Fricktaler fördert Digitalisierung der Bildung
17.04.2020 MagdenThomas Betschart aus Magden hat zusammen mit einer Gruppe von Lehrern vor zwei Jahren das Start-Up «ProScola» gegründet, welches ein digitalisiertes Schulsystem anbietet. Das Interesse nimmt derzeit deutlich zu – nicht nur in der Schweiz, sondern vor allem in Australien und Südafrika.
Valentin Zumsteg
Die Schulen in der Schweiz sind wegen der Corona-Krise geschlossen, die Lehrer müssen die Schüler über digitale Wege erreichen. Bereits vor zwei Jahren hat Thomas Betschart aus Magden zusammen mit Lehrern aus der Nordwestschweiz und dem Elsass das Start-Up «ProScola» gegründet, welches sich der Konzeption und Umsetzung digitaler Lösungen im Bildungsbereich verschrieben hat. «Ich war früher Lehrer, meine Kollegen sind es immer noch. Unsere Softwarelösung ist während vieler Jahre im alltäglichen Schulbetrieb entstanden. Das ist es auch, was uns von den anderen Lösungen der IT-Branche unterscheidet. So haben wir den Bedarf im Alltag ständig evaluiert, wobei Aspekte der Pädagogik, der Schuladministration und der schulischen Kommunikation sukzessive digital nachmodelliert wurden», erklärt Betschart, der an der Universität Basel promoviert.
«Das Thema ist brandaktuell»
Wie funktioniert das genau? «ProScola ist eine komplette Schule, die auf jedem Tablet oder Smartphone läuft. Wir bieten das digitalisierte Abbild von dem, was in Schulen passiert», schildert der 39-Jährige und ergänzt: «Wenn eine Schülerin am Dienstagmorgen in der zweiten Stunde Mathematik hat, so wird ihr das in ihrem interaktiven Stundenplan angezeigt. Die Lehrmittel sind ebenfalls schon alle darauf zu sehen und mit einem Klick abrufbar. Die Lehrperson ihrerseits sieht ihre Klassenliste, verwaltet somit die Absenzen, setzt Vermerke oder mündliche Noten auf ihrem Smartphone während sie unterrichtet. Sie klickt auf ihre Lehrmittel, diese erscheinen am Beamer. Dies gilt natürlich auch für alle Links, Audiooder Videodateien, welche die Lehrperson ihrer Klasse zeigen will.»
Das Ziel des Start-Ups ist es, Bildung weltweit digitalisiert zur Verfügung zu stellen. «Dieses Thema ist nun brandaktuell und es zeichnet sich ab, dass diesbezüglich bislang mehr schlechte als rechte Lösungen gefunden wurden. Die Schweiz wie das restliche Europa hinken in diesem Bereich sehr hinterher», findet Betschart. In der Schweiz arbeiten derzeit 60 Lehrer mit «ProScola», wie er erklärt: «Wir befinden uns ausserdem im Gespräch mit diversen Institutionen, die unser System für ihre Schulen in Betracht ziehen.» Grössere Erfolge verbuche das Start-Up derzeit jedoch in Australien und Südafrika. «Dort sind momentan sehr viele Institutionen an unserer Lösung interessiert. Im Zeitalter von Covid-19 sehen sich diese Länder dazu gezwungen, ihre Bildungssystem äusserst schnell zu digitalisieren.» In der Schweiz sieht er in diesem Bereich ebenfalls grossen Nachholbedarf.
«Wir verteilen Lizenzen in Afrika»
Ein wichtiges Anliegen ist Thomas Betschart und seinen Kollegen die Bildung in den Entwicklungsländern. «Wir verteilen unsere Lizenzen in den ressourcenarmen Ländern Afrikas gratis, da wir überzeugt sind, dass dort der Zugang zu Bildung im digitalen Bereich liegen wird.» So soll «ProScola» unter anderem dazu genutzt werden, Schulbildung in den Flüchtlingslagern ausserhalb Nairobis und in den ländlichen Gebieten Äthiopiens zu ermöglichen.
Für Thomas Betschart ist klar: «Die Digitalisierung der Bildung ist nun nicht mehr bloss eine politische Notwendigkeit, die es irgendwann in ferner Zukunft zu meistern gilt, sie ist jetzt akut gefordert.»