Zoff um das Recycling im Fricktal
25.07.2019 Fricktal, WirtschaftIm Fricktal ist ein Streit um das Recyceln von Wertstoffen entbrannt. Eine private Firma bietet seit kurzem an, gegen Gebühr das Material bei den Haushalten abzuholen. Der Gemeindeverband Abfallbewirtschaftung unteres Fricktal hat daran keine Freude.
Valentin Zumsteg
«Fertig geschleppt. Alles in den Pinkbag und wir erledigen den Rest», mit diesem Slogan wirbt die Firma NTPK Umweltservice GmbH aus Zofingen für ihre Dienstleistung. Einen entsprechenden Flyer haben viele Fricktaler kürzlich in ihrem Briefkasten gefunden. Die Idee dahinter: Die Haushalte können Glas, PET-Flaschen, Kaffeekapseln, Batterien, Papier und vieles mehr, was sich recyceln lässt, gemischt in einen Sack – eben den Pinkbag – stopfen und dieser wird einmal pro Monat abgeholt. Der Service kostet 19,50 Franken monatlich – darin inbegriffen sind vier Säcke. Nicht mitgenommen wird der normale Kehricht.
Kanton ist aktiv geworden
Gar keine Freude an diesem Angebot haben die Verantwortlichen des Gemeindeverbands Abfallbewirtschaftung (GAF) unteres Fricktal. «Das ist illegal. Um solches Material einzusammeln, braucht es die Bewilligungen der Gemeinden. Diese haben uns mit der Kehrichtentsorgung und der Wertstoff-Sammlung beauftragt», sagt Verbandspräsidentin Gisela Taufer gegenüber der NFZ. Der GAF sei von verschiedenen Privatpersonen auf den Flyer aufmerksam gemacht worden, führt sie weiter aus. Daraufhin habe man sich mit dem Kanton in Verbindung gesetzt.
Das bestätigt David Schönbächler, Teamleiter Abfallwirtschaft beim Kanton Aargau. «Die Gemeinden haben das Entsorgungsmonopol für die Siedlungsabfälle. Das bedeutet, dass die Gemeinde einer privaten Organisation die Zustimmung erteilen muss, damit diese Siedlungsabfälle annehmen und entsorgen darf. Ohne schriftliche Zustimmung des Gemeinderates ist dies nicht gestattet», so Schönbächler. Dies hat der Kanton der Firma NTPK Umweltservice GmbH kürzlich in einem Brief mitgeteilt.
«Wir bewegen uns in einem Graubereich»
Dort nimmt man die Kritik gelassen: «Es gibt ein paar wenige Gemeinden und den GAF, die zickig tun. Sie merken, dass sich das nicht verhindern lässt», erklärt David Gloor, Geschäftsführer der NTPK, auf Anfrage. «Ist das Recycling-Material tatsächlich Abfall oder handelt es sich dabei um Wertstoffe? Das ist die Frage. Wir bewegen uns in einem Graubereich», so Gloor. Bisher habe man bei den Gemeinden keine Bewilligungen beantragt; das komme vielleicht später noch. «Unsere Dienstleistung entspricht einem Bedürfnis», ist er überzeugt. Laut seinen Angaben nutzen in den Bezirken Rheinfelden und Laufenburg rund 200 Kunden den Service, der erst seit kurzem angeboten wird. Wie er weiter schildert, werden die Säcke nach dem Einsammeln nach Zofingen transportiert und dort sortiert. «Danach geht das Material in Grosscontainern direkt in die Verwertungsanlagen.» In der Deutschschweiz werde der Pinkbag – es handelt sich dabei um ein Franchise-System – bereits in sehr vielen Gemeinden angeboten. Sein Unternehmen habe mehrere Tausend Kunden.