Ein starkes «Brandzeiche»
28.12.2019 FricktalAls «Underdogs», sogenannte Aussenseiter, sind sie zur Schweizermeisterschaft angetreten, jene der Grilleure. An dieser holten sich die vier Fricktaler und der Baselbieter, welche dem Herznacher Team «Brandzeiche» angehören, den Meistertitel; völlig unerwartet.
Bernadette Zaniolo
Das Rezept: Man nehme, zwei Herznacher (Sara Kaufmann/ früher Eiken und ihren Mann Stefan Spillmann), zwei Rheinfelder (Patricia Imoberdorf und ihren Mann Oliver) sowie einen Baselbieter (Sven Furrer aus Frenkendorf, Bruder von Patricia); und stelle ihnen das passende Grill-Equipment zur Verfügung. Dazu natürlich Fisch oder Fleisch (alles andere ist Beilage) und dann sind sie «brandgefährlich». Sogar für gestandene Köche. Ausser Stefan (37 Jahre), der gelernter Konditor-Confiseur ist, haben sie keinen Bezug zur Gastronomie. Patricia (34) ist Kauffrau, Sara (32) Marketingfachfrau, Oliver (37) Kältetechniker und Sven (29) Gebäudetechniker. Mit viel Fun, Humor und Kreativität und natürlich auch Disziplin hat das Team «Brandzeiche» an der Schweizer Team-BBQ-Meisterschaft der Swiss Barbecue Association (SBA) in Aarau den Meistertitel in der Kategorie «Profis» geholt (die NFZ berichtete). Nach fünf Menü-Durchgängen setzten sich die Fricktaler (ihre Gesamtpunktzahl 587,2) knapp mit 2,8 Punkten Vorsprung gegen die Zweitplatzierten Los Grillos aus Bremgarten durch. In dieser Kategorie kämpften 14 Teams um den Sieg. Das Herznacher Team gewann nicht nur die Gesamtwertung, sondern auch die Fun-Wertung; ein zweiter und dritter Platz resultierte beim Rind beziehungsweise Lamm.
Herzblut und «Fun»
Eine grosse Herausforderung ist jeweils die Zeit; punktgenau zur vollen Stunde muss ein Gang der Jury prä- sentiert werden. Damit alles klappt, braucht es wie beim Team-Sport einen Captain. Bei «Brandzeiche» ist dies Stefan Spillmann. «Er ist für die Motivation und Planung zuständig», sagt Patricia Imoberdorf schmunzelnd. Im Gespräch mit ihr und Sara Kaufmann wird schnell klar, dass das Team «Brandzeiche» sehr gut harmoniert. Sie grillieren und kochen mit Herzblut und noch mehr «Fun».
Wegen der Lockerheit und dem Spass während der Zubereitung der fünf Gänge «wurden wir von den echten Profis, wie Köchen belächelt», so Patricia Imoberdorf. Angesprochen darauf, ob sie mit dem Sieg gerechnet haben, sagt die Rheinfelderin: «Nein, überhaupt nicht». Auch Sara Kaufmann will es noch nicht recht glauben. «Es läuft bei mir noch wie in einem Film ab». Der Sieg und 3000 Franken Preisgeld sind die eine Seite des Erfolgs. Die andere: «Wir alle sind mega stolz», sagen die beiden stellvertretend fürs ganze Team.
Doch was hat sich seither für sie geändert, wollte die NFZ wissen, denn der Schweizermeistertitel liegt nun ein halbes Jahr zurück? «Nicht viel», sagen Kaufmann und Imoberdorf unisono. Aber Beachtung! Der Sieg wurde in der Coop-Zeitung publiziert und sogar von der Schweizer Zeitschrift für Ess- und Trinkkultur «Marmite» wurden sie gefragt, diesem zwei Rezepte zu liefern. Das waren jenes vom Maisbrot und Pulled Turkey.
«Ich bekomme jetzt noch Hühnerhaut», sagt Patricia Imoberdorf. Die Fricktaler sind tatsächlich für einen Moment in den Koch-Olymp vorgestossen. Ein Händeschütteln und Gratulationen gab es an der Siegerehrung auch von den Zweitplazierten.
Was aber machen die Mitglieder von «Brandzeiche» wenn nicht gerade, wie jetzt, Grillsaison ist? «Es läuft ganz normal», sagt Patricia Imoberdorf. Heisst, sie grillieren oder kochen wie in anderen Haushalten auch. Buchen kann man das Team nicht. Für Freunde machen sie jedoch, für spezielle Anlässe, schon mal eine Ausnahme. Die fünf Aktivmitglieder des Herznacher Vereins «Brandzeiche» (er hat auch zirka 20 Passivmitglieder) wissen, wie wichtig gute Freunde sind. «Ohne Sponsoren wäre die Teilnahme an einer Schweizermeisterschaft nicht möglich», betonen Sara und Patricia. Denn für die Vorbereitungen auf den Wettkampf braucht es unter anderem ein Trainingslokal. Das befindet sich im Oberkulm, wo ein Grillhändler sonst Kurse durchführt. Ein Transportunternehmen in Pratteln stellt jeweils einen Kleintransporter zur Verfügung. Unterstützung bekommen sie auch von einem Gewürz-Spezialisten aus Basel. «Das auffallende prägnante Logo des Teams hat meine Schwester Christine entworfen», sagt Sara. Sie ist freiberufliche Grafikerin und unterstützt das Herznacher Grillteam weiterhin bei der grafischen Umsetzung.
Die Vorbereitung
Eine Qualifikation für die Schweizermeisterschaft findet nicht statt. Zirka drei Monate vor der Meisterschaft erfolgt die Ausschreibung. So erfahren die Teilnehmer, was die Komponenten der Gänge sind. Bei der Bewertung wird unter anderem Bissfestigkeit, Geschmack und Aussehen benotet. Sobald die fünf Menüs und weitere Details klar sind, geht es ans Ideen sammeln. Und dann wird trainiert; sechs bis acht Mal kommen die «Brandzeiche»-Mitglieder zusammen und bereiten jeweils zwei Gänge zu. In weiteren ein bis zwei Trainings wird jeweils der ganze Fünfgänger zubereitet. Sara Kaufmann gehört der «Kreativabteilung» und «Dessert» an. Oliver Imoberdorf behält den Grill «im Auge», beziehungsweise ist für die richtige Betriebstemperatur zuständig und wo, was, wann und wie lange auf dem Grill sein darf.
«Amateur» oder «Profi»?
Die Idee, bei der Schweizermeisterschaft mitzumachen, kam von Sara Kaufmann und ihrem Mann. Zusammen hatten sie vor ein paar Jahren an der Europameisterschaft in Belgien, damals noch in einem anderen Team, mitgemacht. 2015 traten sie dann zum ersten Mal als «Brandzeiche» an der Schweizermeisterschaft an. In der Kategorie «Amateure», wo im Gegensatz zu den «Profis» ein Dreigänger zu meistern ist. Die Fricktaler schafften es gleich zwei Mal auf den dritten Platz; mit Sparerips und Dessert. Deshalb war für sie alle klar: künftig in der Kategorie «Profis» zu starten. Das nächste Mal am 5. und 6. September im Strickhof in Winterthur.
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