«Ich sehe mich als Macherin»
13.10.2019 FricktalNFZ-Wahlserie: Fricktaler Nationalratskandidatinnen im Interview
Das Fricktal könnte eine Vorbildregion im Bereich Innovation werden, findet Béa Bieber. Die 59-jährige Projektleiterin aus Rheinfelden kandidiert für die Grünliberalen.
Valentin Zumsteg
NFZ: Frau Bieber, wieso kandidieren Sie für den Nationalrat?
Béa Bieber: Nach 20 Jahren Exekutiverfahrung und verschiedenen politischen Aufgaben auf kantonaler Ebene in der glp ist dieser Wunsch der nächste Schritt. Ich sehe mich als Brückenbauerin, Macherin und möchte mich gerne auf nationaler Ebene für tragfähige Lösungen für die Region und unser Land einbringen.
Wie wollen Sie sich für die Region einsetzen?
Das Fricktal hat nach wie vor grosses wirtschaftliches Potential, die Qualitäten des Fricktals (Landschaft, Natur) müssen jedoch auch geschützt und gestärkt werden. Das Fricktal könnte eine Vorbildregion im Bereich Innnovation werden. Mit meinem grossen Netzwerk im Kanton und in der Region kann ich mich unter anderem auch dafür in Bern stark machen.
Was halten Sie vom Rahmenabkommen Schweiz-EU?
Für die Schweiz sind gute und griffige Verträge mit der EU von grösster Wichtigkeit und unerlässlich. Wir wollen in ganz Europa gleichberechtigt am Wirtschaftsleben teilhaben und Bildung erwerben können. Und wir wollen, dass Güter und Dienstleistungen innerhalb Europas ohne Hürden gehandelt und bewegt werden können.
Braucht die Schweiz neue Kampfjets?
Ja, die F/A-18 kommen 2030 ans Nutzungsende (die Tiger sind schon dort). Eine Beschaffung ist im Rahmen des ordentlichen Budgets zusammen mit BodLuv vorzusehen. Typ: Ein Flugzeug, das fliegt (kein «Papierflieger» wie der Gripen). Ich sage immer: Eine glaubwürdige Luftwaffe, die robust den Luftpolizeidienst versehen kann und zwar 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr – nicht wie heute nur zu Bürozeiten.
Der menschengemachte Klimawandel ist ein viel diskutiertes Thema. Sollen das Autofahren und das Fliegen teurer werden?
Ja, weil bei vielen Menschen Entscheide aktuell noch übers Portemonnaie gehen. Die Bahn hat es preislich im Vergleich zum Fliegen schwer. Flugtickets sollten teurer werden; innerhalb Europas mit dem Zug zu reisen, muss attraktiver werden. Auch eine leichte Erhöhung des Benzinpreises kann ich mir vorstellen, um den Individualverkehr etwas zu kanalisieren. Wir brauchen Verkehrsmanagementsysteme, moderne Arbeitsmodelle etc. Verkehr sollte eher vermieden werden, Velo-, ÖV- und Fussverkehr müssen attraktiver werden.
Sind Sie für eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters?
Jein. Ja, weil wir immer älter werden und in der Regel länger gesünder bleiben (bestimmte Berufsgruppen z.B. Baubranche sind hier ausgenommen). Ein flexibles Rentenalter ist anzustreben, das Rentenalter für beide Geschlechter ist anzugleichen. Wer länger arbeitet, erhält mehr Rente, wer früher aufhört, weniger. Nein, weil es für Menschen über 55 fast unmöglich ist, im Arbeitsmarkt nochmals Fuss zu fassen, wenn sie eine neue Stelle suchen. Oft trennen sich auch Betriebe von älteren Mitarbeitenden, um sie durch günstige Jüngere zu ersetzen. Die Erhöhung des Rentenalters macht also nur Sinn, wenn Menschen über 55 reelle Chancen erhalten, wirklich bis zum Erreichen des Rentenalters zu arbeiten. Hier ist die Politik gefragt.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese gleich zwei Bücher: «Artgerecht – 13 Thesen zur Zukunft des Homo Sapiens» von Dr. Markus Strauss und «Mit Ernährung heilen» von Prof. Dr. Andreas Michalsen.
Zum Schluss: Was wollten Sie den Fricktalern schon immer mal sagen?
Wir leben in einer wirklich wunderbaren Gegend. Dafür sollten wir dankbar sein und unsere Region schützen und weiterentwickeln. Von aktuell 55 Fricktaler Nationalrats-Kandidierenden sind nur 18 Frauen. Ich bin sicher, dass es im Fricktal mehr dafür fähige Frauen gäbe. Mein Aufruf also: Wählt Frauen! Dies wäre ein Zeichen, damit bei den Wahlen in vier Jahren die Bilanz etwas besser ausfallen kann.