«YuMi‘s» sind im Anmarsch
07.11.2019 Fricktal, WirtschaftDas Fricktal ist generell ein guter Nährboden für die Wirtschaft. Dieses «Wirtschaft Spezial» beleuchtet Fragen zur Immobilienentwicklung, aktiven Gestaltung unseres Lebensraumes, des Recyclings, den Schwierigkeiten von Verkaufsgeschäften und dem Umgang mit Stress.
Walter Herzog
Doch beginnen wir mit einem anderen Thema: Wissen Sie, wer oder was «YuMi» ist? «YuMi» steht für «you and me – wir arbeiten zusammen». Nicht das Teamwork unter Menschen ist dabei gemeint, sondern ein innovativer Zweiarm-Roboter mit einzigartigen Funktionalitäten, die viele neue Automatisierungsmöglichkeiten bieten. Der Roboter wurde für eine neue Ära der Automatisierung entwickelt, in der Mensch und Roboter Hand in Hand an einer Aufgabe arbeiten, zum Beispiel bei der Kleinteilmontage. «YuMi» wurde von der ABB entwickelt als Vision der Zukunft. Eines ist gewiss, «YuMi» und seine Nachkommen werden viele Prozesse nachhaltig verändern. Der «YuMi» ist heute jedoch nicht mehr nur Zukunftsmusik, denn der erste ist bereits im Fricktal angekommen. Er ist seit ein paar Monaten bei der Roche in Kaiseraugst in Betrieb. Zusammen mit 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – seinen Kollegen sozusagen – arbeitet er produktiv.
Die Digitalisierung und die Technik erlauben immer weitergehende Anwendungen. Wenn wir uns umsehen, sind bereits viele Maschinen im Einsatz, die mehr oder weniger intelligent unterwegs sind. Sei es als einfache Staubsaug- oder Rasen-Roboter zu Hause oder als hochpräzise ferngesteuerte Drohnen. Einsetzbar für den friedlichen Paketdienst oder aber auch als gefährliche Waffe in Kriegsgebieten.
Wenn wir es wagen, einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft zu richten, können wir uns auch vorstellen, dass die Autos keine Fahrer mehr benötigen, also selbstfahrend sein werden und auf Bestellung zu Hause vorfahren. Im Pflegebereich, welcher besonders Personal intensiv ist, zeigt beispielsweise Japan, wie die Digitalisierung genutzt werden kann – oder sogar genutzt werden muss. Denn weil dort die Bevölkerung abnimmt, sind Personalressourcen Mangelware. Bereits heute sind über ein Viertel der Japaner über 65 Jahre alt – Tendenz steigend. Im nächsten Jahr sollen daher bereits über 300 000 Pflegekräfte fehlen. Daher setzt das Land auf künstliche Intelligenz und Roboter in der Pflege der älteren Generation. In Japans Alters- und Pflegeheimen kommen bereits heute Tausende Roboter zum Einsatz: Geh- und Aufsteh-Assistenten, künstliche Robben zum Streicheln sowie auch futuristische Gehhilfen, die Senioren und Geh-Behinderten zu mehr Bewegung verhelfen. Was bedeutet dies für uns? Eine Studie der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) prophezeit, dass in 20 Jahren gegen 20 Prozent der Arbeitsplätze in Industrieländern von Robotern oder intelligenten Programmen ausgefüllt werden. Doch funktioniert dies nicht nur als künstlicher Fabrikmonteur, sondern auch als Pflegeroboter? Wo der Roboter kein Werkstück, sondern einen Menschen mit Gefühlen und individuellen Ansprüchen vor sich hat?
Die Zukunft wird es weisen
Gewiss ist, dass grundsätzlich jene Jobs, welche einfacher automatisiert werden können, stärker von dieser Entwicklung betroffen sein werden, als jene mit komplexeren und wechselnden Aufgabenstellungen. Was bedeutet dies für den Menschen als Arbeitnehmer? Stetige Weiterbildung ist und bleibt bestimmt eine gute Investition. Zudem, in Bezug auf den gesunden Menschenverstand und die Sozialkompetenz dürften wir Menschen den Robotern noch lange überlegen sein. Diesen Vorteil gilt es unbedingt auszuspielen und beides intensiver als heute üblich einzusetzen. Denn bei Investitionskosten von lediglich rund 70 000 Franken für einen «YuMi» ist dieser ein äusserst konkurrenzfähiger «Mitarbeiter». Insbesondere, wenn man daran denkt, dass dieser sehr genügsam ist, keinen Lohn und auch keine Ferien benötigt!
Weitere «YuMi‘s» werden kommen, dies ist gewiss. Es liegt in unseren Händen, sie sinnvoll einzusetzen. Aber auch, uns selber ständig weiterzubilden.