«Diese Durststrecke muss das BZF überstehen»
05.11.2019 FricktalAuf das Schuljahr 2020/21 verliert das Berufsbildungszentrum Fricktal die gewerblich-industriellen Berufe. Der Fricktaler Grossrat Alfons Kaufmann und Franco Mazzi, Präsident des Schulvorstands, glauben aber an die Zukunft des BZF.
Valentin Zumsteg
«Für die Lehrer, die gehen müssen, tut es mir sehr leid», erklärt der Wallbacher CVP-Grossrat Alfons Kaufmann. Die NFZ hatte letzte Woche berichtet, dass das Berufsbildungszentrum Fricktal (BZF) in Rheinfelden auf das neue Schuljahr 2020/21 rund 400 Lernende verlieren wird. Aktuell zählt das BZF noch 670 Schüler, ab dem nächsten August dürften es rund 250 bis 270 sein. Dies hat zur Folge, dass sich die Schule von 20 der heute 34 Lehrerpersonen trennen muss. Grund ist die Reform in der Aargauer Berufsbildung. Dadurch verliert die Fricktaler Schule die gewerblichindustriellen Berufe. Das BZF wird künftig nur noch die Ausbildung im Bereich KV (mit Berufsmatur) und Detailhandel anbieten können.
Viele Gesundheitsbetriebe
Trotz dieser Entwicklung ist Alfons Kaufmann, Mitglied der grossrätlichen Kommission Bildung, Kultur und Sport, zuversichtlich. «Das BZF muss diese Durststrecke überstehen. Ich bin optimistisch, dass sich das Fricktal zu einem zweiten wichtigen Kompetenzzentrum der Gesundheitsberufe entwickeln wird. Wir haben hier so viele Betriebe im Gesundheitsbereich, dass sich dies anbietet», erklärt er. Auf das neue Schuljahr wird Rheinfelden zu einem Aussenstandort des Brugger Kompetenzzentrums für Gesundheit und Betreuung. BZF-Rektor Hans Marthaler geht davon aus, dass so rund 150 zusätzliche Auszubildende nach Rheinfelden kommen werden. Allerdings wird für sie das Brugger Kompetenzzentrum zuständig sein – es bringt auch die Fachlehrer mit.
«Gesundheit und Betreuung wird weiter wachsen»
Alfons Kaufmann glaubt aber, dass der Standort Rheinfelden über Trümpfe für ein Wachstum in diesem Bereich verfügt. So gibt es im neuen Schulhaus, welches das BZF Anfang Jahr bezogen hat, noch genügend Platz. «Es macht keinen Sinn, irgendwo anders im Kanton neue Kapazitäten aufzubauen.» Zudem bilden die Fricktaler Gesundheitsbetriebe viele Lernende aus. «Das Segment Gesundheit und Betreuung wird weiter wachsen», sagt Kaufmann. Er glaubt auch, dass der KV-Bereich wegen der grösseren Jahrgänge in den kommenden Jahren zulegen wird. Von einem «Sterben auf Raten» will er nichts wissen. «Wir dürfen nicht resignieren, sondern müssen uns für die Schule stark machen», sagt Kaufmann. Hier sei das ganze Fricktal gefragt.
Gleicher Meinung ist Franco Mazzi, Stadtammann von Rheinfelden und Präsident des BZF-Schulvorstands: «Gut ist für die Schule, wenn möglichst viele Fricktaler Ausbildungsbetriebe Lehrstellen in den Bereichen KV, Detailhandel oder Gesundheit anbieten und diese Stellen besetzt werden können. Das sind heute schon zahlenmässig die drei wichtigsten Ausbildungsrichtungen im Fricktal.» Wie er weiter ausführt, widmet sich eine Arbeitsgruppe aus Schulvorstand, Schulleitung und Verwaltung der wirtschaftlichen und pädagogischen Zukunft des BZF.