Fricktaler Bibliothekarinnen empfehlen
28.06.2019 FricktalErna Kym
Bibliothek Wallbach
Lukas Hartmann
Der Sänger
Die wahre Geschichte einer der schönsten Stimmen des 20. Jahrhunderts. Im September 1942 sitzt der ruhmreiche Tenor Joseph Schmidt, Liebling der Frauen, Sohn orthodoxer Juden und schwer krank, im Wagen eines Schleppers, der ihn aus Vichy-Frankreich über die Schweizer Grenze bringen soll. Seine Odyssee führte ihn von Berlin – wo er von Tausenden bejubelt wurde, obwohl draussen bereits die Hakenkreuzfahnen hingen – über Wien und Brüssel, bis nach Südfrankreich, den Nazis immer ein paar Monate voraus. Doch die Schergen kamen näher und näher. Wunderdinge hatte er gehört vom Kleinstaat Schweiz, der eingekesselt war von Nazis und Faschisten und der doch bisher, unter Entbehrungen, seine Unabhängigkeit gewahrt hatte. Dabei wusste er, dass man inzwischen die verfolgten Juden mit allen Mitteln davon abhielt, die Grenze zu überqueren.
Der hervorragend recherchierte Roman gewährt einen Blick auf die Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs und die damalige Flüchtlingspolitik.
Juli Zeh
Neujahr
Eigentlich ist alles in bester Ordnung bei Henning. Er hat zwei gesunde Kinder, einen passablen Job und praktiziert mit seiner Frau Theresa ein modernes und aufgeklärtes Familienmodell. Aber er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung und leidet seit der Geburt seiner Tochter unter Angstzuständen und Panikattacken. Beim Familienurlaub in Lanzarote kommen Erinnerungen an etwas Schreckliches aus seiner Kindheit hoch und er begreift, dass dieser Albtraum ihn schon zeit seines Lebens verfolgt. Noch einmal erlebt er, was ihn damals fast das Leben gekostet hätte und ihn bis heute unbewusst geprägt hat.
Ein Roman, den man in einem Zug liest, stellenweise mit angehaltenem Atem, intensiv, beklemmend und mit einem Spannungsbogen, der bis zuletzt anhält.
Vincenzo Todisco
Das Eidechsenkind
In Italien bei der Nonna ist er daheim, rennt wie alle Kinder dem Ball hinterher und geniesst seine Freiheit. Im Gastland Schweiz geht der Vater Tag für Tag auf den Bau und die Mutter arbeitet in der Fabrik. Der Junge muss sich jedoch verstecken und darf die Wohnung nicht verlassen, denn eigentlich dürfte er gar nicht hier sein.
Aus der Sicht des Kindes erzählt der Autor das traurige Schicksal eines Jungen, der in den sechziger Jahren mit italienischen Gastarbeitern in die Schweiz kam.
«Fricktaler Bibliothekarinnen empfehlen» erscheint immer am letzten Freitag des Monats.