Daheim am Rhein

  28.09.2019 Rheinfelden

Wallbach liegt friedlich am Rhein, etwas abgelegen, aber für die Einwohner zentral genug. Unterwegs mit den zwei «Pontis» Liza Kaufmann und Severin Guarda durch ihre Heimat, schwärmen sie vom guten Dorfzusammenhalt, wie man sich gegenseitig hilft und füreinander da ist. Sie sind froh, in diesem Dorf daheim zu sein. (mih)


«Hier ist meine Heimat»

Mit zwei «Pontis» unterwegs durch ihr Wallbach

Das friedliche Dorf am Wasser sei nicht nur sportlich, sondern auch landschaftlich attraktiv, finden Liza Kaufmann und Severin Guarda.

Miriam Häusler

Im «Fabriggli», einem Restaurant in Wallbach, treffe ich auf Liza Kaufmann (18) und Severin Guarda (26). Von unserem Platz aus sehen wir direkt auf den Rhein. Die Sonne spiegelt sich im Wasser und die Blätter über unseren Köpfen rauschen leise im Wind. Ein idyllisches Fleckchen. Liza und Severin sind beide in Wallbach gross geworden und es gefällt ihnen hier. «Ich schätze es sehr, auf dem Land aufgewachsen zu sein. Wallbach ist nicht zu klein, aber auch nicht zu gross. Man kennt, grüsst und hilft sich gegenseitig, hat aber auch noch etwas Anonymität. Ausserdem haben wir einen sehr guten Dorfzusammenhalt», sagt Liza. «Ja, so ist es», stimmt Severin ihr zu: «Wallbach ist toll und mir gefällt es hier. Es ist eine gute Mischung zwischen abgelegen und zentral. Es führt keine Hauptstrasse durch unser Dorf. Ausserdem hören wir den Zug nicht. Trotzdem sind wir zentral und haben Autobahn und Zug in der Nähe, mit dem Bahnhof in Mumpf. Nach Basel haben wir etwa zwanzig Minuten mit dem Auto. Wir können wirklich nicht klagen.» Liza fügt an: «Wenn man nicht bewusst nach Wallbach abbiegt, dann kommt man auch nicht zu uns, sondern fährt auf der Hauptstrasse oberhalb vorbei. Wir sind hier etwas versteckt.»

Pontoniere gehören zu Wallbach
Nachdem wir unsere Gläser ausgetrunken haben, machen wir uns auf den Weg und gehen ein Stück dem Rhein entlang. Über uns Bäume, links von uns der Rhein. Man könnte meinen, wir seien in den Ferien.

Severin und Liza kennen sich aus dem Pontonierverein. «Ich bin bei den Jungpontonieren und Severin ist unser Leiter. So haben wir uns eigentlich kennengelernt», erzählt Liza. «Wallbach ohne Pontoniere kann ich mir nicht vorstellen. Wir wachsen hier mit dieser Sportart auf, es gehört einfach dazu», so Severin.

Wir gehen weiter und passieren den ersten Hotspot von Wallbach. Ein hölzerner Turm, der im Rhein steht. «Im Sommer», erzählt Severin, «ist hier die ganze Wiese entlang des Rheins voll mit Badetüchern, Musik und fröhlichen Menschen. Die Leute schwimmen im Rhein und benützen den Hotspot als Sprungturm. Man merkt schnell, wer von Wallbach und wer auswärtig ist. Schon an der Art, wie sie im Wasser schwimmen, oder mit was für einer Ausrüstung sie kommen. Das Rheinschwimmen ist nicht ganz ohne Gefahren und eine gewisse Vorsicht ist wichtig. Für uns aus Wallbach ist das normal. Wir sind jährlich mindestens zwei bis drei Mal im Rhein. Seit frühster Kindheit lernen wir, wie man im Rhein sicher zu schwimmen hat.» Liza fügt an: «Weiter unten im Dorf hat es einen öffentlichen Badeplatz mit Volleynetz. Dort hat es im Sommer auch sehr viele Leute, die sich zum Baden und Grillieren treffen.»

