Wittnauer Fasnachtsfeuer trotzte Wind und Virus

  03.03.2020 Tradition, Wittnau

Am Wochenende fanden in Wittnau die «drü schönste Täg» im Jahr statt. Da diese wegen des Coronavirus in Basel schon nicht stattfinden konnten, gaben die Wittnauer an ihrem ebenso geliebten Fasnachtsfeuer umso mehr Gas. Die Unterdörfler konnten an ihrer GV sogar einen Teilnehmerrekord verzeichnen – knapp unter der bewilligungspflichtigen 150er-Marke.

Irene Müller

Ein rauer Wind begleitete die f leissigen Helfer aus den jeweiligen Dorfhälften bei ihren aufwändigen Vorbereitungen auf das grosse Feuerduell vom Sonntagabend. Stunde um Stunde wurde in den Wäldern von Wittnau Holz gesägt, herumgeschleppt und zu meterhohen Sujets und sogenannten «Butzern» (grosse Feuer) aufgetürmt.

Trotz der vielen Arbeit kam wie immer am Fasnachtsfeuer auch der gesellschaftliche Teil nicht zu kurz. Nicht einmal vom drohenden Epidemie-Ausbruch durch das Coronavirus liessen sich die Wittnauer die Lust an ihrem grossen Fest verderben. Die untere Dorfhälfte konnte gar einen neuen Teilnehmerrekord anmelden. 149 Unterdörfler trudelten am Freitag in ihre City-Beiz eingangs Dorfes ein, um die alljährliche Vereins-GV abzuhalten. «Um ein Haar hätten wir sie absagen müssen», schmunzelte Präsident Carlo Schmid. Ab 150 Menschen wäre der Anlass bewilligungspflichtig gewesen. Entsprechend gross war der Tatendrang in diesen Räumen. So wurden kurzfristig gar noch die Sujets für die diesjährigen Feuerbilder gewechselt. An Stelle des geplanten Elektroautos und dem Schriftzug «-CO2» entschieden sich die Unterdörfler, das allgegenwärtige Virus-Thema aufzunehmen und eine Spritze mit Krone und die Formel des Coronavirus an den Berg zu zeichnen. Laut Carlo Schmid gab es noch nie einen so spontanen Sujetwechsel.

Die Oberdörfler ihrerseits widmeten ihr Sujet der Eishockey-WM, die im Mai dieses Jahres in der Schweiz stattfinden soll. Auf einem 10 x 24 m grossen Holzgestell leuchteten die Fackeln vom Limperg ins Dorf hinunter.

Kein Jahr der Liebe in Wittnau
Besonders waren in diesem Jahr die fehlenden Anzünderpaare auf beiden Seiten des Dorfes. Wer in Wittnau heiratet, muss im darauffolgenden Jahr im zugehörigen Dorfteil das Fasnachtsfeuer mit einem bestimmten Betrag unterstützen und darf dafür beim Ertönen des Startschusses am Sonntagabend das Sujet anzünden. Gerade mal zwei Anzünderpaare waren am vergangenen Wochenende mit von der Partie – beide aus dem Unterdorf und beide Zugezogene, die zum ersten Mal diesen besonderen Brauch miterlebten. Aus diesem Grund entschloss sich die «Meitligruppe» (eine Gruppe junger Unterdörf ler-Frauen), dass sie den Anzündern in diesem Jahr ausnahmsweise bei ihren Pflichten unter die Arme greifen. Dies beinhaltet hauptsächlich das Führen der Beiz auf dem Homberg. Die Oberdörfler hingegen machten sich nichts aus diesem anzünderlosen Jahr. «Bei uns läuft alles normal ab», so der Präsident der Oberen, Roger Schmid einen Tag vor dem Showdown. «Und auch das Corona kann uns nicht abhalten.»


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