants öffnen dürfen. «Das bringt wahrscheinlich auch Leute ins Städtchen.»
Gespannt auf den Montag ist Jolanda Schaffner vom «Wohnhuus». «Ich freue mich, den Laden wieder öffnen zu dürfen. Ich weiss aber nicht, ob die Leute kommen oder ob sie noch Angst haben. Ich lasse mich überraschen.» In den vergangenen Wochen konnte sie ihren Kunden einiges liefern. «Es ist schön, dass sie mich nicht vergessen haben. Das tut gut.» Auch die Unterstützung des Bundes wertet sie als positiv.
«Gemischte Gefühle»
Hans-Peter Jäger freut sich ebenfalls auf den Montag. Er führt in Rheinfelden, Frick und Basel drei Papeterien. Die Zeit der Schliessung hat er genutzt, um mit seinem Geschäft in Rheinfelden etwas früher als ursprünglich vorgesehen umzuziehen. Trotz der Freude, seinen neuen Laden den Kunden nun präsentieren zu können, spricht er von gemischten Gefühlen. «Ich kann nicht einschätzen, ob die Leute kommen oder ob sie zurückhaltend sind.»
Ähnlich tönt es bei Christian Pelaez. Er führt mit seinem Team das Restaurant «Gambrinus», die «Brötli-Bar», die «Piazza-Bar» und die «National-Bar». Alle vier Betriebe wird er am Montag wiedereröffnen – aber mit einem mulmigen Gefühl. «Ich freue mich, Gäste empfangen zu können», sagt Pelaez. Es sei aber nicht einfach, die umfangreichen Auf lagen zu erfüllen. Das entsprechende Schutzkonzept für die Gastronomie umfasst sieben Seiten. «Die Umsetzung ist machbar, aber schwierig.» So wird er in seinen Lokalen Schutzwände aufstellen. Zudem dürfen in seinen Betrieben, die alle relativ klein sind, je nur rund ein Dutzend Gäste bedient werden; im «Gambrinus» etwas mehr. Die «National-Bar» wird er neu sieben Tage die Woche offenhalten. Beim «Gambrinus» verzichtet er hingegen vorerst auf die Mittagessen; wobei die Planung laufend angepasst werde, wie er sagt. «Das Personal wird Masken tragen. Der Schutz der Gesundheit geht vor», schildert Pelaez eine weitere Massnahme.
Er geht unter diesen Voraussetzungen davon aus, dass weiterhin mit grossen Umsatzeinbussen zu rechnen sein wird – während die Fixkosten bleiben. «Das werden wir noch lange spüren.» In diesem Zusammenhang hofft er, dass ihm die Immobilienbesitzer bei den Mieten entgegenkommen. «Jetzt müssen alle zusammenhalten», so Pelaez. Ein Kränzchen windet er der City-Managerin, die sich sehr engagiere.
Fazit der kleinen Umfrage: Die meisten Geschäftsleute freuen sich, dass sie ihre Betriebe wieder öffnen dürfen – und sie sind gespannt auf den Montag und das Verhalten der Kundschaft.