Alt und Jung nebeneinander
Wir verlassen den Rheinweg und machen einen kurzen Abstecher zu Severin nach Hause. Dort schnappen wir uns Fahrräder, damit wir schneller vorankommen. Unser nächstes Ziel ist der Dorfkern. «Auch wenn Wallbach etwas in die Länge gezogen ist, hat es einen Mittelpunkt», stellt Liza fest, während wir losfahren. «Bei uns wird auch viel gebaut, aber ich würde sagen, es ist noch in einem gesunden Mass. Ausserdem versucht man das Dorfbild zu wahren, indem man die alten Häuser stehen lässt und sie nur innen renoviert. Im Dorfkern ist der Volg, mit der Post darin. Dieser ist ein zentraler Punkt in Wallbach und wird rege genutzt», sagt Liza.

Gegenüber vom Volg hat es eine Bushaltestelle, einen Spielplatz und diverse neue Alterswohnungen. «Früher», meldet sich Severin zu Wort, «stand der Spielplatz an der Stelle, wo jetzt die Alterswohnungen sind. Für alle war aber klar, dass es im Dorfzentrum weiterhin einen Spielplatz braucht und so steht er nun ein paar Meter weiter links.» Die Alterswohnungen seien sehr attraktiv für die älteren Einwohner von Wallbach. «Wenn man älter wird, aber nicht aus Wallbach raus möchte, kann man hier einziehen. Vor der Türe hat es die Bushaltestelle und zum Volg sind es auch nur einige Meter. Wenn die Enkel zu Besuch kommen, dann können sie nebenan den Spielplatz mit den Grosseltern besuchen. So haben wir auch ältere Leute wieder ins Boot holen können», erklärt Severin stolz.

Im Dorf lebt es sich gut
Wo die beiden später einmal wohnen wollen, wissen sie noch nicht so genau. «Vielleicht», überlegt Liza, «werde ich zwischendurch einmal in der Stadt leben, man weiss ja nie. Das ist alles noch etwas weit weg. Für meine Kinder wünsche ich mir aber auf jeden Fall, dass sie in einem Dorf aufwachsen können.» Severins Meinung dazu ist schon etwas präziser: «Ich sehe den Vorteil einer Stadt gar nicht mehr. Man kann in einem Dorf genau so gut, wenn nicht noch besser, leben. Fakt ist, ich brauche Wasser. Damit meine ich nicht einen kleinen Bach, sondern einen Fluss oder auch einen See. Ganz weg von Wallbach zu gehen, das brauche ich irgendwie nicht. Hier ist meine Heimat und auch mein ‹Ponti›-Verein. Schon allein deswegen und wegen meiner Familie müsste ich immer wieder zurückkommen.»

Von einem Spielplatz fahren wir weiter zum nächsten. Angekommen bei der Schule, legen wir unsere Fahrräder hin. Hier sind Severin und Liza in die Primarschule gegangen. Sie erinnern sich an das alljährliche Highlight: das Skilager. «Mit allen Freunden zusammen in ein Lager zu gehen, war schon immer eines der Highlights. Ausserdem war dieses Lager zwar von der Schule organisiert, hatte aber nichts mit Schule zu tun. Jedes Jahr haben wir uns darauf gefreut und die Plätze wurden auch immer zahlreich belegt», erinnern sich die beiden an die guten alten Zeiten.

