Dieser Spinner ist gefährlich

  03.06.2019 Fricktal

In Wald und Gärten sind zu dieser Jahreszeit Gespinste der unterschiedlichsten Insektenarten zu entdecken. Von einer Raupenart geht für die Menschen eine Gefahr aus. Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der im ausgewachsenen Zustand für Mensch und Tier harmlos ist. Seine Raupen entwickeln aber zum Schutz vor Fressfeinden feine Haare, die allergische Reaktionen auslösen können.

Adrian Bertschi

Die mit Brennhaaren versehenen Raupen des Eichenprozessionsspinners bauen ihre grossen Gespinstnester ausschliesslich an Stämmen und dicken Ästen der Eichen. Da heisst es aufpassen, dass man nicht mit den Brennhaaren der Raupen in Berührung kommt. Alle anderen Gespinste, die derzeit in Wäldern und Gärten angetroffen werden, sind für Mensch und Tier unbedenklich.

Lebensweise der Raupen
Gespinst und Raupen des Eichenprozessionsspinners sind gut zu erkennen. Die Raupen bevorzugen frei stehende oder gut besonnte Eichen. Sie sind darum vor allem am Waldrand oder in Pärken, Schwimmbädern und Gärten anzutreffen. Die Raupen leben gesellig und gehen in Gruppen von 20 bis 30 Individuen auf Nahrungssuche. Am liebsten fressen sie nachts von den frisch ausgetriebenen, jungen Eichenblättern. Tagsüber kehren sie in ihre Gespinstnester zurück.

Die Raupen leben von Anfang Mai bis Juli auf den Eichen, danach verpuppen sie sich in den Nestern. Drei bis fünf Wochen später schlüpft der Falter. Es ist ein unscheinbarer Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von 25 bis 30 Millimetern. Die Nester bleiben nach dem Schlupf der Falter als feste Gebilde erhalten, die Brennhaare darin behalten ihre allergische Wirkung. So geht auch von verlassenen Nestern noch über lange Zeit eine Gefahr aus.

Für die Bäume und Sträucher sind diese Gespinste und die Raupen unbedenklich. Die kahlgefressenen Zweige treiben wieder aus.

Wichtigste Vorsichtsmassnamen
Kommt man aber als Mensch oder Tier mit den Raupen oder den Nestern in Kontakt, können die Brennhaare nesselartige Hautausschläge hervorrufen und Atembeschwerden verursachen. Wenn folgende Vorsichtsmassnahmen berücksichtigt werden, können gesundheitliche Probleme weitgehend vermieden werden:

• Vorsicht in der Nähe von Eichen: befallene Bäume und deren Umgebung grundsätzlich meiden.
• Raupen und Gespinste nicht berühren.
• Auch verlassene Nester nicht berühren, da sich darin noch immer abgebrochene Brennhaare befinden können.
• Falls doch ein Kontakt stattgefunden hat, sofort duschen, Haare waschen und Kleider wechseln.
• Bei Auftreten starker, allergischer Symptome sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Patient sollte dabei auf den Kontakt mit den Raupenhaaren hinweisen.

Der Eichenprozessionsspinner ist eine einheimische Schmetterlingsart und gehört zum natürlichen Ökosystem Wald. Infolge milder Winter und der allgemein wärmeren Witterung kommt die Raupenart heute vermehrt in Gebieten vor, die bis vor wenigen Jahren noch verschont geblieben waren. Es ist unmöglich, diese Schmetterlingsart generell zu bekämpfen. Vielmehr werden wir den richtigen Umgang mit den lästigen Plagegeistern lernen müssen. Vergleichbar mit Wespen, anderen stechenden Insekten oder giftigen Pflanzen, Pilzen und Beeren, mit denen wir ganz alltäglich zu leben gelernt haben, müssen wir uns auch mit dieser natürlichen Begebenheit arrangieren.


Eichenprozessionsspinner im Aargau

Seit rund zehn Jahren stellt der Kantonale Strassenunterhaltsdienst zunehmend fest, dass sich der einheimische Eichenprozessionsspinner, stark verbreitet. Ein Grund sind sicherlich die milden Winter in der Vergangenheit. Wir erleben keine längeren Kälteperioden von mindestens zwei bis vier Wochen am Stück mehr mit Temperaturen tiefer als minus 10 Grad Celsius. Dadurch können sich viele Schädlinge auch in unseren Breitengraden ansiedeln und ausbreiten.

Momentan sind im Aargau oft freistehende Eichen unterschiedlicher Altersstadien betroffen. Es können dies, Jüngere wie auch alte mächtige Exemplare sein, diese findet man entlang von Strassen, Fussund Radwegen, Waldrändern ebenso in/an öffentlichen Grundstücken. (Schulen, Friedhöfe, Schwimmbäder, Parkanlagen, Waldränder und weitere Orte).

In den letzten zwei Jahren konnte festgestellt werden, dass einzelne Raupenkolonien auch auf einheimische Gehölzhecken ausweichen.

Der Eichenprozessionsspinner wird uns im Kanton Aargau sicher noch längere Zeit beschäftigen. Wir müssen lernen, uns an neue Situationen anzupassen und damit zu leben:

• Es darf nicht dazu führen, dass viele Eichen gefällt werden.
• Einsätze mit Pflanzenschutzmitteln sind verboten. Ein allfälliger Bekämpfungseinsatz mit Pflanzenschutzmitteln wäre zudem sehr umständlich durchzuführen und eine einzige Anwendung würde nicht ausreichen.
• An Orten mit befallenen Bäumen, können Infoschilder als Hinweis für die Bevölkerung montiert werden.
• Ist es notwendig Gespinste zu entfernen, sind diese Arbeiten nur mit guten Schutzanzügen (Vollmontur), von Spezialisierten Fachleuten zu erledigen.
• Eine Materialentsorgung muss über die KVA erfolgen.

Quelle: Sektion Abteilung Tiefbau


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