Historischer Schützen wird grundlegend erneuert
09.08.2019 RheinfeldenInvestitionsvolumen von 18 Millionen Franken
Der Schützen in Rheinfelden ist ein geschichtsträchtiges Gebäude. In den kommenden eineinhalb Jahren wird es für 18 Millionen Franken totalsaniert.
Valentin Zumsteg
Es ist ein umfassendes Werk, das Chris Leemann präsentieren kann. In einem Buch mit über 220 Seiten hat der Vizepräsident des Verwaltungsrates der Schützen Rheinfelden Immobilien AG die Geschichte des Schützen zusammengetragen und dokumentiert. «Schützenhaus, Hotel Soolbad und Klinik im Hotel – Die Bau-Stelle Schützen», heisst das Buch, das kürzlich an alle Aktionäre verteilt wurde. Darin ist unter anderem zu entnehmen, dass dort, wo sich heute das Hotel und die Klinik Schützen befinden, früher tatsächlich ein Schützenhaus mit Gaststube stand.
Die ersten Toiletten mit Wasserspülung
Aus diesen Anfängen, die gemäss Chris Leemann bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, haben sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte das heutige Gebäude und der Betrieb entwickelt. Immer wieder wurde erweitert und ausgebaut. Zum Beispiel 1891/92: Damals wurde die «Dépendance Beausite» gebaut. Zwischen Hotelgebäude und Stadtmauer entstand ein Verbindungsbau. Darin fanden sich die in Rheinfelden ersten Toiletten mit Wasserspülung. «Die Stadtmauer geht heute noch durch unsere Küche», erzählt Chris Leemann.
Er hat bei seinen Recherchen zur Geschichte des Gebäudes auch Erstaunliches herausgefunden: «1957 entstand die Projektidee für den Bau eines Sole-Schwimmbades mit Verkehrsbüro, Gymnastik- und Therapieräumen im Hotelpark im Schützengraben. Das Projekt sollte mit den anderen Hotels umgesetzt werden, doch dagegen gab es Opposition. Später wurde eine ähnliche Idee mit dem Kurzentrum Rheinfelden an einem anderen Standort umgesetzt», schildert Leemann. Diese Episode sei wohl vielen Rheinfeldern nicht mehr bekannt.
«Auf Kundenwünsche und Trends reagieren»
Die Geschichte des Schützens ist eine Baugeschichte – und sie geht in diesem Stil weiter. Denn die Schützen Rheinfelden Immobilien AG steht vor der grössten Investition in ihrer Geschichte. Für rund 18 Millionen Franken soll das Gebäude, das insgesamt über 200 Räume umfasst, saniert werden. «Hotel- und Klinikbauten bedürfen einer periodischen Erneuerung. Sie müssen auf Kundenwünsche und Trends reagieren. Die Häuser müssen immer wieder den neuen Bedürfnissen angepasst werden», betont Leemann. Das gesamte Gebäude wird derzeit leergeräumt. Zwei klinische Abteilungen sind bereits ins Hotel Schiff, das ebenfalls zur Schützen-Gruppe gehört, umgezogen.
Die Dokumentation, die Leemann mit dem Buch geschaffen hat, diente bei der Planung der Sanierung quasi als Fundament, denn sie macht die Baugeschichte nachvollziehbar. «Früher war der Schützen ein Saisonbetrieb, der von November bis zirka April geschlossen blieb. Seit den 1960er-Jahren wird das Gebäude während des ganzen Jahres genutzt und beansprucht. Dank der Klinik liegt heute die Belegung fast permanent bei knapp 100 Prozent», so Leemann.
«Beträchtliche Eingriffstiefe»
Der gesamte Gebäudekomplex verfügt über eine Nutzfläche von 5450 Quadratmetern. «Die Hotel- und Klinik-Zimmer sind klein und müssen den zukünftigen Anforderungen der Gäste eines Dreisternhotels respektive einer Privatklinik genügen. Deshalb werden sie in allen Teilen erneuert», so Leemann. Auch die gesamte Haustechnik wird auf den neusten Stand gebracht und das Gebäude an die Fernwärme angeschlossen. «Die Eingriffstiefe in die historische Bausubstanz ist erheblich», so Leemann. An der Fassade wird hingegen nichts geändert. Von aussen werden die Veränderungen also kaum wahrgenommen werden können. Auch im Inneren sei es das Ziel, die Qualität des historischen Gebäudes zu erhalten und zu stärken. «Mit der Sanierung des benachbarten Elsässerhofes haben wir in den vergangenen Jahren bewiesen, dass wir das können», betont Leemann.
Bis im Januar 2021 sollen die Arbeiten, die nächste Woche beginnen, abgeschlossen sein. Das Restaurant bleibt während der ganzen Bauzeit geöffnet. Chris Leemann ist überzeugt, dass der Schützen nach der Erneuerung wieder im alten Glanz erstrahlen und gerüstet für die künftigen Entwicklungen sein wird.