Eine moderne Schule
«Unsere Schule ist sehr modern und gross. Den Kindergarten hat man jetzt auch in die Schule verschoben, so ist alles am gleichen Ort. Ich finde es sehr wichtig und schön, dass die Kinder hier eine so moderne und gute Schule besuchen können. Gerade mir ist das natürlich sehr wichtig», erklärt Severin, der von Beruf Primarschullehrer ist. «Ausserdem hat die Schule eine Doppelturnhalle, was nicht selbstverständlich ist für ein Dorf mit nur etwa 1800 Einwohnern. Praktisch ist es aber auf jeden Fall. Wir haben so viele Vereine, die alle eine Halle brauchen, da lohnt sich eine so grosse Halle», ist Severin überzeugt. Nachdem wir einige Fotos geknipst haben, fahren wir weiter zum Fussballplatz. Auf dem Weg erzählen mir die beiden vom Vereinsleben in Wallbach. «Wir haben hier ein sehr gutes Vereinsleben und viele Vereine, wie die Jugi, Pontoniere, TV, Pfadi, FC oder die Schützen. Untereinander verstehen wir uns sehr gut. Jeder Verein hat seine Feste und die anderen gönnen ihnen das. So zum Beispiel das Fischessen, den Lottomatch, das ‹Grümpeli› oder den Weihnachtsmarkt. Es ist wichtig, in einem Verein zu sein. So hat man Kontakt zu den anderen und kann sich am Dorfdasein beteiligen», sagt Severin.

Liza meint: «Wie man sieht, ist bei uns immer irgendetwas los. Das Schöne an unseren Festen sind die lockere und gute Stimmung sowie das gemütliche Beisammensein. So freut man sich auch immer sehr, an diese Feste zu gehen und viele Wallbacher anzutreffen.»

Fussball und Gemeinschaft
Beim Fussballplatz angekommen, spürt man, wie wohl sich Severin hier fühlt. Er ist Fussball-Schiri und kennt sich bestens aus: «Der FC ist für Wallbach schon wichtig. Wir haben eine Mannschaft in der zweiten Liga und sind stolz darauf. Der Fussballplatz wird aber auch für andere Anlässe als Fussball genutzt, da er eine grosse Fläche zur Verfügung stellt. An Fussballspielen sind hier oben viele Familien und Freunde anzutreffen, um die Mannschaft anzufeuern.» Auch Liza geht gerne immer wieder an einen Match: «Ich mag Fussball sehr, doch das Gesellige steht im Vordergrund. Ausserdem ist es etwas anderes, wenn man Spieler persönlich kennt, dann reisst es einen sowieso mehr mit.»

Wir kommen auf die Jugendlichen in Wallbach zu sprechen. Ein Mangel an Ausgangsmöglichkeiten ist spürbar. «Für Jugendliche gibt es im Dorf selber eigentlich keine Möglichkeit, in den Ausgang zu gehen. Im Sommer ist man abends am Rhein. Sonst hat es nur die Vereine, die man besuchen kann», sagt Severin. Liza meint: «Wir sind hier sehr nach Basel orientiert. Wenn man in den Ausgang möchte, dann nach Basel. Unsere ÖV-Verbindungen sind zu Stosszeiten wirklich gut, aber sonst lassen sie zu wünschen übrig. Wir haben aber natürlich immer die Möglichkeit, dass wir in Mumpf aussteigen und von dort nach Wallbach gehen, das dauert nicht lange. Dann sind unsere Verbindungen besser.»

Deutsche Nachbarn
Unser letztes Ziel führt uns weiter nach oben zu einem Rebhäuschen, welches Severins Familie gehört. «Von hier oben hat man einfach eine wunderbare Aussicht auf ganz Wallbach und den Rhein. Auf der anderen Seite des Rheins, etwas flussaufwärts, ist Bad Säckingen. Mit den Leuten dort haben wir ein gutes Verhältnis. Im Sommer sieht man viele Wallbacher Eis essen, einkaufen und flanieren. Für uns ist das nicht mehr das Ausland, es sind einfach unsere Nachbarn.» Noch ein letztes Mal schauen wir uns das schöne Panorama an, bevor wir unsere Velos satteln und zurück ins Dorf düsen. Der Wind weht uns durch die Haare, die Sonne scheint in unsere Gesichter und die Häuser und Felder ziehen an uns vorbei.

 


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