Wenn sich der Boden ohne offensichtlichen Grund senkt
23.02.2020 Fricktal, NaturÜber die Entstehung von Dolinen
Im Norden des Kantons Aargau, auf den Hügeln des Jura entlang des Rheins befinden sich unzählige grössere und kleinere Löcher im Boden. Dies sind weder UFO-Landeplätze noch Meteoritenkrater – sondern sogenannte Dolinen. Auch im Fricktal gibt es solche Absenkungen.
Felix Mechelke*
Zur Vervollständigung des Geotop-Inventars wurden die Dolinen im Fricktal kartiert und dokumentiert und sind nun in den Kataster der schützenswerten geologischen Objekte aufgenommen worden. Doch was sind Dolinen überhaupt, wie entstehen sie und weshalb sind sie schützenswert?
Trichterförmige Absenkungen
Dolinen sind trichterförmige Absenkungen des Terrains und des Untergrundes. Sie entstehen durch Lösungsvorgänge löslicher Gesteine wie beispielsweise Kalk, Mergel, Gips und Steinsalz. Dabei infiltriert Grund- oder Oberflächenwasser das Gestein und löst dieses sehr langsam auf. Das Resultat ist eine Senke. Die entstandene Landschaftsform wird im Allgemeinen als Karst oder spezifisch als Doline bzw. Erdfall bezeichnet.
Die bisher grösste bekannte Doline des Kantons hat einen Durchmesser von 55 Metern und eine Tiefe von 12 Metern, viel häufiger sind jedoch kleinere, zum Teil kaum zugängliche Exemplare, versteckt im Unterholz der Wälder. Häufig treten Dolinen in f lachem Gelände auch als Versickerungsstellen von Oberflächenwasser auf. Die wohl prominentesten «Erdlöcher» sind die Helliker-Löcher an der nordwestlichen Kantonsgrenze.
Schützenswerte Löcher im Boden
Dolinen sind Landschaftsformen, die nur in Regionen mit bestimmter geologischer Beschaffenheit auftreten. Sie geben uns Informationen über den Untergrund, ohne dass dieser an der Oberfläche sichtbar ist. Gelegentlich erlauben sie sogar einen Blick auf das darunterliegende Gestein, wenn sie noch nicht zu stark überwachsen sind oder sich eine frische Abbruchkante gebildet hat. Dabei ist die freigelegte (aufgeschlossene) Gesteinsschicht nicht immer von Lösungsvorgängen betroffen, sondern kann sich zusammen mit der darunterliegenden verkarsteten Schicht abgesenkt haben.
Verwechslungsgefahr
Die Kartierung und Dokumentation der Dolinen zur Vervollständigung des Geotopinventars erfolgte hauptsächlich mithilfe eines digitalen Höhenmodells basierend auf LIDARDaten (Light Detection And Ranging). Dabei können anhand der Reliefschattierungen Senken ausfindig gemacht werden, die dann mit der Landkarte und der geologischen Karte abgeglichen wurden, um Verwechslungen mit Kiesgruben, Steinbrüchen oder anderem zu vermeiden. Die Senken wurden dann im Feld überprüft und, wenn sie als Dolinen identifiziert wurden, fotografiert und beschrieben. Für jede schützenswerte Einzeldoline, Dolinenreihe und jedes schützenswerte Dolinenfeld wurde ein Dossier angelegt, das eine kurze Beschreibung und Fotodokumentation enthält. Als schützenswert gilt ein Objekt, wenn es besonders gut erhalten ist, aussergewöhnliche Dimensionen aufweist oder Besonderheiten wie die lithologische Abfolge als freigelegtes Gestein oder ein Schluckloch (Versickerungsloch) besitzt.
Die aktuellsten Informationen zu Dolinen und anderen Geotopen (Findlinge, Aufschlüsse usw.) sind zugänglich unter: www.ag.ch/ geologie. Aktuell besteht das Geotop-Inventar aus etwa 130 Einträgen, 40 davon sind Dolinen.
* Artikel aus Umwelt Aargau